Der Schriftzug "New York Stock Exchange" in goldenen Buchstaben unter einem klassizistschen Giebel.
marktbericht

Israel im Blick Anleger bleiben auf der Hut

Stand: 17.10.2023 22:24 Uhr

Die Lage im Nahen Osten beschäftigt die Märkte weiter. Durchwachsene Konzernbilanzen und Zinssorgen verhinderten zudem Ausschläge nach oben ein. In den USA standen vor allem die Chiphersteller unter Druck.

An der Wall Street hat sich der Dow Jones am Dienstag kaum bewegt. Der US-Leitindex stagnierte bei 33.997 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 0,3 Prozent nach auf 13.533 Stellen. Der breit gefasste S&P 500 schloss ebenfalls kaum verändert bei 4373 Zählern.

Unter Druck standen heute vor allem Chiphersteller. Die Papiere von Nvidia, AMD und Broadcom verloren bis zu rund drei Prozent. Die USA wollen ihr Embargo gegen China verschärfen, schon bestehende Handelbeschränkungen werden verschärft. Das gefährde "erhebliche Teile des bisherigen Umsatzes" von Nvidia, sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets: "Mit dem Thema Handelskrieg zwischen den USA und China schwelt damit ein zusätzlicher Risikofaktor für die Börsen weiter im Hintergrund."

Neue Anzeichen einer starken US-Wirtschaft schüren unterdessen die Sorgen vor weiteren Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed: So sind die Erlöse der US-Einzelhändler im September um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Auch die Produktion der US-Unternehmen ist im September stärker gestiegen als erwartet. Die gesamte Produktion - Industrie, Versorger und Bergbau zusammen - legte um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, wie die US-Notenbank Federal Reserve in Washington mitteilte.

Auch der US-Immobilienmarkt leidet unter den hohen Zinsen: Der NAHB-Hausmarktindex fiel um vier Punkte auf 40 Zähler, wie die National Association of Home Builders (NAHB) in Washington mitteilte. Der Index hat mittlerweile den tiefsten Stand seit Beginn des Jahres erreicht.

Der DAX hat sich am Dienstag mit einer klaren Kursrichtung schwer getan. Im späten Handel holte der deutsche Leitindex seine Verluste mehr als auf und schloss 0,09 Prozent höher auf 15.251 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann genauso viel auf 4152 Zähler. Für den MDAX der mittelgroßen Unternehmen reichte die Aufholjagd nicht ganz bis ins positive Terrain, am Ende stand ein Minus von 0,17 Prozent auf 24.976 Zähler.

Am Vortag hatte die Hoffnung auf eine erfolgreiche internationale Diplomatie im Nahost-Konflikt für leichte Kursgewinne gesorgt. Die Anlegerinnen und Anleger verfolgen nun auch weiterhin engmaschig die Bemühungen internationaler Vermittler. Bundeskanzler Olaf Scholz traf am Dienstag in Tel Aviv ein, US-Präsident Joe Biden wird dort am Mittwoch erwartet.

Analysten zeigten sich zurückhaltend. "Ob letztendlich die Diplomatie siegt, dürfte die zentrale Frage sein. Auch ob Israel auf einen Einmarsch in den Gaza-Streifen verzichten wird", sagte Christian Henke, Analyst vom Broker IG. "Die Angst davor, das die Situation im Nahen Osten aus dem Ruder läuft, ist unverändert groß."

Die Energieminister der EU einigten sich in Luxemburg nach monatelangen Verhandlungen auf eine gemeinsame Position zu Vorschlägen für eine Reform des europäischen Strommarkts. "Ziel der Reform ist es, die Strompreise unabhängiger von den schwankenden Preisen für fossile Brennstoffe zu machen," teilten die Länder mit. Der Kompromiss sollen auch die Industrie vor großen Preisschwankungen schützen.

Der positiv ausgefallene ZEW-Index, der die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten für Deutschland abbildet, hat unterdessen kaum Erleichterung verschafft. Der Index stieg in der Oktober-Umfrage um 10,3 Punkte auf nun minus 1,1 Punkte. "Die Talsohle scheint erreicht", erklärte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die gestiegenen Erwartungen führte Wambach unter anderem auf erwartete weiter sinkende Inflationsraten und stabile kurzfristige Zinsen der Europäischen Zentralbank zurück.

Dennoch zeigen sich die Arbeitgeber enttäuscht von der Arbeit der Regierung: Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa zeigen, dass sich 82 Prozent der befragten Unternehmer große Sorgen um den Standort Deutschland machen. 88 Prozent der Firmen sind der Meinung, die Regierung habe keine durchdachte Strategie zur Bewältigung der Krisen. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat die Bundesregierung zu einem Kurswechsel aufgefordert. "Die Stimmung in der Breite der Wirtschaft ist gekippt", sagte Dulger. Sein Vorwurf: Die Bundesregierung liefert nicht.

