Scherenschnitt

Statistisches Bundesamt Kinderkliniken bauen Hunderte Betten ab

Stand: 08.12.2022 17:17 Uhr

Die Zahl der behandelten Kinder steigt, doch die Zahl der Betten in den Kliniken sinkt. 2021 wurden 300 Kinderbetten weniger als im Vorjahr registriert. Häufig fehlt auch Pflegepersonal.

Die Kinderkliniken in Deutschland haben auch 2021 weiter ihre Kapazität an Betten abgebaut. Um 288 sank ihre Zahl in den Kinderkrankenhäusern laut dem Statistischen Bundesamt. Damit stehen noch 25.920 Betten für Kinder und Jugendliche in deutschen Kliniken zur Verfügung.

Die Zahlen wurden auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hin veröffentlicht. Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte den Trend: "Das sind beschämende Zahlen." Das System spare an den Kleinsten, weil sie sich nicht rechneten.

Von 2018 bis 2020 verringerte sich die Zahl der Betten zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen laut Statistischem Bundesamt bereits um 455. Häufig fehlt auch Pflegepersonal, um die vorhandenen Betten auszulasten.

Laut der Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gibt es mittlerweile rund ein Drittel weniger Behandlungsbetten für Kinder als noch 1991. In vielen Teilen Deutschlands sind die Kapazitäten zur Behandlung junger Patienten in den Krankenhäusern aktuell ausgeschöpft. Bereits vor einer Woche berichtete die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), es sei in einem Drittel der Kliniken kein einziges pädiatrisches Bett mehr auf der Normalstation frei. Das RS-Virus, ein Erreger von Atemwegsinfektionen vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern, macht den Kliniken aktuell besonders zu schaffen.

Geld in Sicht - schnelle Abhilfe nicht

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat den Kliniken mittlerweile Hilfe für die Versorgung junger Patienten zugesagt. Insgesamt 600 Millionen Euro sollen dazu in den kommenden zwei Jahren zusätzlich zur Verfügung stehen. Zudem soll die Krankenhausvergütung reformiert werden, die viel kritisierten Fallpauschalen stehen auf dem Prüfstand und sollen möglichst abgeschafft werden.

Ein erheblicher Teil der in den Kinderkliniken verfügbaren Betten kann derzeit nicht betrieben werden weil das Personal fehlt. Tausende Fachkräfte werden auch hier benötigt, um eine ausreichende Versorgung der vorhandenen Betten sicherzustellen. Zusätzlich hat sich die Anzahl der pro Jahr behandelten Kinder entgegen der Menge der verfügbaren Behandlungsbetten entwickelt. Wurden vor 30 Jahren noch 900.000 Kinder pro Jahr in deutschen Kinderkliniken behandelt, sind es mittlerweile mehr als eine Million.