Händler an der New Yorker Börse
Marktbericht

Schwacher Wochenschluss Zinssorgen hemmen Wall Street

Stand: 09.12.2022 22:17 Uhr

Solange die Konjunktur in den USA robust bleibt, fürchten sich die Anleger vor scharfen Zinsschritten der US-Notenbank Fed. Enttäuschende Erzeugerpreise trübten die Stimmung an der US-Börse.

Der Dow Jones ging mit minus 0,9 Prozent auf 33.476,46 Punkten aus dem Handel. Damit steigerte er sein Minus im Wochenverlauf auf 2,8 Prozent. Der marktbreite S&P 500 schloss 0,7 Prozent tiefer bei 3934,38 Zählern. Der Technologieindex Nasdaq 100 sank um 0,6 Prozent auf 11.563,33 Punkte.

Die Anleger an der Wall Street reagierten verunsichert auf die relativ starken Konjunkturdaten des Tages. Sie schürten neue Sorgen um die die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed, denn in der kommenden Woche werden für die Märkte wichtige Weichen gestellt: Fed, EZB und auch die Bank of England verkünden ihren Zinsentscheid.

Experten rechnen bei Fed und EZB zwar überwiegend mit einer Anhebung des Leitzins um 0,5 Prozentpunkte. Ob diese Einschätzung zutreffend ist, hängt aber von der konjunkturellen Lage ab. Je robuster sich die US-Konjunktur bis dahin zeigt, desto größer sind die Chancen, dass zumindest die Fed die Zinsen stärker anhebt.

Deshalb blieb die Stimmung gedämpft, nachdem sich der Preisauftrieb bei den US-Erzeugerpreisen im November weniger als erwartet abschwächte. Zum Vorjahresmonat stiegen sie um 7,4 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 7,2 Prozent gerechnet. Immerhin ist es aber die fünfte Abschwächung in Folge. Das sei zwar nicht das Ende der Welt, aber gewiss eine negative Überraschung für die Märkte, meinte Peter Cardillo, Marktexperte bei Spartan Capital Securities.

Auch die Verbraucherlaune in den USA hat sich überraschend deutlich aufgehellt. Das Barometer hierfür stieg im Dezember auf 59,1 Punkte von 56,8 Zählern im November, wie die Universität Michigan mitteilte.

Update Wirtschaft vom 09.12.2022

Bettina Seidl, HR, tagesschau24

Der DAX hatte zuvor mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 14.370,72 Punkten geschlossen. Damit beendet er gleichwohl die zweite Woche in Folge mit einem Verlust von rund einem Prozent. Die allgemeine Unsicherheit über die künftige Geldpolitik der Notenbanken bremst derzeit die Kauffreude der Anleger auch in Deutschland.

"Die US-Notenbankpolitik und damit alle einflussreichen Treiber für die US-Inflation wie Arbeitsmarktdaten bestimmen weiterhin vorrangig die Richtung am Aktienmarkt", schreibt DZ-Bank-Experte Sven Streibel.

Nach ständigen Schwankungen am heutigen Ölmarkt geht es aktuell wieder bergab. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet derzeit etwas mehr als 76 Dollar. Seit Montag hatte sich das für Europa wichtige Rohöl aus der Nordsee allerdings um rund zehn Dollar verbilligt.

"Ein Barrel der Sorte Brent ist mit etwa 76 Dollar inzwischen wieder so günstig wie zu Jahresbeginn", heißt es in einer Analyse von Rohstoffexperten der Commerzbank. Der jüngste Preisrückgang sei trotz Lockerungen der Corona-Beschränkungen in China, dem Inkrafttreten des EU-Ölembargos und des Preisdeckels für russisches Öl erfolgt.

Am Markt wird der zuletzt starke Rückgang der Ölpreise unter anderem mit den starken Zinserhöhungen führender Notenbanken erklärt. Dies habe die Spekulation auf eine abflauende Weltwirtschaft verstärkt und die damit verbundene Sorge vor einer geringeren Nachfrage nach Rohöl.