Update Wirtschaft vom 17.10.2023

Bo Hyun Kim, HR, tagesschau24, 17.10.2023 09:00 Uhr

Die israelischen Gegenangriffe auf die Terrorattacken der Hamas wirken sich nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur auf die Ölmärkte aus. Die Preise für die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI lagen jeweils leicht im Minus bei 89,56 beziehungsweise 86,43 Dollar pro Barrel (159 Liter).

"Die Ölpreise schwanken, da die Händler abwarten, ob die diplomatischen Bemühungen der USA im Nahen Osten erfolgreich sein werden", sagte Edward Moya, Analyst beim Handelshaus Oanda. Durch die Lage im Nahen Osten würden die Märkte nun noch nervöser. Die Preise könnten viel stärker schwanken und weiter ansteigen, was eine schlechte Nachricht für die Inflation sei, fügte Birol hinzu.

Der Euro hat am Dienstag an die Kursgewinne vom Wochenauftakt angeknüpft. Am Abend lag der Kurs der Gemeinschaftswährung bei 1,0572 und damit nur leicht unter dem Tageshoch. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0569 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,946 Euro.

Wie bereits am Vortag hat die Hoffnung, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten kommen könnte, den als sichere Anlage eingeschätzten Dollar belastet, was den Euro im Gegenzug stützte. Zudem waren Daten zur Entwicklung auf dem US-Immobilienmarkt am Nachmittag enttäuschend ausgefallen.

Wegen der Konjunkturschwäche der Chemiebranche baut der Spezialchemiekonzern Lanxess weltweit etwa jede 15. seiner Stellen ab. Um sich effizienter aufzustellen, sollen die Kosten im Jahr um 150 Millionen Euro gesenkt werden, wie ein Unternehmenssprecher am Dienstagabend sagte. Zu den Maßnahmen zähle der Abbau von 870 Vollzeitstellen, davon 460 in Deutschland. Lanxess hat weltweit derzeit etwa 13.000 Stellen, davon gut die Hälfte im Inland. Der Abbau soll schnellstmöglich erfolgen.

Der chinesische Elektroautobauer BYD erwartet für das dritte Quartal einen Rekordabsatz und sieht sich bei Autos mit alternativem Antrieb (NEV) noch vor dem E-Auto-Weltmarktführer Tesla. Der in Shenzhen ansässige Konzern habe insgesamt 824.001 NEV-Autos an seine Kunden ausgeliefert, teilte BYD am Dienstag mit. In diesem Segment, zu dem neben reinen E-Autos unter anderem auch solche mit Hybrid-Antrieb gehören, sei BYD die weltweite Nummer eins, erklärte das Unternehmen. Der Nettogewinn im Quartal solle zwischen 9,55 und 11,55 Milliarden Yuan (1,23 und 1,49 Milliarden Euro) liegen - bis zum Doppelten des Vorjahresgewinns.

Adidas schraubt nach dem zweiten erfolgreichen Schlussverkauf von "Yeezy"-Schuhen seine Ergebnis- und Umsatzprognose erneut nach oben. Der operative Verlust werde in diesem Jahr nur noch bei etwa 100 Millionen Euro liegen, 350 Millionen geringer als im Sommer vorhergesagt, teilte der Konzern mit. Der Umsatz werde nur um einen kleinen einstelligen Prozentsatz schrumpfen. Bisher war Vorstandschef Björn Gulden von einem Rückgang um etwa fünf Prozent ausgegangen.

Nach einem Geschäftseinbruch im vergangenen Jahr hat der Online-Broker FlatexDegiro im Sommer wieder deutlich zugelegt. FlatexDegiro habe in einem schwierigen Umfeld sein profitabelstes Quartal seit dem Hype vor zweieinhalb Jahren erzielt, sagte Vorstandschef Frank Niehage. Dank der gestiegenen Zinsen und höherer Provisionen pro Transaktion sprang der bereinigte Umsatz um 29 Prozent auf gut 101 Millionen Euro nach oben. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) legte sogar um 70 Prozent auf rund 41 Millionen Euro zu.

Der Kölner Motorenbauer Deutz steht Insidern zufolge vor einem Verkauf seiner auf elektrische Bootsantriebe spezialisierten Tochter Torqeedo. Der Verkaufsprozess entwickele sich gut, hieß es in Finanzkreisen, man sei in Gesprächen mit mehreren Interessenten. Deutz hatte Torqeedo im Jahr 2017 unter dem damaligen Chef Frank Hiller übernommen. Nun passe die Tochter nicht mehr zur Produktpalette der Kölner, hieß es. Torqeedo bietet unter anderem Außen- und Innenbordmotoren für Schiffe an, auch Hybrid-Antriebe für Yachten hat das Unternehmen im Angebot.

