Die Maximilianstraße in Augsburg.

Bayern Weniger Autos, mehr Fußgängerzonen: Streit in vielen Städten

Stand: 19.04.2024 12:40 Uhr

Wie sollen Bayerns Innenstädte künftig aussehen: weniger Autoverkehr und mehr Fußgängerzonen? Diese Frage erhitzt in vielen Städten die Gemüter. Ein aktuelles Beispiel kommt aus Augsburg.

Von Alexander Brutscher

Die Stadt Augsburg will prüfen, ob die Maximilianstraße künftig dauerhaft eine Fußgängerzone werden oder ob dort Tempo 20 gelten soll. Ein Versuch, die Straße als Fußgängerzone zu nutzen, scheiterte schon einmal am Protest von Anliegern. Auch anderswo in Bayern ist nicht jeder begeistert von autofreien Innenstädten.

Fußgängerzone in Maximilianstraße scheiterte schon mal

Die Stadt Augsburg hatte Ende März vergangenen Jahres versuchsweise eine Fußgängerzone in der Maximilianstraße eingerichtet. Das Verwaltungsgericht Augsburg beendete den Versuch, der eigentlich ein Jahr hätte dauern sollen nach wenigen Monaten. Zwei Anwohner hatten gegen die Einrichtung der Fußgängerzone geklagt, weil die Stadt ihrer Ansicht nach nicht ausreichend nachgewiesen hatte, dass in diesem Bereich eine Gefahrenlage für Fußgänger besteht. Das Gericht gab ihnen recht.

Trotzdem hat die Stadt den verkürzten Versuch ausgewertet. Mit dem Ergebnis, dass deutlich mehr Passanten unterwegs gewesen seien. Die Fraktionsvorsitzenden der Grünen Verena von Mutius-Bartholy und Peter Rauscher sagen, dass die Innenstadt zum Verweilen einladen solle. Der CSU-Fraktionsvorsitzende Leo Dietz betont, dass es wichtig sei, die Parkmöglichkeiten auf die Bedürfnisse von Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Gewerbetreibenden anzupassen. Solche Bedürfnisse haben in anderen Teilen Bayerns bereits für das Ende ähnlicher Projekte gesorgt.

Autofreie Straße in München vor Gericht: Am Ende ein Vergleich

Im Frühjahr vergangenen Jahres wurde etwa ein Teil der Kolumbusstraße im Münchner Stadtteil Au für Autos gesperrt, mit Rollrasen und Pflanzkisten begrünt und mit einem "Stadtstrand" und Sitzmöglichkeiten zum Nachbarschaftstreff umgestaltet. Über den Sommer wollten die Stadt und Forscher herausfinden, wie eine zukünftige Umgestaltung vieler Münchner Straßen aussehen könnte. Von Anfang an schieden sich an dem Projekt die Geister: Forscher, Befürworter und Gegner zogen unterschiedliche Bilanzen und trafen sich vor Gericht. Ein Hauptkritikpunkt der Kläger: Anwohner müssten besser einbezogen werden. Das Ganze endete mit einem Vergleich – die Straße wurde ein paar Tage früher in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

Tempo 20 in Dachau, Abschaffung in Donaustauf

Auch in Dachau endete die Diskussion um weniger Verkehr in der Altstadt mit einem Kompromiss: Dort gilt nun, wie etwa auch in Fürth und Zirndorf in Mittelfranken, Tempo 20. Mit anderen Vorschlägen für die Altstadt war die Stadt Dachau in der Vergangenheit schon gescheitert. Eine Einbahnstraße wurde kurze Zeit getestet, bis ein Geschäftsinhaber Klage einreichte und vom Verwaltungsgericht Recht bekam. Sein Argument: Die Einbahnstraße erschwere den Kunden die Anreise. Eine Fußgängerzone war auch schon im Gespräch, wurde aber schnell wieder verworfen.

Im oberpfälzischen Donaustauf wurde vor einigen Jahren Tempo 20 erst eingeführt und dann wieder abgeschafft. Auch hier wegen Protesten im Ort. Vor allem, weil es den Donaustaufern an den Geldbeutel ging: Über 1.700 Autofahrer wurden innerhalb von rund drei Monaten geblitzt, einige verloren sogar den Führerschein. Gegner sammelten knapp 600 Unterschriften.

Landshuter wollten keine neue Fußgängerzone

In Landshut wollten viele Bürgerinnen und Bürger keine zusätzliche Verkehrsberuhigung. Bei einem Bürgerentscheid sprachen sich 62 Prozent gegen die Ausweisung einer weiteren Fußgängerzone aus. Die Initiatoren wollten einen 350 Meter langen Teil der Neustadt autofrei machen. Ohne Lärm und Abgase, dafür mit mehr Lebensqualität. Anders sahen das viele Autofahrer und auch Geschäftsleute in der Neustadt. Sie hatten Sorge, dass mit den wegfallenden Parkplätzen auch Kunden ausbleiben und die Neustadt veröden könnte.

Auch im unterfränkischen Lohr wurde versucht die Innenstadt vom Durchgangsverkehr zu befreien. Eigentlich sollte rund um die Altstadt Tempo 20 eingeführt werden. Im Stadtrat einigte man sich dann aber nur auf einen kleinen Bereich mit Schrittgeschwindigkeit, ansonsten gilt Tempo 30.

"Umweltstraße" in Aschaffenburg scheiterte an zu vielen Autos

In Aschaffenburg wollte man noch einen Schritt weiter gehen und eine "Umweltstraße" etablieren, in die nur Busse, Taxis, Radfahrer oder Fußgänger dürfen. Ziel war es, den Radverkehr in der Fußgängerzone zu reduzieren, indem mit der verkehrsberuhigten Straße für Fahrradfahrer eine attraktive und sichere Umfahrung der Fußgängerzone entsteht. Dieser Versuch scheiterte jedoch. Laut der Stadt Aschaffenburg habe es täglich rund 2.300 illegale PKW-Durchfahrten gegeben.

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Quelle: Regionalnachrichten aus Schwaben 19.04.2024 - 06:30 Uhr