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Kommentar

49-Euro-Ticket verzögert sich Langsam wird es peinlich

Stand: 30.11.2022 14:30 Uhr

Das 49-Euro-Ticket wäre ein Meilenstein in der Verkehrspolitik und eine finanzielle Entlastung für viele. Dass sich die Umsetzung jetzt verzögert, ist ärgerlich. Das Vorhaben droht zum Rohrkrepierer zu werden.

Ein Kommentar von Torben Ostermann, RB

Wenn man den vielen Krisen derzeit etwas Positives abgewinnen will, dann vielleicht, dass wir gerade erleben, wie schnell sich Dinge verändern können, Stichwort Energieversorgung. In Windeseile ist es der Verwaltung gelungen, LNG-Terminals an den Start zu bringen. Vom Ministerium in Berlin bis in die entlegene Behörde an der Nordseeküste: Alle ziehen an einem Strang. Es gibt schnelle Ergebnisse.

Ausgerechnet bei einer vermeintlich banalen Sache wie einer Fahrkarte klemmt es nun. Der in Aussicht gestellte Starttermin im Januar des kommenden Jahres ist gestrichen. Vielleicht kommt das 49-Euro-Ticket im April, vielleicht auch erst im Mai. Wer weiß das schon.

Meilenstein der Verkehrspolitik

Dabei wäre ein deutschlandweit gültiges, digitales Ticket für den Nahverkehr ein echter Meilenstein in der deutschen Verkehrspolitik. Und nicht nur das: Es wäre auch für viele Millionen Menschen eine finanzielle Entlastung in Zeiten von drastisch steigenden Preisen.

Doch auch bei der jüngsten Sitzung von Bund und Ländern dominierte der Streit um die Frage, wer jetzt wie viel Geld dazugibt. Das mag dem einen oder anderen bekannt vorkommen, schließlich stritt man sich zuletzt immer ums Geld. Eine Entscheidung der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten hatte diese Frage eigentlich geklärt. Bund und Länder übernehmen jeweils die Hälfte. Doch nun stehen zusätzliche Kosten im Raum. Der Streit beginnt von vorne.

Rohrkrepierer statt "Quick Win"?

"Die Bürgerinnen und Bürger warten auf das Deutschlandticket", ließ Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP gestern über seine Pressestelle ausrichten. Zuvor, in der gemeinsamen Sitzung mit den Verkehrsministerinnen und -ministern der Länder, soll seine stoische Art den einen oder anderen Amtskollegen fast zur Weißglut getrieben haben. Gleichzeitig ist es mindestens rätselhaft, woher der von den Ländern geforderte Mehrbedarf von fast zwei Milliarden Euro auf einmal kommt.

Manager sprechen gerne von "Quick Win", wenn ein Ergebnis schnell zustandekommt. Das 9-Euro-Ticket war so ein "Quick Win". Das 49-Euro-Ticket hingegen entpuppt sich mehr und mehr als Rohrkrepierer.

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Torben Ostermann, Torben Ostermann, RB, 30.11.2022 19:20 Uhr