Federal Reserve Bank, Washington, USA

Vor Notenbank-Sitzung US-Inflation ebbt weiter ab

Stand: 13.12.2022 15:33 Uhr

Die hohe US-Inflation hat sich im November stärker als erwartet abgeschwächt. Die Teuerungsrate fiel von 7,7 auf 7,1 Prozent. Damit dürfte die Fed morgen nur einen kleinen Zinsschritt beschließen.

Die Inflation in den Vereinigten Staaten ist vor der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed in diesem Jahr weiter auf dem Rückzug und nährt damit Spekulationen auf kleinere Zinsschritte. Die Verbraucherpreise stiegen im November um 7,1 Prozent, wie das Arbeitsministerium heute in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einer etwas geringeren Verlangsamung auf 7,3 Prozent gerechnet, nach 7,7 Prozent im Oktober.

Fünfter Rückgang in Folge

Der Rückgang ist bereits der fünfte in Folge und weckt Hoffnungen, dass die USA den Höhepunkt der Inflationswelle hinter sich haben könnte. Noch im Juni hatte die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen bei 9,1 Prozent gelegen. Auch die Kerninflation - also ohne die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise - fiel von 6,3 auf 6,0 Prozent. Hier war der Rückgang ebenfalls stärker als erwartet.

Dennoch liegt die Inflationsrate noch weit über dem Ziel der Fed von 2,0 Prozent. Morgen entscheiden die US-Währungshüter wieder über den Leitzins. Der abgeschwächte Preisauftrieb dürfte sie in ihrer Absicht bestärken, die Leitzinsen weniger deutlich als zuletzt zu erhöhen.

Zwar sieht die Notenbank den Kampf gegen die Inflation noch nicht als gewonnen an, will aber bei Zinserhöhungen etwas kürzertreten. Die Finanzmärkte rechnen mit einer Erhöhung um einen halben Prozentpunkt - auf eine neue Leitzins-Spanne von dann 4,25 bis 4,50 Prozent. Zuvor hatten die US-Währungshüter den geldpolitischen Schlüsselsatz vier Mal in Folge um 0,75 Prozent angehoben.

"Basiseffekt wird noch größer werden"

"Nach diesen Inflationsdaten dürfte aus den Reihen der US-Notenbank ein Aufatmen zu verspüren sein", sagte Dirk Chlench von der LBBW. Nun sei es nahezu sicher, dass die Fed auf ihrer morgigen Gremiensitzung nicht abermals einen 'Jumbo'-Zinsschritt von 75 Basispunkte beschließen werde. Selbst eine Leitzinsanhebung um nur 25 Basispunkte sei nicht mehr völlig ausgeschlossen.

Die Fed werde einen kleineren Zinsschritt um 50 Basispunkte bekanntgeben, ist sich auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank sicher. Damit sei das Zinshoch jetzt annähernd erreicht. Denn auch in den kommenden Monaten gehe es mit der Teuerung weiter steil bergab, meinte der Experte. "Wie die fünf großen Inflationsausbrüche zwischen den 1940er und 1980er Jahren zeigen, fällt die Inflationsrate nach einem deutlichen Anstieg wieder rapide."

Ähnlich sieht es auch Ulrich Wortberg von der Helaba: "Der Basiseffekt wegen des Preisschubes im November 2021 macht sich bemerkbar. Dieser Effekt wird bis Juni 2023 anhalten und noch größer werden." Daher dürfe es nicht überraschen, wenn die Inflationsrate in den USA in den kommenden Monaten sukzessive sinke.

DAX kurzzeitig über 14.600 Punkten

Nach den Zahlen gab der US-Dollar auf breiter Front nach. Die US-Staatsanleihen reagierten mit kräftigen Kursgewinnen. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg zu Handelsbeginn um 1,13 Prozent auf 115,11 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere gerieten im Gegenzug deutlich unter Druck.

An den Börsen kam der stärkere Rückgang der Teuerungsrate gut an. Dass die Fed nun den Fuß vom Gas nehmen könnte, lässt die Investoren aufatmen. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial startete mit einem Plus von knapp 1,7 Prozent auf 34.568 Punkte in den Handel. Der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 schoss sogar 3,3 Prozent in die Höhe.

Auch hierzulande trieb der überraschend starke Rückzug der Teuerungsrate die Aktienmärkte an. Zuvor hatten sich die Anleger schon etwas mutiger gezeigt, doch nach der Veröffentlichung setzte der DAX zu einem Höhenflug an. Das Börsenbarometer schnellte zeitweise um bis zu 2,3 Prozent nach oben und stand erstmals seit Juni wieder über Marke von 14.600 Zählern.