Extremwetterlagen im Winter für den 31.12.2022 und den 11.1.1987

Wetterthema Extremwetterlagen im Winter

Stand: 11.01.2024 11:52 Uhr

Ziemlich kalt ist es geworden. Doch die aktuelle Witterung ist nicht ungewöhnlich. Welche Wetterlagen bringen uns im Winter Extreme der Temperatur?

Von Ingo Bertram, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Unsere Abbildung zeigt Beispiele für extrem mildes und extrem kaltes Winterwetter. Dargestellt ist der auf Meeresniveau reduzierte Luftdruck für den 31.12.2022 und den 11.1.1987. Am mildesten wird es im deutschen Flachland im Winter, wenn uns Luft aus Südwesten erreicht. Dabei müssen kräftige Tiefdruckgebiete im Spiel sein, die für eine starke Luftströmung sorgen. Nur dann kann die milde Luft so schnell herangeführt werden, dass sie auf ihrem Weg wenig Zeit hat sich abzukühlen. Der Wind wird außerdem benötigt, damit sich die Luft bei uns bis in die Niederungen durchsetzen kann. Bleibt der Wind zu schwach, hält sich bodennah eine kältere Luftschicht und nur die Berge ragen in die milde Luft hinein. Am mildesten wird es, wenn sich nachts noch dichte Wolken über Deutschland befinden, welche die nächtliche Auskühlung verringern, und wenn dann pünktlich am Vormittag die Sonne herauskommt. Im Extremfall sind selbst im Hochwinter Temperaturen nahe 20 Grad möglich. Erreicht uns die Luft mehr aus südlichen Richtungen, so reicht es meistens nur an den Alpen und auf den Bergen für extrem hohe Temperaturen. In den Niederungen ist dann der Wind zu schwach für die notwendige Durchmischung der Luftmasse. Am 31.12.2022 gab es an 70 Prozent von knapp 500 ausgewerteten Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes einen neuen Wärmerekord für den gesamten Dezember. Wärmerekorde sind durch den Klimawandel wahrscheinlicher geworden. Sehr ähnliche Wetterlagen wie am Silvestertag 2022 gab es unter anderem am 30.12.1925 und am 10.1.1991. In beiden Fällen war es ebenfalls außergewöhnlich mild, in der Spitze fehlten aber etwa 2 Grad zu den Höchstwerten des jüngsten Ereignisses.

Extreme Kälte ist im Winter dann zu erwarten, wenn arktische Kaltluft kontinentalen Ursprungs nach Deutschland strömt. Meistens stammt diese aus dem Nordwesten von Russland. Am 11.1.1987 flutete eine Kaltluftmasse Deutschland, wie es sie seitdem nicht mehr gegeben hat. Ähnliche Wetterlagen gab es im Februar 1956, im Januar 1942, im Januar 1940 und im Februar 1929. Die Tagestemperaturen lagen am 11.1.1987 in Moskau bei -27 Grad, in Berlin bei -14 Grad und selbst in Speyer bei -10 Grad. Zum Vergleich: In der Vorderpfalz hat es diesen Winter noch keinen einzigen Tag mit Dauerfrost gegeben. Rekordtemperaturen bei uns werden begünstigt, wenn es beim Eintreten einer Nordostwetterlage in der Herkunftsregion der Luftmasse gerade sehr kalt ist. Außerdem sollte auf dem Weg der Luftmasse und in Deutschland Schnee liegen. Schließlich muss die Luftmasse bei uns dann bei klarem Himmel zur Ruhe kommen. Nur dann können über der Schneedecke extrem tiefe Minima erreicht werden. Diese Bedingungen sind vor allem in den westlichen Niederungen Deutschlands selten erfüllt. Das war schon immer so, durch den Klimawandel sind Kälterekorde inzwischen aber sehr unwahrscheinlich geworden. Ganz auszuschließen ist es dennoch nicht, dass es selbst am Rhein irgendwann mal wieder Tiefstwerte um -25 Grad gibt. Der aktuellen Wetterlage hat für eine extreme Kältewelle einiges gefehlt. Die Luftmasse kam zwar aus Russland, aber nicht aus der Polarregion. Außerdem hat in den meisten Regionen Deutschlands die Schneedecke gefehlt.