Gaskraftwerk Magnum, mit einer Leistung von 1410 Megawatt, daneben das Kohlekraftwerk Eemshaven.

Verlängerung des Notfallplans EU-Länder wollen weiter 15 Prozent Gas einsparen

Stand: 04.03.2024 16:12 Uhr

Obwohl sich die Lage am Gasmarkt mittlerweile entspannt hat, wollen die EU-Mitgliedstaaten den auslaufenden Notfallplan verlängern. Damit bleibt das Einsparziel von 15 Prozent weiter bestehen.

Trotz der deutlich besseren Versorgungslage wollen die EU-Länder weiter Gas einsparen. Die Energieministerinnen und -minister der Mitgliedstaaten verständigten sich heute bei einem Treffen in Brüssel darauf, den Ende des Monats auslaufenden Gas-Notfallplan um ein weiteres Jahr zu verlängern.

Danach sollen die EU-Staaten ihren Gasverbrauch weiter freiwillig um 15 Prozent unter dem Durchschnittsverbrauch des Zeitraums von April 2017 bis März 2022 halten. "Obwohl sich die Versorgungssicherheit in der EU verbessert hat, muss die Nachfrage weiter gesenkt werden, um ausreichende Gasspeicher für den nächsten Winter zu sichern", teilten die Länder mit.

Notfallplan soll zum zweiten Mal verlängert werden

Der Notfallplan war 2022 als Reaktion auf die durch den russischen Angriff gegen die Ukraine verursachte Energiekrise in Kraft getreten und sollte ursprünglich bis Ende März 2023 gelten. Schon vor einem Jahr hatten sich die Energieminister allerdings auf eine Verlängerung bis März 2024 geeinigt.

Die EU-Kommission hatte vergangene Woche die erneute Verlängerung vorgeschlagen, die noch formal angenommen werden muss. Zwar hätten sich die Aussichten der EU im Energiebereich verbessert, es seien aber weiterhin Einsparungen erforderlich. "Kontinuierliche Gaseinsparungen werden dazu beitragen, die derzeitige Marktstabilität zu erhalten und zu verbessern", hieß es.

Experten warnen vor LNG-Überkapazitäten

Zwischen August 2022 und Dezember 2023 ist der Erdgasverbrauch in der EU laut der EU-Kommission um 18 Prozent gesunken. Die Bemühungen gingen danach über das Einsparziel von 15 Prozent hinaus. Nach früheren Angaben seien die Einsparungen jedoch von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat sehr unterschiedlich.

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs vor zwei Jahren ging die Gasnachfrage der europäischen Staaten dem Report vom Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) zufolge sogar insgesamt um 20 Prozent zurück. Gleichzeitig warnt die US-Denkfabrik nun jedoch im Zusammenhang mit den aufgebauten Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Europa vor Überkapazitäten und einer neuerlichen Abhängigkeit von Lieferanten.

Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) teilte mit Blick auf eine entspannte Lage am europäischen Gasmarkt kürzlich mit, "der überdimensionierte LNG-Infrastrukturausbau ist nicht erforderlich, um eine potenzielle Gasmangellage zu vermeiden und sollte daher nicht weiterverfolgt werden". Die aktuellen Füllstände der Gasspeicher in Deutschland und der EU reichten aus, um auch in möglicherweise noch sehr kalten Monaten Februar und März 2024 sowohl Deutschland als auch Osteuropa ausreichend zu versorgen.

 

Niedrigster Heizbedarf in Deutschland seit 12 Jahren

Vor allem in Deutschland, Italien und Großbritannien ist die Nachfrage nach Erdgas in den vergangenen Monaten stark gefallen, hieß es in der jüngst veröffentlichten IEEFA-Studie. Der Rückgang hänge insbesondere mit höherer Energieeffizienz und Steuerung der Nachfrage zusammen, aber auch mit den Folgen der massiv gestiegenen Gaspreise und mit milder Witterung in den Wintermonaten.

Das zeigt auch eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals Check24, nach der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland seit der Datenerhebung 2011 noch nie so wenig heizen mussten wie in der aktuellen Heizperiode. Im Schnitt lag der Heizbedarf danach von September bis Februar sieben Prozent unter dem ebenfalls milden Vorjahreszeitraum.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. März 2024 um 16:08 Uhr.