Verlauf des Aktienindex DAX an der Kurstafel der Frankfurter Wertpapierbörse

ETF-Sparpläne In kleinen Schritten zum großen Sparziel

Stand: 20.08.2023 08:24 Uhr

ETF-Sparpläne gehören zu den wenigen Finanzprodukten, die unabhängige Experten uneingeschränkt empfehlen. Auch mit kleinen monatlichen Beträgen haben Anleger gute Renditechancen. Was ist dabei zu beachten?

Von Yvonne Schleinhege-Böffel, SR

Auch wenn die Zinsen derzeit wieder steigen: Um aussichtsreich zu sparen, sollten Anleger nicht nur Tages- oder Festgeldangebote im Blick haben. "Schon seit einigen Jahren merken wir, dass das Thema ETF für Verbraucher immer mehr ein Begriff wird", berichtet Thomas Beutler von der Verbraucherzentrale Saarland.

Und für ihn steht fest: Insbesondere ETF-Sparpläne sind der ideale Einstieg in Aktien-Geldanlagen. Gerade Anfängern würden durch die kleinen Beträge Ängste genommen. Die Zeitschrift "Finanztest" empfiehlt börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETF, auch wegen ihrer guten Renditechance.

Ideal seien dabei Sparpläne, die im ETF weltweit streuende Aktienfonds abbilden. "Das heißt also, ich spare jeden Monat oder auch vierteljährlich eine konstante Summe in den Aktienmarkt ein", sagt Roland Aulitzky von "Finanztest". Diese ETF-Sparpläne gehörten dabei zu den seltenen Finanzprodukten, die er uneingeschränkt empfehlen könne.

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Was sind ETF?

Ein börsengehandelter Indexfonds, kurz ETF, ist der "Nachbau" von Börsenindizes: Dabei kauft eine Fondsgesellschaft mit dem Geld der Anleger diejenigen Wertpapiere, die in einem Index enthalten sind. Das Ziel eines ETF ist, genau die Rendite zu erzielen, die auch der Index erreicht. Abgebildet werden können unterschiedliche Indizes, etwa der DAX, der S&P 500 oder der Weltaktienindex MSCI World.

ETF können auf zwei unterschiedliche Arten gebaut werden - man unterscheidet "physische" und "synthetische" ETF. Bei "physischen" ETF werden einfach die Wertpapiere (Aktien) im Index nachgekauft. Dadurch wissen Anleger genau, in welche Wertpapiere sie gerade Geld investiert haben. Bei einem "synthetischen" ETF werden die Aktien nicht einzeln nachgekauft, sondern der ETF-Anbieter lässt sich die gewünschte Wertentwicklung von einer Bank zusichern. Im Gegenzug erhält die Bank einen Korb bekannter Aktien vom ETF-Anbieter.

Kleine Sparraten, lange Anlagezeit

Auch für junge Menschen, die nur wenig Geld zur Seite legen können, sind die Sparpläne eine Option. Denn der Einstieg mit einem monatlichen Betrag von zehn oder 20 Euro ist grundsätzlich möglich.

Bevor man einen ETF-Sparplan abschließt, sollte man sich Gedanken über die monatliche Sparrate und die ungefähre Spardauer machen. "Deshalb ist es nötig, die eigene Vermögensstruktur genau zu prüfen", so die Erfahrung von Verbraucherberater Beutler. Denn es sollte nur Geld angelegt werden, das man auch längerfristig entbehren kann.

Nur so können zwischenzeitliche Verluste bei Kursschwankungen ausgesessen werden. "Natürlich muss man auch bereit sein, einen Börsen-Crash auszuhalten", so der Hinweis von "Finanztest"-Redakteur Aulitzky.  Sein Tipp: zum "Selbstschutz" am besten nicht so häufig ins Depot schauen.

Ebenfalls wichtig: Die Mindestspardauer bei ETF-Sparplänen liegt aus Sicht von Verbraucherschützern bei zehn, besser noch 20 Jahren.

