
#kurzerklärt Was ist Familiensplitting?
Stand: 11.09.2017 11:40 Uhr
In Deutschland gibt es kein Familiensplitting, sondern das Ehegattensplitting. Kritiker sagen, der Staat fördere so die "Hausfrauenehe" und keine Kinder. Vor Wahlen ist ein Familiensplitting nach französischem Vorbild oft Thema. Geändert hat sich seit 1953 nichts.
Von Stephan Lenhardt, SWR Mainz
Bei der Debatte um das Familiensplitting geht es im Grunde darum, ob der Staat eher Kinder oder eher die Ehe fördert. Wer das Familiensplitting verstehen will, der muss erst mal das so genannte Ehegattensplitting verstehen.
Das Ehegattensplitting in Deutschland
Beim Ehegattensplitting werden die Einkommen von Ehepartner A und Ehepartner B erst zusammengezählt - und anschließend durch zwei geteilt. Also gesplittet. Auf das so errechnete Einkommen wird dann die Steuer erhoben. Verdient ein Partner deutlich mehr, ist die Steuerersparnis umso größer. Denn das deutsche Steuersystem ist progressiv. Das heißt: Je mehr jemand verdient, desto mehr Steuer muss er bezahlen. Und so kann es sich lohnen, einen Teil des eigenen Einkommens auf den Partner mit geringeren Steuersätzen aufzusplitten.
#kurzerklärt: Was ist Familiensplitting?
nachtmagazin, 11.09.2017, Stephan Lenhardt, SWR
Förderung der Hausfrauenehe?
Kritiker bemängeln schon lange, dass in dieser Systematik Kinder erst mal keine Rolle spielen. Die Ehe sei dem Staat steuerlich mehr wert als Kinder.
Und dass System fördere die Hausfrauenehe. Denn der Zweitverdiener mit geringerem Gehalt, meistens immer noch Frauen, werde quasi vom Arbeiten abgehalten. Weil sich das finanziell nicht lohnt. Zuletzt hat das die Frankfurter Ökonomin Prof. Nicola Fuchs-Schündeln in einer Studie belegt.
Familiensplitting - eine Alternative?
Als eine Alternative kommt jetzt wieder das Familiensplitting ins Spiel.
Dieses Steuermodell berücksichtigt Kinder. In Frankreich sogar unabhängig von der Ehe. Vereinfacht gesagt funktioniert es dort so: Das Einkommen der Familie wird zusammengezählt. Und danach auf alle Mitglieder - also auch auf die Kinder - aufgesplittet. Ab dem dritten Kind ist der steuerliche Anreiz im Nachbarland sogar noch höher.
22 Milliarden Euro kostet das Ehegattensplitting
Das Ehegattensplittung in Deutschland ist eine gigantische Subvention. Gäbe es kein Ehegattensplitting, würde der Staat rund 22 Milliarden Euro mehr einnehmen. So hoch beziffert das Bundesfinanzministerium die Wirkung des Splittings. Im Jahr 2017 werden voraussichtlich rund 13 Millionen Ehepaare vom Ehegattensplitting profitieren. Wohl auch deshalb ist eine Alternative wie das Familiensplitting bislang immer nur vor Bundestagswahlen Thema. Danach hat sich bislang nichts geändert.