Bauern stehen in Schüttsiel vor einer Fähre.
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Blockade-Aktion gegen Habeck Wut ist keine Lösung

Stand: 05.01.2024 15:36 Uhr

Naturkatastrophen, Klimawandel, Kriege, Diktatoren - 2024 gibt es viele Gründe für Angst und Wut. Doch in einer Welt, in der Widerspruch mit der Faust durchgesetzt wird, will niemand leben.

Ein Kommentar von Barbara Kostolnik, ARD Berlin

So kann es nicht weitergehen. Was an der Nordseeküste passiert ist, muss alle Demokraten aufgeweckt haben. So kann eine Gesellschaft nicht miteinander umgehen. Pöbelei, Wutgeheul, Aggressionen, ungebremst und überall.

In einer Welt, in der Widerspruch mit der Faust durchgesetzt wird, in der einfach nicht mehr zugehört wird, wenn das Gegenüber eine etwas andere Meinung vertritt, will man wohl kaum leben. Sondern in einer, in der man diskutieren und andere Meinungen, andere Haltungen aushalten, vielleicht sogar akzeptieren kann, wenn sie nicht Gefahr für Leib und Leben bedeuten.

Allgegenwärtige Gefahren

Dieses Jahr, 2024, macht vielen Menschen Angst. Die Gefahren sind real und allgegenwärtig: Naturkatastrophen, Klimawandel, Kriege, Diktatoren. Die Naturkatastrophen sind nicht aufzuhalten, der Klimawandel nicht umkehrbar und auch Diktatoren lassen sich nicht davon abhalten, ihre Gewaltfantasien durchzudrücken.

Aber hier in Deutschland, in einer Demokratie, die sich aus größter Dunkelheit und unermesslichem Leid gebildet hat, muss es ein zivilisiertes Miteinander geben. Wenn die Welt, wie derzeit, aus den Fugen zu geraten droht, dann müssen alle abrüsten - egal, ob Bauern, Autofahrer, Journalisten oder Politiker.

Schweigen, zusehen, abwarten ist keine Option

Wut - so berechtigt sie im ersten Moment auch sein mag - macht blind und hat noch nie Probleme gelöst. Diejenigen, die mit der Wut der anderen Kasse machen, reiben sich die Hände, heizen Konflikte an, um dann zu ernten, was sie gesät haben. Diese Händler des Hasses und ihr perfides Vorgehen muss man ernst nehmen, man muss sie entlarven und ihnen entgegentreten. Schweigen, zusehen, abwarten ist keine Option mehr. Das gilt für Politiker und Politikerinnen aus dem demokratischen Spektrum und für uns alle.

Das braucht allerdings die Erkenntnis, dass es niemandem hilft, weder dem Landwirt noch dem Oppositionspolitiker, wenn sich die Stimmung im Land durch immer neue, immer hässlichere Aussagen und immer härtere Attacken so dreht, dass Gewalt die naheliegende, weil auf der Straße liegende Lösung wird. Die Mehrheit, die gegen Gewalt ist, gegen Zerstörung und Chaos, für Demokratie und all ihre Errungenschaften, darf nicht aufgeben. Sie muss aufstehen.

Redaktioneller Hinweis

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Barbara Kostolnik, ARD Berlin, tagesschau, 05.01.2024 15:36 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD Morgenmagazin am 05. Januar 2024 um 06:05 Uhr.