Der Gewinn von Goldman Sachs ist wegen hoher Abschreibungen auf Immobilien-Investments und auf das GreenSky-Fintech-Geschäft im dritten Quartal kräftig geschrumpft. Die führende US-Investmentbank erzielte im Zeitraum Juli bis September einen Gewinn von 2,06 Milliarden Dollar - ein Einbruch von rund 33 Prozent binnen Jahresfrist. "Wir erzielen weiter signifikante Fortschritte bei der Umsetzung unserer strategischen Prioritäten und sind zuversichtlich, dass die Arbeit, die wir jetzt leisten, uns eine viel stärkere Plattform für 2024 verschafft", erklärte Goldman-Sachs-Chef David Solomon.

Steigende Zinseinnahmen haben das Geschäft der Bank of America im dritten Quartal angeschoben. Der Gewinn im Zeitraum Juli bis September nahm binnen Jahresfrist um rund zehn Prozent auf 7,8 Milliarden Dollar zu, wie die zweitgrößte US-Bank mitteilte. "Wir haben Kunden und Konten in allen Geschäftsbereichen hinzugewonnen", erklärte Konzernchef Brian Moynihan. "Wir taten dies in einer gesunden, aber sich verlangsamenden Wirtschaft, in der die Ausgaben der US-Verbraucher zwar noch über dem Vorjahr liegen, sich aber weiter abschwächen."

Der Pharma- und Medizintechnikkonzern Johnson & Johnson hebt nach einem unerwartet guten dritten Quartal erneut die Prognose für das Gesamtjahr an. Zwischen Juli und September profitierte das Unternehmen vor allem von einem starken Medizintechnikgeschäft. Aber auch die Pharmasparte konnte zulegen, wie der Konzern mitteilte. Das Management peilt jetzt auf Jahressicht einen Erlös von 84,4 bis 84,8 Milliarden US-Dollar an. In der Mitte der Bandbreite wäre dies ein Plus von 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Wegen mutmaßlicher Beihilfe zur Finanzierung der Kämpfe in Israel und der Ukraine hat die Kryptowährungsfirma Tether 32 Konten eingefroren. In diesen Wallets, die mit "Terrorismus und Krieg" in Verbindung gebracht würden, lägen Kryptowährungen im Volumen von gut 873.000 Dollar, teilte Tether mit. Die Cyber-Devise ist als sogenannter Stablecoin an den US-Dollar gekoppelt. Entsprechend gering sind die Kursausschläge im Vergleich zu Bitcoin oder Ethereum. Mit einem Börsenwert von etwa 83,6 Milliarden Dollar rangiert Tether auf Platz drei der größten Kryptowährungen.

Infineon hat einen Großauftrag vom Autozulieferer Vitesco bekommen. Dieser wird einer Vereinbarung zufolge in mehreren Produkten Mikrocontroller des Neubiberger Halbleiterkonzerns einsetzen, wie Infineon mitteilte. Das geplante Auftragsvolumen liegt bei mehr als einer Milliarde Euro. Die Vereinbarung wird von 2027 an wirksam. Mikrocontroller sind Schlüsselkomponenten für die Automobilbranche. Sie überwachen und steuern Systeme vom Elektroantrieb bis hin zu Sensoren.

Toyota muss wegen eines Unfalls bei einem Zulieferer erneut Produktionsbänder in Japan stoppen. Wie der VW-Rivale bekanntgab, wurden zehn Produktionslinien in sechs der 14 Fabriken im Inland gestoppt. Nach einer Explosion beim Zulieferer Chuo Spring in der Präfektur Aichi habe man Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Teilen. Der Unfall hatte sich am Vortag in einer Fabrik des Zulieferers ereignet. Toyota wollte prüfen, ob die betroffenen Produktionslinien am Mittwoch wieder angefahren werden können.

Die andauernde Zurückhaltung von Kunden bei 5G-Komponenten wird nach Ansicht des schwedischen Telekomausrüsters Ericsson auch das Schlussquartal belasten. In den drei Monaten bis Ende September reduzierte sich das um Sondereffekte wie Restrukturierungskosten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) bereits um fast 40 Prozent auf 4,7 Milliarden schwedische Kronen (406 Mio Euro). Unter dem Strich fiel ein Verlust von 30,5 Milliarden Kronen an - nach einem Gewinn von 5,4 Milliarden Kronen im Vorjahreszeitraum.

Die Krise am chinesischen Immobilienmarkt fordert ihr nächstes Opfer: Der Konzern Country Garden beglich am Dienstag fällige Schulden zunächst nicht. Damit drohten sämtliche Auslandsverbindlichkeiten des Immobilienentwicklers als Zahlungsausfall gewertet zu werden. Für Country Garden endete heute die Nachfrist für eine 15 Millionen Dollar schwere Zinszahlung eines Dollar-Bonds.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 17. Oktober 2023 um 09:05 Uhr.