Hochspannungsmasten

Deutsche Stadtwerke 60 Prozent Strompreisanstieg erwartet

Stand: 16.09.2022 08:29 Uhr

Beim Anstieg der Strompreise ist kein Ende in Sicht: Deutschlands Stadtwerke erwarten für 2023 eine Zunahme von 60 Prozent. Bundeswirtschaftsminister Habeck rechnet gar mit einer Verdoppelung - wenn es keine Preisbremse gibt.

Deutschlands Stadtwerke rechnen nach Angaben des Verbandes kommunaler Unternehmen im kommenden Jahr mit erheblich höheren Strompreisen.

Bisher seien diese zwar geringer gestiegen als die Gaspreise. Beim Gas müssten Endkunden der Stadtwerke derzeit häufig zwischen 30 und 60 Prozent mehr zahlen als vor dem Ukraine-Krieg, teils sogar das Doppelte.

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Aber auch beim Strom seien weitere Steigerungen zu erwarten, sagte ein Sprecher des Verbandes der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Nachdem die Preise bisher um etwa 10 Prozent gestiegen seien, werde für das Jahr 2023 ein Zunahme um die 60 Prozent erwartet.

Habeck erwartet Verdoppelung des Strompreises

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck prognostiziert sogar eine Verdoppelung der Preise für Strom. "Wenn wir gut sind, reformieren wir das System jetzt und verhindern genau das", meinte Habeck in einem Interview mit dem ARD-und ZDF-Programm Funk in Anspielung auf die Pläne, eine Strompreisbremse einzuführen.

Dabei sei er jedoch zuversichtlich, dass die hohen Preise im kommenden Jahr wieder sinken werden: "Wenn wir diesen Winter bestehen, haben wir eine gute Chance, im nächsten Sommer und im nächsten Winter deutliche Entspannung in Deutschland hinzubekommen."

Beim Gas sei mit vierstelligen Zahlen zu rechnen, die die Menschen im Durchschnitt in den kommenden Monaten stemmen müssten, sagte Habeck auch.

Staatliche Bremse für Energiepreise

Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich optimistisch, dass die Energiepreise in Deutschland absehbar sinken. Die Koalition hatte vereinbart, dass Privathaushalte sowie kleine und mittlere Unternehmen die Strommenge für einen Basisverbrauch zu einem vergünstigten Preis erhalten. Diese Strompreisbremse hält Scholz für schnell umsetzbar.

Finanziert werden soll die Preisbremse mit Einnahmen aus einer Erlösobergrenze für Energieunternehmen. Auch die EU-Kommission hatte einen Gesetzesvorschlag präsentiert, nach dem Energiefirmen einen Teil ihrer zuletzt stark gestiegenen Gewinne abgeben sollen.

Ebenfalls bereits vereinbart hatten die Koalitionsspitzen, dass eine Kommission sich Gedanken über Preisdämpfungsmodelle für Wärme machen soll. Scholz kündigte an, dass das Gremium noch im Oktober Ergebnisse vorlegen werde.

Ein Energiepreisdeckel muss auch nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig schnell kommen. "Ich finde, man kann viele Modelle diskutieren, aber ich glaube, dass das jetzt nicht noch mehrere Wochen gut geht", sagte Schwesig in der Talksendung "Maybrit Illner". Den Unternehmen und Bürgern stehe das Wasser bis zum Hals.

Viele Deutsche befürchten Bezahlprobleme

Mehr als jeder dritte Deutsche rechnet einer Umfrage zufolge mit Bezahlproblemen bei Energierechnungen im kommenden Winter. Fast 40 Prozent der Befragten gehen davon aus, Strom und Gas nicht oder mit erheblichen Schwierigkeiten bezahlen zu können, wie am Donnerstag aus dem DeutschlandTrend im ARD-Morgenmagazin hervorging.

Zudem rechneten mehr als acht von zehn Befragten damit, dass wegen der hohen Gas- und Strompreise Arbeitsplätze verlorengingen. Knapp 60 Prozent gingen allerdings davon aus, dass es in den Wintermonaten nicht zu Ausfällen in der Strom- und Gasversorgung kommen werde.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 16. September 2022 um 09:00 Uhr.