Eine Pflegefachkraft geht mit einer Bewohnerin durch ein Seniorenheim.

Schutz vor Corona Wie die Sterblichkeit in Heimen sinken soll

Stand: 06.10.2022 18:08 Uhr

Wer in einem Alters- oder Pflegeheim lebt, soll besser vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt werden. Das ist der Inhalt einer Erklärung, die Bundesgesundheitsminister Lauterbach vorgestellt hat.

Von Uwe Jahn, ARD Berlin

Maskenpflicht, Impfaufrufe, Hygienekonzepte, Testpflicht - das kennt man in den Alten- und Pflegeheimen. Neu ist vor allem, dass alle Beteiligten sich in diesem Herbst mehr oder weniger einig mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sind. Der SPD-Politiker erklärte, er wolle erreichen, dass "das Thema Corona nicht das Herbst-bestimmende Thema wird" - auch nicht in Pflegeheimen.

Neue Impfstoffe sollen zum Einsatz kommen

Dafür sollen vor allem die neuen Impfstoffe zum Einsatz kommen. Lauterbach erklärt: "Wenn die Menschen in Pflegeeinrichtungen eine vierte Impfung haben, dann reduziert sich ihre Wahrscheinlichkeit zu versterben im Vergleich zur dritten Impfung noch einmal um 90 Prozent."

Impfkampagne statt Impfpflicht

Lauterbach sagt, sein Ministerium plane eine größer angelegte Impfkampagne für die Impfstoffe, die gegen die aktuellen Virusvarianten wirken. Im gemeinsamen Papier ist allerdings nicht von der umstrittenen einrichtungsbezogenen Impfpflicht die Rede, sondern lediglich davon, bei möglichst vielen Menschen für die Impfungen zu werben.

Paxlovid als weiteres Mittel

Ein weiteres Mittel, das die Sterblichkeit in den Heimen im Vergleich zu den Vorjahren abzusenken soll, ist laut dem Bundesgesundheitsminister das Medikament Paxlovid. Lauterbach erklärt: Wenn jemand - etwa in einer Pflegeeinrichtung - erkranke und rechtzeitig mit Paxlovid versorgt werde, "sinkt die Sterblichkeit um 80 Prozent".

Damit dieses Medikament schnell verfügbar werde, sollen die Einrichtungen laut Lauterbach einen Vorrat anlegen dürfen.

Maskenpflicht wird eher ausgespart

In der gemeinsamen Erklärung wird die Maskenpflicht in Heimen, wie Lauterbach sie im Infektionsschutzgesetz vorschreibt, nur am Rande erwähnt. Das ist kein Wunder - denn die Maskenpflicht ist umstritten.

So plädierte die Präsidentin des Deutschen Pflegerates, Christine Vogler, dafür, solche Entscheidungen grundsätzlich den jeweiligen Pflegenden vor Ort zu überlassen. Für sie ist klar: "Das Hygienemanagement ist ein Teil der pflegerischen Kompetenz und wir brauchen keine Gesetze, die uns an der Stelle Vorschriften machen". Das sei ein Beispiel, so Vogler, dass der Gesetzgeber noch nicht erkannt habe, was professionelle Pflege leisten könne.

Pragmatismus in puncto Masken in Heimen?

Unterdessen haben auch Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister aus den Ländern, beispielsweise aus Bayern, dazu aufgefordert, die Maskenpflicht in Heimen mit Bedacht umzusetzen.

Gernot Kiefer vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen empfiehlt, es mit der Maskenpflicht in Heimen pragmatisch anzugehen. Er plädiert dafür, auch "die Grenzen dessen" zu sehen. Kiefer erklärt: "Es gibt natürlich auch Bewohnerinnen und Bewohner, die sozusagen aus Gründen ihrer noch vorhandenen Fähigkeiten nicht durchgängig diese Überzeugung praktizieren oder sie abnehmen". Dann solle man nicht gleich mit Strafen drohen.

Uwe Jahn, Uwe Jahn, ARD Berlin, 06.10.2022 16:59 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 06. Oktober 2022 um 17:05 Uhr.