Blick auf den Mercedes-Stern auf der Firmenzentrale von Daimler in Stuttgart-Untertürkheim.

Hunderttausende Fahrzeuge Daimler muss erneut Diesel zurückrufen

Stand: 11.10.2019 21:36 Uhr

Das Kraftfahrtbundesamt hat erneut einen Rückrufbescheid gegen Daimler erlassen: Der Konzern geht davon aus, dass Hunderttausende Diesel-Fahrzeuge betroffen sind. Der Autobauer will Widerspruch einlegen.

Der Autobauer Daimler muss erneut mehrere Hunderttausend Diesel-Fahrzeuge wegen einer mutmaßlich unzulässigen Abgastechnik zurückrufen. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) habe einen entsprechenden Rückrufbescheid für Europa erlassen - das teilte der Konzern mit.

Eine genaue Zahl der betroffenen Fahrzeuge wurde nicht genannt. Der Autobauer geht nach eigenen Angaben von einer mittleren sechsstelligen Zahl aus. Die Wagen wurden für den europäischen Markt mit einem Euro-5-Dieselmotor mit der Bezeichnung OM 651 ausgestattet. Die Fahrzeuge wurden bis Juni 2016 gebaut.

Die Behörde äußerte den Verdacht, dass bei Dieselmotoren dieses Typs der Abgasausstoß in Prüfsituationen manipuliert werde. Zu den beanstandeten Fahrzeugen zählen auch 260.000 Sprinter, die das KBA ins Visier genommen und ihretwegen bereits Anfang Oktober ein Anhörungsverfahren gegen Daimler eröffnet hatte.

Daimler will Widerspruch gegen die nun erlassene Anordnung der Behörde einlegen. Dennoch werde mit dem KBA weiterhin kooperiert. Der Konzern mit Firmenhauptsitz in Stuttgart ist der Auffassung, dass die monierte Funktion in den Fahrzeugen zulässig ist. Daimler wird die Rückrufe umsetzen und betroffene Kunden informieren, bleibt aber bei seiner Sichtweise. Die Prüfung des KBA ist laut Daimler noch nicht abgeschlossen. Weitere Anordnungen der Behörde seien daher nicht auszuschließen.

Rückruf von 60.000 GLK

Bereits im Juni hatte das KBA einen amtlichen Sofort-Rückruf von rund 60.000 Mercedes-Dieselautos angeordnet. Auch in den Mercedes GLK 220 CDI mit der Abgasnorm Euro 5 soll der Autobauer eine illegale Abschaltvorrichtung zur Abgasmanipulation eingesetzt haben. Daimler bestätigte, dass die beanstandete Abgasfunktionalität in verschiedenen Baureihen enthalten sei und legte Widerspruch gegen den Rückruf vom KBA ein.

Hohes Bußgeld

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte gegen den Konzern im September dieses Jahres ein Bußgeld von 870 Millionen Euro verhängt. Grund war eine fahrlässige Verletzung der Aufsichtspflicht in einer Abteilung, die sich mit der Fahrzeugzertifizierung befasst. Diese führte laut Staatsanwaltschaft dazu, dass die Dieselfahrzeuge Genehmigungen erhielten, obwohl der Ausstoß von Stickoxiden bei den Autos teilweise nicht den Vorschriften entsprach.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Oktober 2019 um 22:00 Uhr.