Knapp drei Jahre nach dem Brexit soll die Londoner Finanzbranche nach Plänen der britischen Regierung neue Freiräume bekommen. Finanzminister Jeremy Hunt stellte ein weitreichendes Maßnahmenpaket vor, das verschiedene Deregulierungen für Banken vorsieht. Hunt zufolge sollen die Reformen "neue Brexit-Freiheiten ausschöpfen", Bürokratie abschaffen und das Wirtschaftswachstum ankurbeln.

Außerdem will sich der Sektor stärker für Kryptowährungen öffnen. Obergrenzen für Banker-Boni werden aufgehoben. Unter anderem sollen auch Regeln abgeschafft werden, die 2008 als Sicherheitsmechanismen nach der Finanzkrise eingeführt wurden und die Banken dazu verpflichteten, risikoreichere Investitionen von anderen Aktivitäten zu trennen.

Commerzbank-Privatkundenvorstand Thomas Schaufler will bei der Schließung von Filialen künftig vorsichtiger vorgehen. "Wir schauen uns die ganze Strategie jetzt mit der Kundenbrille noch einmal an", sagte er der "FAZ". Die Commerzbank müsse über andere Zugangswege wie Telefon und App besser informieren. "Das Schließen von Filialen ging für viele Kunden zu schnell." Auch dass Geldautomaten zunehmend knapp werden, räumte Schaufler ein und sagte zu: "Wir investieren in neue Automaten."

Die Commerzbank hat in den vergangenen Monaten ihr Filialnetz von 800 auf 450 Zweigstellen nahezu halbiert. Im kommenden Jahr werde die Zahl der Filialen wie geplant weiter auf rund 400 sinken.

BASF-Finanzchef Hans-Ulrich Engel hat die Milliarden-Investitionen des Chemiekonzerns in China als notwendig für die Entwicklung des Unternehmens bezeichnet: "China repräsentiert schon heute mehr als 40 Prozent des globalen Chemiemarkts und bleibt in dieser Dekade der größte Wachstumsmarkt in der Chemie."

Die italienische Regierung vertieft einem Zeitungsbericht zufolge ihre Gespräche mit der Lufthansa über einen Verkauf der italienischen Fluglinie ITA. Die Idee sei, eine Absichtserklärung bis Ende des Jahres zu unterzeichnen, berichtete die "Corriere della Sera".

Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec bekommt die weitflächige Lockdown-Situation im wichtigen Markt China und steigende Kosten zu spüren. Im ersten Quartal des im Oktober begonnenen Geschäftsjahres wird die operative Marge daher deutlich hinter dem Vorjahreswert zurückbleiben.

Wegen Fehlern bei der Bekämpfung von Geldwäsche muss die britische Tochter der spanischen Großbank Santander 107,8 Millionen Pfund (125 Millionen Euro) Strafe zahlen. Die britische Finanzaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) teilte mit, es gebe "ernsthafte und andauernde Lücken" bei Santander UK.

Antoine Arnault, der älteste Sohn von LVMH-Chef Bernard Arnault, ist zum Vorstandschef der zum größten Luxuskonzern gehörenden Modefirma Christian Dior ernannt worden. Er folge dem langjährigen Firmenlenker Sidney Toledano, wie Dior heute mitteilte.

Der Öl- und Energiekonzern Totalenergies treibt seinen Ausstieg aus dem russischen Geschäft voran. Dies macht eine Abschreibungen über 3,7 Milliarden Dollar auf seinen Anteil an dem russischen Öl- und Erdgaskonzern Novatek nötig.

Die US-Kartellbehörde FTC will die Mega-Übernahme des Computerspiel-Herstellers Activision Blizzard durch den Softwarekonzern Microsoft verhindern. Die Behörde reichte gestern eine entsprechende Klage gegen den geplanten rund 69 Milliarden Dollar schweren Kauf ein.

Der Autobauer Tesla kann seine Produktionsstätte in Grünheide bei Berlin erweitern. Die Gemeindevertretung machte dafür gestern Abend den Weg frei und stimmte der Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes zu.