Schützenpanzer vom Typ Puma auf dem Erprobungsgelände des Unternehmens Rheinmetall in der Lüneburger Heide (24.06.2015)

Großgerät bei der Bundeswehr In der Werkstatt statt im Einsatz

Stand: 31.10.2018 13:28 Uhr

Der "Puma" sollte der Stolz der Truppe werden. Doch viele der Schützenpanzer stehen in der Werkstatt. Von 71 im vergangenen Jahr ausgelieferten Fahrzeugen sind 27 einsatzbereit. Es ist nicht das einzige Großgerät mit Problemen.

Derzeit läuft das große NATO-Manöver "Trident Juncture", Deutschland hat dafür Tausende Soldaten, Kampfpanzer und mehreren Kriegsschiffe nach Norwegen geschickt. Ausrüstung und Gerät - das ist kein Geheimnis - musste dafür in der gesamten Bundeswehr zusammengesucht werden. Denn nicht nur bei der persönlichen Ausrüstung, sondern auch beim militärischen Großgerät gibt es weiterhin große Probleme.

Sogar bei recht frisch ausgelieferten Systemen ist die Einsatzbereitschaft mangelhaft: 2017 wurden 97 Großgeräte an die Truppe übergeben. Nach Angaben des Verteidigungsministerium können davon derzeit nur 38 genutzt werden. Das entspricht einer Quote von 39 Prozent. Ziel der Bundeswehr sind eigentlich 70 Prozent.

Ein lahmender "Puma"

Große Probleme machen laut dem des Parlamentarischen Staatssekretär Peter Tauber derzeit vor allem der Schützenpanzer "Puma" und das Transportflugzeug A400M. Die Qualität bei Auslieferung sei "weiterhin steigerungsfähig", heißt es in Taubers Antwort auf eine Anfrage des Linkspartei-Abgeordneten Matthias Höhn. "Hier sehen wir nach wie vor die Industrie in der Pflicht, die vereinbarten Leistungen schnellstmöglich zu erfüllen."

Von den 71 im vergangenen Jahr ausgelieferten "Puma"-Schützenpanzern sind 27 einsatzbereit, von den acht A400M sind es vier Maschinen.

Auch viele "Tiger"-Kampfhubschrauber, NH90-Transporthubschrauber und "Eurofighter"-Jets müssen derzeit am Boden bleiben.

Die Einsatzbereitschaft bei den neuen Geräten liegt sogar noch deutlich unter dem Durchschnitt aller etwa 5000 Exemplare der 53 Hauptwaffensysteme, die der Bundeswehr zur Verfügung stehen. Aus dem jüngsten Prüfbericht vom Februar 2018 geht hervor, dass davon insgesamt deutlich mehr als die Hälfte eingesetzt werden können.

Von der Leyen verteidigt sich

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sieht die Statistik als nicht besonders aussagekräftig an. Das Bild sei komplex und lasse sich durch eine Stichtagsmessung schwer zeigen, kommentierte sie am Rande eines Truppenbesuchs in Norwegen. So hätten die in der Statistik auftauchenden "Eurofighter"-Kampfjets nur eine Anpassung der Software gebraucht, die mittlerweile erfolgt sei. "Heute zum Beispiel sind sie alle einsatzbereit", sagte sie.

Zugleich räumte von der Leyen ein, dass es beim Transportflugzeug A400M und beim "Puma" größeren Nachbesserungsbedarf gibt. "Da wissen wir, dass es gewisse Mängel gibt", sagte sie. Es sei dennoch wichtig, dass die Waffensysteme schon da seien, um Training und Ausbildung zu ermöglichen.

Verteidigungsministerin von der Leyen verschafft sich im norwegischen Rena einen Eindruck vom Manöver "Trident Juncture".

Verteidigungsministerin von der Leyen - hier beim Manöver "Trident Juncture" - räumt gewissen Mängel ein.

Kritik von Linkspartei

Der Linkspartei-Abgeordnete Matthias Höhn kritisierte den Zustand der Bundeswehr: Selbst brandneues militärisches Gerät direkt aus den Produktionshallen der Rüstungsindustrie funktioniere nicht. "Es ist nicht hinnehmbar, wenn der Industrie Material abgenommen und dafür bezahlt wird, dieses aber nicht funktioniert." Was geliefert werde, müsse auch zu 100 Prozent einsatzfähig sein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die Tagesschau um 09:00 Uhr und der Deutschlandfunk am 31. Oktober 2018 um 08:00 Uhr.