Hintergrund

Aktienkennziffern Dividendenrendite: Vorsicht Falle!

Stand: 07.08.2019 13:46 Uhr

Keine Frage, eine hohe Dividende ist in der Regel ein wichtiges Qualitätsmerkmal für eine Aktie. Wer aber allein auf die Dividendenrendite schielt, kann böse Überraschungen erleben. Auf jeden Fall sollten Anleger einige Eigenschaften von Dividendenzahlungen beachten.

Von Detlev Landmesser, HR

Denn als alleiniges Anlagekriterium reicht die Dividendenrendite selten aus. Bei Anleihen, die ein Anleger bis zur Fälligkeit hält, lässt sich die Rendite bis auf die letzte Stelle im Voraus bestimmen und - die Zahlungsfähigkeit des Schuldners freilich vorausgesetzt - sicher einplanen. Nicht so bei Dividendenpapieren: Je nach dem geschäftlichen Erfolg des Unternehmens schwankt die Ausschüttung über die Jahre. Noch mehr bekommen Aktionäre natürlich die Kursschwankungen zu spüren.

Dividendenrendite schwankt täglich

Die "Dividendenrendite" ist also kein Zahlungsversprechen, sondern ein börsentäglich schwankender Wert, der sich aus dem Verhältnis der Dividende zum aktuellen Aktienkurs ergibt. Eine Dividendenrendite von fünf Prozent ist ein schwacher Trost, wenn die Aktie nach dem Kauf um zehn Prozent einbricht.

Ist die Dividendenrendite nachhaltig attraktiv, wirkt sich dies allerdings durchaus stabilisierend auf den Aktienkurs aus.

Manchmal sogar ein Warnzeichen

Doch Anleger, die allein auf diese Kennzahl achten, können ganz schön in die Falle tappen. Vor allem sollten sie folgendes wissen: Die Dividendenrendite, wie sie etwa in Zeitungen veröffentlicht wird, bezieht sich in der Regel auf die zuletzt gezahlten Dividenden.

So kann beispielsweise ein Unternehmen in einem starken geschäftlichen Abschwung eine verlockende Dividendenrendite aufweisen - aber eben nur deshalb, weil die geschäftlichen Probleme zu einem Kurseinbruch geführt haben. Die Dividendenrendite ist dann nurmehr eine rein rechnerische Größe, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Denn die geschäftlichen Probleme können die Ausschüttung für das laufende Jahr deutlich schmälern - oder es wird gar nichts mehr ausgeschüttet.

Eine hohe ausgewiesene Dividendenrendite kann also auch geradezu ein Warnzeichen sein. Für interessierte Anleger ist es also Pflicht, das aktuelle Nachrichtenumfeld des Unternehmens wie etwa Dividendenankündigungen zu beachten sowie zu prüfen, wie kontinuierlich die Gesellschaft bisher ihre Gewinne an die Aktionäre ausgeschüttet hat.

Dividendenabschlag beachten

Eine weitere Eigenschaft, die den bloßen Vergleich von Dividendenrenditen mit Renditen von Zinsanlagen problematisch macht, ist der Dividendenabschlag. Da die Aktie mit dem Tag der Dividendenzahlung auch den entsprechenden Kupon verliert, wird sie an der Börse von diesem Zeitpunkt an entsprechend niedriger bewertet. Der Kursabschlag ist also kein offizieller Akt, sondern ein Ergebnis von Angebot und Nachfrage.

Das ist auch der Grund für das Phänomen, dass ein Dividendenabschlag bei gesunden Unternehmen am Markt in der Regel bald aufgeholt wird, manchmal sogar in wenigen Tagen - was auch psychologische Gründe hat. Auf lange Sicht fällt der Dividendenabschlag also oft weniger ins Gewicht, als es Finanzmathematiker erwarten würden. Anleger sollten ihn gleichwohl bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.