Interview

Interview mit der CSU-Generalsekretärin "Merkel ist ungemein beliebt bei uns"

Stand: 19.07.2008 15:43 Uhr

Bei ihrem Parteitag ist die CSU in Bezug auf die Pendlerpauschale erneut auf Distanz zur Schwesterpartei gegangen. Der Konflikt gefährde das gute Verhältnis von CDU und CSU jedoch nicht, sagte CSU-Generalsekretärin Haderthauer gegenüber tagesschau.de.

Bei ihrem Parteitag ist die CSU in Bezug auf die Pendlerpauschale erneut auf Distanz zur Schwesterpartei gegangen. Der Konflikt gefährde das gute Verhältnis von CDU und CSU jedoch nicht, sagte CSU-Generalsekretärin Haderthauer gegenüber tagesschau.de. Sie verweist auf die Verhältnismäßigkeit: "Wir wollen die Menschen um 28 Milliarden Euro entlasten. Die Pendlerpauschale macht gerade einmal 1,5 Milliarden aus."

tagesschau.de: Frau Haderthauer, vor dem Parteitag Streit mit Angela Merkel, und nun gestern Standing Ovations nach ihrer Rede, obwohl sie das Nein der CDU in dem Thema noch mal bestätigt hat. Wo steht die CSU denn nun?

Christine Haderthauer: Mich hat das gestern nicht überrascht. Ich habe damit gerechnet, dass die Kanzlerin warm, freundlich und auch herzlich empfangen wird. Angela Merkel ist ungemein beliebt - auch in der CSU. Aber wir sind nun einmal ganz klar für die Wiedereinführung der Pendlerpauschale. Und viele in unserer Partei haben bei aller Liebe zur Kanzlerin kein Verständnis für ihre Haltung in dieser Frage.

"Es gibt mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes"

tagesschau.de: Und das lässt sich miteinander vereinbaren?

Haderthauer: Wunderbar sogar, weil es sehr viele Punkte gibt, die uns miteinander verbinden. Ich bin überzeugt davon, dass das Thema im Bundestagswahlkampf eine zentrale Rolle spielen wird. Merkel hat das sehr schön zum Ausdruck gebracht gestern: Sie hat Bayern als Erfolgsmodell für Deutschland bezeichnet, wegen des ausgeglichenen Haushalts und vieler anderer Erfolge.

Zur Person

Christine Haderthauer wurde am 11. November 1962 in Neumünster in Schleswig-Holstein geboren. Sie studierte in Würzburg Jura und arbeitete danach als Rechtsanwältin. Die verheiratete Mutter von zwei Kindern trat 1984 in die CSU ein. Zunächst engagierte sie sich als Stadträtin in Ingolstadt. 2003 zog sie als direkt gewählte Abgeordnete in den Bayerischen Landtag ein. 2007 wurde sie zur Generalsekretärin der CSU gewählt.

tagesschau.de: Den Unterschied beim Thema Pendlerpauschale zwischen CDU und CSU hat sie aber auch hier gestern noch einmal betont.

Haderthauer: Genauso wenig, wie die Kanzlerin erwartet, dass wir von unserer Meinung abrücken, haben wir damit gerechnet, dass sie umschwenkt. Wir wollen die Menschen mit unserem Steuerkonzept um 28 Milliarden Euro entlasten. Angela Merkel hat gestern selbst gesagt, dass sie voll hinter unserer Forderung nach einer Entlastung von Familien und Arbeitnehmern steht - und die Pendlerpauschale macht gerade einmal 1,5 Milliarden aus. Das zeigt deutlich: Es gibt mehr Gemeinsamkeiten mit der CDU als Trennendes.

"Wir sind voll im Aufwind"

tagesschau.de: "50 Prozent plus X" ist nun offiziell das angepeilte Wahlergebnis der CSU, Ministerpräsident Beckstein hat es in seiner Rede noch mal bestätigt. Wie realistisch ist das?

Haderthauer: Sehr realistisch. Wir haben gerade heute wieder eine neue Umfrage, die unseren Kurs bestätigt. Wir sind voll im Aufwind. Wir liegen heute bei 51 Prozent, ab jetzt kämpfen wir um ein möglichst großes X.

tagesschau.de: Sollte die 50-Prozent-Marke verfehlt werden, ist Ihr Vorgänger als CSU-Generalsekretär, Markus Söder, als neuer Regierungschef im Gespräch und Bundesumweltminister Horst Seehofer als Parteivorsitzender. Was würde eine solche Konstellation für Sie bedeuten?

Haderthauer: Dazu sage ich Ihnen nur eins: Dieser Fall tritt nicht ein und über ungelegte Eier habe ich noch nie gesprochen.

Das Gespräch führte Nicole Diekmann, tagesschau.de.