
Teilchenbeschleuniger Fair Darmstadt erforscht das Universum
Der Teilchenbeschleuniger Fair soll die letzten Geheimnisse um die Entstehung des Universums lüften: 3000 Forscher aus mehr als 50 Ländern wollen herausfinden, was direkt nach dem Urknall geschah. Jetzt war in Darmstadt Spatenstich.
Nun kann der Bau endlich beginnen: Am heutigen Dienstag war Spatenstich für das weltweit einzigartige Projekt. Mit dem teilweise unterirdisch verlaufenden Teilchenbeschleuniger Fair in Darmstadt wollen Wissenschaftler die Rätsel des Universums lösen. Das "Universum im Labor" soll klären, was vor etwa 13,8 Milliarden Jahren geschah.
"Wir können so die gesamte Geschichte des Universums verfolgen, von den ersten Mikrosekunden nach dem Urknall bis zu den heutigen Fragestellungen, zum Beispiel, wie man neue Krebstherapien entwickeln kann", sagt Forschungsdirektor Karlheinz Langanke.

Die Computer-Darstellung zeigt eine Außenansicht der in Darmstadt geplanten Teilchenbeschleunigeranlage Fair.
Neue Teilchen entstehen
Herzstück der neuen Anlage ist ein 1,1 Kilometer langer Ringbeschleuniger, der 17 Meter tief unter der Erde verläuft. Elektrisch geladene Teilchen mit einem Durchmesser von teilweise millionstel millionstel Millimeter nehmen darin extrem hohes Tempo auf.
Fast mit Lichtgeschwindigkeit prallen sie dann auf einen Widerstand - zum Beispiel auf eine Folie oder biologische Zellproben. So wollen die Forscher beobachten, wie beim Zusammenstoß neue Teilchen und Materieformen entstehen.
Zwei Millionen Kubikmeter Erde werden bewegt
Fair entsteht auf einer Fläche von 20 Hektar am GSI Helmholtz-Zentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt. "Das ist ein großer Meilenstein, den wir heute erreicht haben", erklärt der Technische Geschäftsführer von Fair, Jörg Blaurock. "Wir werden diesen August mit den Pfahlarbeiten beginnen. Im September wird der Aushub in großem Stil passieren." Das heißt, dass etwa zwei Millionen Kubikmeter Erde bewegt werden müssen. Das entspricht ungefähr der Menge beim Bau von 5000 Einfamilienhäusern.
Eigentlich sollte der Teilchenbeschleuniger schon 2017 in Betrieb gehen. Doch die Bauarbeiten haben sich verzögert. "Im Grunde hat man irgendwann gemerkt, dass der ambitionierte Zeitplan nicht gehen kann und wir deshalb länger brauchen", so Blaurock. Jetzt habe die technologische Weiterentwicklung viele Probleme gelöst. Der volle Betrieb der Anlage ist für 2025 geplant.
Kritik vom Bundesrechnungshof
Für den Bau des Teilchenbeschleunigers sind 1,3 Milliarden Euro eingeplant. Laut GSI übernimmt der Bund 65 Prozent davon, das Land Hessen 10 Prozent. Der Bundesrechnungshof äußerte Anfang des Jahres massive Kritik an dem Projekt. So sei der ursprüngliche Terminplan bereits nicht eingehalten worden und das Projekt auch teurer als ursprünglich geplant. Laut Bundesrechnungshof erhöhe der enge Zeitplan die Termin- und Kostenrisiken.