Der Friedenssaal in Münster, das Kreuz wurde entfernt

G7-Treffen in Münster Abgehängtes Ratskreuz sorgt für Kritik

Stand: 04.11.2022 19:16 Uhr

Für das G7-Treffen im Münsteraner Friedenssaal wurde ein Kreuz abgehängt. Die Union und die Kirche kritisieren das scharf. Außenministerin Baerbock, die an der Entscheidung nicht beteiligt war, bedauert das Entfernen.

Ein abgehängtes Kreuz beim Treffen der G7-Außenminister und -Außenministerinnen im Münsteraner Friedenssaal hat eine Debatte ausgelöst. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte, das Kreuz sei im Zuge einer Umgestaltung des Saals für das G7-Ministertreffen entfernt worden. Zur Umgestaltung hätten auch anderes Mobiliar, eine andere Beleuchtung und ein Teppich gehört. Dies sei eine Absprache zwischen dem Protokoll des Außenamts und der Stadt Münster gewesen.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sei mit dieser Frage nicht befasst gewesen. Es habe dazu "keine Entscheidung auf politischer Ebene" gegeben, betonte der Sprecher. Baerbock selbst bedauert die Entscheidung des Auswärtigen Amts. "Das war keine bewusste Entscheidung, erst recht keine politische Entscheidung, sondern offensichtlich eine organisatorische Entscheidung", sagte die Grünen-Politikerin nach dem Treffen mit ihren Kollegen der wirtschaftsstarken Demokratien. "Ich hätte es gut gefunden, wenn wir es nicht weggeräumt hätten." Sie habe erst am Freitagmorgen davon erfahren.

"Entscheidung hätte so nicht getroffen werden dürfen"

Der Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) bedauerte das Abhängen des Kreuzes. Die Stadt Münster habe alles unternommen, um einen reibungslosen Ablauf der Konferenz zu ermöglichen, und das Kreuz daher auf Bitten der Auswärtigen Amts für die Zeit des G7-Treffens abgehängt. "Diese Entscheidung hätte so nicht getroffen werden dürfen, und ich bedaure sie", erklärte Lewe. "Mein Eindruck ist, dass auch die Außenministerin davon überrascht wurde."

Das Kreuz gehöre seit Jahrhunderten zum Friedenssaal und damit zur Geschichte und Kultur des Ortes, an dem 1648 Dokumente des Westfälischen Friedens unterzeichnet wurden. "Das christliche Kreuz ist ein Zeichen der Versöhnung", unterstrich Lewe.

Die "Westfälischen Nachrichten" hatten unter Berufung auf die Stadt berichtet, das Außenministerium habe seine Bitte damit begründet, dass Menschen mit unterschiedlichem religiösem Hintergrund an dem Treffen teilnehmen würden. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur epd wollte ein Sprecher der Stadt dies am Nachmittag nicht bestätigen.

Der Friedenssaal in Münster

Der Friedenssaal in Münster mit dem historischen Ratskreuz.

Union sieht "Wertefundament" durch Aktion verletzt

Scharfe Kritik am Abhängen des Kreuzes kam aus der Union. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei, warf der Bundesregierung vor, sie sei traditions- und geschichtsvergessen. Das christliche Menschenbild sei die gemeinsame Basis der liberalen und rechtsstaatlichen Demokratien der G7-Staaten, sagte Frei dem Fernsehsender Welt.

Die kulturpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Christiane Schenderlein, sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post", mit der Aktion sei das Wertefundament verletzt worden, das Grundlage für politische Entscheidungen sein müsse. "Damit wird unsere kulturelle Identität vor den Augen der restlichen Welt vorsätzlich verleugnet", sagte Schenderlein. Das Kreuz stehe nicht für Überheblichkeit, "sondern für die Einladung zur Verbundenheit der Menschen untereinander". Das Kreuz im Münsteraner Friedenssaal stammt aus dem Jahr 1540, vor dem Kreuz werden Ratsmitglieder vereidigt.

Maßnahme ist für Bistum "nicht nachvollziehbar"

Das Bistum Münster bezeichnete die Maßnahme in einer Mitteilung als "nicht nachvollziehbar". Traditionen und damit verbundene Symbole, die Ausdruck von Werten, Haltungen und religiösen Überzeugungen seien, ließen sich nicht einfach "abhängen".

Die Konferenz der G7-Außenminister tagte am Donnerstag und Freitag im historischen Rathaus in Münster. Eingeladen hatte Außenministerin Baerbock, weil Deutschland in diesem Jahr die G7-Präsidentschaft innehat.