Ein Zeitungsausträger im Rentenalter entnimmt seinem Wagen eine Zeitung

Steuerfreier Zuverdienst Kritik an "Aktivrente"-Idee der CDU

Stand: 30.09.2023 16:16 Uhr

Die CDU will Rentnerinnen und Rentnern steuerfreie Zuverdienste bis zu 2.000 Euro pro Monat ermöglichen. Die Kritik daran ist groß. Die Linke wirft der CDU vor, "Menschen an die Maloche bis zum Tode" gewöhnen zu wollen.

Politiker von SPD, FDP und Linkspartei haben den CDU-Vorschlag steuerfreier Zuverdienstmöglichkeiten für Rentner scharf kritisiert. Gestern hatte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann das Konzept einer "Aktivrente" vorgestellt. Die Partei will es Menschen ermöglichen, nach dem Eintritt ins Rentenalter freiwillig bis zu einer Grenze von 2.000 Euro pro Monat weiterzuarbeiten, ohne auf dieses Erwerbseinkommen Steuern zahlen zu müssen. Dies soll den Fachkräftemangel lindern.

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sagte dem "Tagesspiegel", wer im Ruhestand arbeiten wolle, solle das tun. "Das CDU-Konzept der 'Aktivrente' soll allerdings auch dazu dienen, die Menschen an die Maloche bis zum Tode zu gewöhnen", fügte Bartsch hinzu. Es gebe "ein Recht auf Ruhestand". Wichtiger als Steuerfreiheit für Erwerbseinkommen von Rentnern wäre es, "die Renten zum 1. Januar 2024 außerordentlich und zusätzlich um zehn Prozent zu erhöhen", sagte Bartsch.

Die SPD-Bundestagsfraktion lehnte das CDU-Modell als ungerecht ab. "Der Vorschlag bevorzugt Professoren und Anwältinnen und benachteiligt diejenigen, die jahrzehntelang körperlich schwer gearbeitet haben, wie zum Beispiel Dachdecker oder Krankenpflegerinnen", sagte SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt der Zeitung. Ein solches Modell "käme vor allem ohnehin schon gutsituierten Seniorinnen und Senioren zugute".

"Für Millionen Beschäftigte nie verfügbar"

Der FDP-Arbeitsmarktpolitiker Carl-Julius Cronenberg lehnte den CDU-Vorstoß ebenfalls ab. "Anreize zur Beschäftigung von Vollrentnern sind vernünftig", sagte er dem "Tagesspiegel". Warum Linnemann aber "ausgerechnet ein Instrument vorschlägt, das Millionen von Beschäftigten, zum Beispiel Handwerkern, nie zur Verfügung stehen wird und zudem das ohnehin komplizierte Steuerrecht weiter verkompliziert, erschließt sich nicht." 

Wer in Deutschland das reguläre Rentenalter erreicht, muss schon nach derzeitiger Rechtslage nicht automatisch in Ruhestand gehen. Wer weiterarbeitet, erhält für jeden Monat einen Zuschlag von 0,5 Prozent auf seine Rente. Prinzipiell sind die Zuverdienstmöglichkeiten nicht begrenzt. Doch sobald Rentenzahlungen und der Zuverdienst den Grundfreibetrag von zurzeit 10.908 pro Jahr übersteigen, muss auch das zusätzlich verdiente Einkommen versteuert werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 30. September 2023 um 12:06 Uhr.