Chancen auf gute Rendite mit geringeren Kosten

Ein Rechenbeispiel der "Finanztest"-Experten: Wenn man heute zurückrechnet und hätte 30 Jahre lang in einen ETF-Sparplan auf den sogenannten MSCI World eingezahlt, wäre man mit 200 Euro monatlich auf eine Gesamtsumme von ca. 270.000 Euro gekommen. Die wirkliche Einzahlung hätte dabei nur bei rund 72.000 Euro gelegen.

Daneben hat der ETF-Sparplan laut "Finanztest" noch ein paar andere Vorteile. Wichtiger Punkt: die vergleichsweise geringen Kosten. Zudem seien Anleger flexibel und könnten theoretisch den Sparplan jederzeit beenden. Auch die Sparraten können innerhalb bestimmter Grenzen frei gewählt werden. Daneben sind die Fondanteile geschützt, sollte die Bank oder Fondsgesellschaft pleite geben.

Warnung von der Kostenfalle

Ein Problem ist, dass nicht alle Banken ETF-Sparpläne anbieten. Insbesondere bei Sparkassen, Filial- oder Genossenschaftsbanken werden Anleger häufig nicht fündig. Für viele Neu-Anleger wird es daher nötig sein, ein zusätzliches Depot bei einer Direktbank, Fondsbank oder einem Broker zu eröffnen. Dabei gilt es, auf eventuelle Depot-Kosten zu achten.

Neben dem Depot muss der Anleger auch den ETF-Sparplan auswählen. "Die Kernempfehlung lautet, möglichst breit zu investieren, also weltweit, in möglichst viele Länder und Branchen", erklärt Aulitzky. Empfohlen werden daher Fonds auf einen bereiten Weltaktienindex, etwa den Index MSCI World, den Index MSCI All Country World oder den Index FTSE All-World.

Natürlich können bei ETF-Sparplänen Gebühren anfallen. "Finanztest" rät, dass man Unterschiede zwischen einem kostenlosen und einem günstigen Angebot nicht überbewerten sollte. Allerdings wird auch vor einer Kostenfalle ausdrücklich gewarnt: Wer bei bestimmten Anbietern mit sehr kleinen Raten spart, habe indiskutabel hohe Kosten.

Auch die Verbraucherzentrale empfiehlt, in den Preisverzeichnissen der Institute nach den Kosten zu schauen - diese werden meist Provisionen, Order- oder Transaktionskosten genannt. Sollte neben dem prozentualen Entgelt noch ein fixes Entgelt entfallen, sei es sinnvoll, statt monatlich kleinerer Sparraten lieber viertel- oder halbjährig höhere Sparraten zu vereinbaren.

Flexibler Einstieg und geplanter Ausstieg

Natürlich stellt sich auch die Frage, wann der richtige Zeitpunkt ist, einen ETF-Sparplan abzuschließen. Anderes als bei anderen Anlage-Produkten sei dieser nicht entscheidend, sagt "Finanztest"-Redakteur Aulitzky. Die Sorge, ob nach dem derzeitigen Börsenhoch bald schon wieder ein Rückschlag kommt, spiele bei den Sparplänen keine Rolle.

So einfach es ist, einen Sparplan zu starten, umso schwieriger ist es, ihn erfolgreich zu beenden. Entscheidend sei hierbei das Timing, erklärt Thomas Beutler von der Verbraucherzentrale Saarland. Hier ergebe es Sinn, sich vorab zu überlegen, wann der Sparplan ungefähr auslaufen soll, um dann zwei bis drei Jahre vorher die Kurse genau im Blick zu behalten.

Daneben gibt es die Möglichkeit, Fondsanteile schrittweise zu verkaufen, also in mehreren Tranchen. Mit so einem gestückelten Verkauf lässt sich auch das "gefühlte Risiko" etwas verringern. Aber: Auch hier sollte man sich vorab nach den Verkaufskosten erkundigen.

Fazit: Auch wenn der ETF-Sparplan ein recht einfaches Finanzprodukt ist - etwas muss man sich damit natürlich beschäftigen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. Juli 2023 um 11:56 Uhr.