Personalausweis

Bürgeramt in der Sparkasse  Geld abheben und Ausweis beantragen 

Stand: 26.02.2023 14:57 Uhr

Banken brauchen immer weniger Filialen. Und Städte versuchen, bürgernäher zu werden und suchen dafür geeignete Räume. In Köln-Rodenkirchen gibt es nun ein Projekt, das beides verbindet. Hier wird die Sparkasse zum Bürgeramt.

Jeden Dienstag werden in der Sparkassen-Filiale in Köln-Rodenkirchen die Schreibtische getauscht. Dann sitzt dort nicht jemand von der Bank, sondern zwei Sachbearbeiterinnen der Stadt Köln. Auf den ersten Blick sieht die Rodenkirchener Sparkassen-Filiale aus wie jede andere auch. Hinweisschilder führen in den ersten Stock. Dort sitzt eigentlich das Sparkassen-Firmencenter. Doch seit einiger Zeit hat die Stadt Köln dort zeitweise zwei Büros gemietet. Anstelle von Beratungsgesprächen über Kredite oder Geldanlagen gibt es jeden Dienstag dort die Möglichkeit, beispielsweise Personalausweise zu verlängern oder Parkausweise zu beantragen. 

Hoffen auf "Win-win-Situation"

Dieses Projekt soll eine "Win-win-Situation" für die Sparkasse und die Stadt sein. Die Stadt Köln will näher an die Menschen rücken - und die Sparkassen haben eigentlich zu viel Fläche, die viel Geld kostet und in Zeiten von Online Banking immer weniger für Bankgeschäfte genutzt wird. Die Stadt Köln hat mit der Sparkasse daher einen Untermietvertrag zu marktüblichen Konditionen für die Räumlichkeiten abgeschlossen.

Das Projekt nennt sich "Kundenzentrum der Zukunft". Beim Standort hatte sich die Stadt für Rodenkirchen entschieden, weil das Bezirksrathaus gerade generalsaniert werden muss. Und das bedeutet, dass das ursprüngliche Kundenzentrum vorübergehend geschlossen werden mußte. "Bei einem Ortstermin stellte sich heraus, dass die Filiale der Sparkasse Köln/Bonn eine zentrumsnahe und bedarfsgerechte Lösung darstellt", erklärt ein Sprecher der Stadt.  

Termine schnell ausgebucht

Einmal in der Woche - jeden Dienstag - bietet die Stadt Köln dort nun "mobile Bürgerdienste" an. Stadtdirektorin Andrea Blome berichtet, das Angebot werde bisher sehr gut angenommen. Die Termine seien immer sehr schnell ausgebucht. "Somit konnten wir an den ersten fünf Termintagen bereits über 230 Anliegen bearbeiten", so die Stadtdirektorin. Auch wenn es jetzt nicht viele Tausende seien, wertet die Stadt das als Erfolg. 

Die Stadt führt zudem vor Ort Befragungen durch um herauszufinden, auf welche Bedürfnisse das Angebot nun ausgerichtet werden soll. "Vor allem ältere und mobil eingeschränkte Personen schätzen das Angebot an einem zentralen Standort im Stadtbezirk von Rodenkirchen sehr", berichtet Blome.

"Eines unserer Ziele ist es, die Leistungen der Kundenzentren näher zu den Kölnerinnen und Kölnern zu bringen und ihnen dadurch kürzere Wege und einen besseren Service zu bieten." Wenn das Projekt erfolgreich verlaufe, soll das Angebot auf weitere Standorte in den Kölner Veedeln ausgedehnt werden. Dabei müssten es nicht unbedingt Filialen der Sparkasse sein; auch andere Räumlichkeiten werden geprüft. 

Konsequenz aus der Corona-Pandemie

Der Test in Rodenkirchen läuft nun erst einmal bis in den Frühling hinein. Ein Grund für dieses Experiment sei auch die Corona-Pandemie. Denn während der Pandemie hatten sich die Wartezeiten für Amtsgeschäfte enorm verlängert - das hätten auch digitale Angebote nicht ausgleichen können. Nun sei es an der Zeit, wieder näher an die Menschen zu rücken, so die Stadtdirektorin. 

Für die Sparkasse, die selbst in kommunaler Hand ist, ist das eine Chance. Auch dort gibt man sich zufrieden mit den ersten Testwochen: "Wir freuen uns, wenn wir den Bürgerinnen und Bürgern in Rodenkirchen während der Umbauphase kurze Wege für Ihre Meldeangelegenheiten bieten können. Viele sind ja auch Kundinnen und Kunden der Sparkasse, und so lassen sich zwei Erledigungen zeitsparend miteinander verbinden", so Unternehmenssprecher Christian Schilling. 

Hoffen auf neue Kunden

Ganz uneigennützig dürfte die Freude nicht sein. Kaum eine Bank hat so viele Filialen wie die Sparkasse. Das kostet viel Geld für Strom, Miete und Personal. Anders als Privatbanken kann die Sparkasse nicht unbegrenzt Filialen schließen. Als mehr oder weniger öffentliche Einrichtung ist sie verpflichtet, die Versorgung mit Bargeld und anderen Bankgeschäften vor Ort zu gewährleisten. 

Die Beteiligung der Stadt reduziert nicht nur die Kosten; sie könnte vielleicht auch wieder die Bankgeschäfte ankurbeln, denn so könnten Kundinnen und Kunden wieder in die Bank gelockt und für Anlagegeschäfte gewonnen werden. Ähnlich sieht es bei Neukunden aus, die wegen ihres Besuchs vielleicht sogar erstmalig in Kontakt mit den Sparkassen kommen.