Der Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis
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Fragen und Antworten Wie groß ist die Tuberkulose-Gefahr?

Stand: 02.08.2019 12:36 Uhr

Nahe Karlsruhe haben sich 109 Schüler und Lehrer mit Tuberkulose infiziert. Wie verbreitet ist die Krankheit, was kann man gegen sie tun? Die wichtigsten Informationen im Überblick. Von Veronika Simon.

Von Veronika Simon, SWR

Nahe Karlsruhe haben sich 109 Schüler und Lehrer mit Tuberkulose infiziert. Wie verbreitet ist die Krankheit, was kann man gegen sie tun? Die wichtigsten Informationen im Überblick.

Wie verbreitet ist Tuberkulose?

Weltweit ist die Tuberkulose neben Malaria und HIV eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung soll mit den Erregern infiziert sein, auch wenn die Krankheit nur bei einem kleinen Teil ausbricht. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jedes Jahr rund 1,5 Millionen Menschen an einer Tuberkulose sterben.

Besonders anfällig sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem - bei HIV-Infizierten ist sie die häufigste Todesursache.

In Deutschland gab es 2015 einen deutlichen Anstieg der registrierten Tuberkulosefälle, nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gehen die Zahlen seitdem aber leicht zurück. 2017 wurden in Deutschland 5468 neue Fälle registriert.

Wie steckt man sich mit Tuberkulose an?

In den meisten Fällen wird Tuberkulose über Tröpfchen in der Luft übertragen - zum Beispiel, wenn eine ansteckende Person in der Nähe hustet oder niest. Allerdings ist die Tuberkulose nicht so ansteckend wie zum Beispiel Masern oder Windpocken, die ja auch über die Luft übertragen werden. Ob man sich tatsächlich infiziert, hängt stark davon ab, wie eng der Kontakt mit der ansteckenden Person war, wie viele Bakterien eingeatmet wurden und wie gut die eigene körperliche Verfassung ist.

Von der Infektion bis zu einer körperlichen Reaktion vergehen mindestens sechs bis acht Wochen. Bei gesunden Erwachsenen schafft es das Immunsystem jedoch in den meisten Fällen, die Bakterien vorher zu bekämpfen oder abzukapseln, sodass die Krankheit nicht ausbricht. Nur bei fünf bis zehn Prozent der sonst gesunden Infizierten kommt es zu einer offenen Tuberkulose.

Woran erkennt man eine Tuberkulose?

Ein typisches Symptom für eine Tuberkulose ist der Husten - hinzu kommen häufig Atemnot oder leichtes Fieber. Allerdings kann sie sich auch durch allgemeine Müdigkeit, eine unerklärliche Gewichtsabnahme oder starkes Schwitzen in der Nacht zeigen.

Kurz gesagt: Häufig sind sich die Symptome einer Tuberkulose und eines grippalen Infekts sehr ähnlich. Gerade Kinder zeigen in der Hälfte der Fälle gar keine Anzeichen der Erkrankung oder fallen nur auf, weil sich ihre körperliche Entwicklung verzögert.

Eine Röntgenaufnahme einer an Tuberkulose infizierten Lunge.

Eine Röntgenaufnahme einer an Tuberkulose infizierten Lunge: Nur bei wenigen Infizierten bricht die Krankheit auch aus.

Ist eine Tuberkulose behandelbar?

Da es sich bei Tuberkulose um eine Infektion mit Bakterien handelt, lässt sie sich mit Antibiotika gut behandeln. Dabei gibt man eine Kombination aus verschiedenen Mitteln, die an unterschiedlichen Orten und mit unterschiedlichen Mechanismen angreifen, sodass die Bakterien sicher in ihrer Vermehrung gestoppt werden. Diese Therapie besteht aus zwei Phasen und zieht sich über sechs Monate hin.

Allerdings gibt es auch Tuberkulose-Stämme, die Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt haben. Laut Robert-Koch-Institut sind etwa drei Prozent der Erreger multiresistent, sie reagieren also nicht mehr auf die Mittel, die am häufigsten gegeben werden. Das ist aber kein Grund zur Panik: Die behandelnden Ärzte können auf andere Antibiotika ausweichen. Allerdings verlängert das die Behandlung noch einmal.

Kann man sich gegen Tuberkulose impfen lassen?

Es gibt einen Impfstoff gegen Tuberkulose - der wird aber seit 1998 in Deutschland nicht mehr empfohlen. Damit folgt das Robert-Koch-Institut der Einschätzung der WHO: In Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit sich mit einer Tuberkulose zu infizieren zu gering, und der vorhandene Impfstoff ist gleichzeitig nicht effektiv genug. Außerdem kam es bei Tuberkulose-Impfungen nicht selten zu unerwünschten Nebenwirkungen.

In Ländern mit einer höheren Tuberkulose-Gefahr wird der Impfstoff aber durchaus noch eingesetzt. Wer sich längere Zeit in einem solchen Land aufhalten möchte, ist zum Teil verpflichtet, sich vorher gegen Tuberkulose impfen zu lassen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR am 24. Juli 2019 um 19:00 Uhr.