Eine ältere Frau hält ihren Rentenbescheid in der Hand

Nach Erhöhung zum 1. Juli Gleicher Rentenwert in Ost und West

Stand: 01.07.2023 17:02 Uhr

Mit dem 1. Juli steigen in Deutschland die Renten. Was die diesjährige Erhöhung besonders macht: Zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung 1990 ist der Rentenwert in Ost und West gleich. Der Kanzler sprach von einem "historischen Tag".

Fast 33 Jahre nach der Wiedervereinigung kommt es zum 1. Juli mit der jährlichen Rentenerhöhung zu einer Angleichung des Rentenwerts Ost an den im Westen.

Nach der Rentenanpassung, die mit dem Monatsbeginn in Kraft getreten ist, steigen die Altersbezüge für die 21 Millionen Rentner und Rentnerinnen im Westen um 4,39 Prozent und im Osten um 5,86 Prozent. Der Rentenwert, der angibt, wie viel ein sogenannter Entgeltpunkt wert ist, beträgt jetzt einheitlich 37,60 Euro.

Bundeskanzler Olaf Scholz sprach in seinem wöchentlichen Podcast von einem historischen Tag. Ein Jahr früher als geplant sei es gelungen, dass die Renten in Ost und West gleichauf liegen. Die Rentenerhöhung nannte er ein Zeichen des Respekts: Wer sein Leben lang gearbeitet habe, sollte auch eine auskömmliche Rente haben, so Scholz.

Höhere Pflegebeiträge schmälern Erhöhung

Ein Rentner im Westen mit 1500 Euro Rente bekommt durch die aktuelle Erhöhung etwa 66 Euro mehr im Monat, im Osten etwa 88 Euro mehr. Es handelt sich um Bruttobeträge, von denen noch die Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen werden.

Ein geringer Teil der Rentenerhöhung geht in diesem Jahr dadurch verloren, dass zum 1. Juli auch die Beiträge zur Pflegeversicherung steigen: für Kinderlose von 3,4 auf 4,0 Prozent, für Eltern von 3,05 auf 3,4 Prozent. Das wären bei der genannten Beispielrente von 1500 Euro im Fall eines kinderlosen Rentners neun Euro mehr Abzug vom Brutto, bei einem Rentner mit Kindern etwa fünf Euro.

Rentenerhöhung hinkt aktueller Inflation hinterher

Die jährliche Erhöhung gilt nach Angaben der Rentenversicherung sowohl für Altersrentner als auch für diejenigen, die wegen Arbeitsunfähigkeit bereits früher in Rente sind (Erwerbsminderungsrente).

Die aktuelle Anhebung bleibt nach Angaben des Bundessozialministeriums zwar hinter der Inflation zurück. Das sei aber eine Momentaufnahme. Im Jahresschnitt sei der Rentenwert seit 2012 im Westen insgesamt um 26 Prozent und im Osten um 40 Prozent gestiegen, die Preise im gleichen Zeitraum nur um 20 Prozent, hieß es.

Eine ältere Person hält mehrere Euro-Scheine in der Hand. (Symbolbild Rente)

Experten rechnen wegen der Kopplung an die Lohnentwicklung mit einer weiteren deutlichen Rentenerhöhung 2024.

Fachleute rechnen mit weiterem Anstieg

Experten weisen zudem darauf hin, dass im kommenden Jahr erneut eine deutliche Rentenerhöhung zu erwarten ist - denn diese hängt von der Lohnentwicklung ab. "Ab Mitte 2024 bekommen Rentner ein Plus von mindestens 5,5 bis sechs Prozent", sagte der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen der Zeitung "Bild". "Wenn es noch weitere Erhöhungen bei den Lohntarifen in diesem Jahr gibt, könnten die Renten sogar noch weit über sechs Prozent steigen."

Auch Jens Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft sagte der Zeitung: "Die Rentenanpassung im kommenden Jahr könnte noch mal stärker ausfallen als dieses Jahr."

Alfred Schmit, ARD Berlin, tagesschau, 01.07.2023 16:19 Uhr

Mit Informationen von Alfred Schmit, ARD-Hauptstadtbüro

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 01. Juli 2023 um 18:00 Uhr.