Delegierte der Grünen halten beim Bundesparteitag Stimmkarten in die Höhe

Neue Parteimitglieder Grüne verzeichnen Eintrittswelle

Stand: 07.02.2024 05:29 Uhr

Selten zuvor wollten so viele Menschen Mitglied der Grünen werden: Seit Jahresbeginn erlebt die Partei eine Eintrittswelle. Die Parteispitze sieht einen Zusammenhang mit den bundesweiten Protesten gegen Rechtsextremismus.

Die Grünen haben seit Jahresbeginn nach eigenen Angaben mehr als 4.500 Mitglieder hinzugewonnen, so viele wie selten zuvor. Die Parteispitze sieht einen Zusammenhang zwischen der relativ hohen Zahl an Neuzugängen und den seit Wochen anhaltenden Protesten gegen Rechtsextremismus und für den Schutz der Demokratie.

"Auch an diesem Wochenende waren deutschlandweit wieder Hunderttausende Menschen auf den Straßen, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und für unsere Demokratie zu setzen", sagte die politische Geschäftsführerin der Partei, Emily Büning, der Nachrichtenagentur dpa. Sie erlebe diese Mobilisierung auch in der eigenen Partei: "Alleine seit Anfang Januar haben sich über 4.500 Menschen dazu entschieden, Mitglied bei den Grünen zu werden - das ist das zweitstärkste monatliche Wachstum, das unsere Partei jemals erlebt hat."

Nach Angaben der Partei hat es seit Gründung der Grünen 1980 lediglich einmal eine noch größere Eintrittswelle gegeben, 2021 im Vorfeld der Bundestagswahl.

Grüne verlieren weniger Anhänger an die AfD als andere

Auslöser der seit Wochen anhaltenden landesweiten Protestwelle war eine Recherche des Medienhauses Correctiv zu einem Treffen radikaler Rechter mit einzelnen Politikern von AfD, CDU und WerteUnion im November in Potsdam. Dort hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über das Konzept der sogenannten Remigration gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang. 

Untersuchungen zu Wählerwanderungen aus den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass die Grünen insgesamt weniger Anhänger an die AfD verlieren als andere Parteien. In Umfragen kamen die Grünen zuletzt bundesweit auf Werte zwischen 13 Prozent und 14 Prozent.

AfD, SPD und Union melden auch Zuwachs

Auch andere Parteien verzeichneten zuletzt eine stärkere Nachfrage: Bei der AfD beantragten in den vergangenen Wochen etwa 3.300 Menschen eine Parteiaufnahme. Bei der SPD sei die Anzahl der Parteieintritte insbesondere in der zweiten Januarhälfte auffällig hoch gewesen. Exaktere Zahlen könnten jedoch "allein schon aufgrund der gebotenen Sorgfalt" bei der Bearbeitung der Anträge nicht seriös angegeben werden.

Auch CDU und CSU berichteten über ein verstärktes Interesse. Die FDP wollte laut ihrer Pressestelle grundsätzlich keine Zwischenstände bekannt geben.