Blick von oben auf den künftigen Hauptstadtflughafen BER.
Hintergrund

Flughafeneröffnung Best of BER in Zahlen

Stand: 31.10.2020 04:21 Uhr

1,3 Millionen Kubikmeter Beton, 1300 falsche Raumnummern, 450 neue Mülleimer - die lange Geschichte des BER lässt sich auch in Zahlen erzählen. Eine Auswahl.

Von Sandra Stalinski, ARD-aktuell

Drei Terminals …

… hat der BER bei der Eröffnung, allerdings gehen erstmal nur zwei davon an den Start: Das neue Terminal 1, das größte und damit das Hauptterminal, und der ehemalige Flughafen Schönefeld, der als Terminal 5 erhalten bleibt und direkt ans BER-Gelände grenzt.

Terminal 2 - im Jahr 2017 geplant, als sich bereits abzeichnete, dass der neue Flughafen bei Eröffnung zu klein für das Passagieraufkommen in Berlin sein würde - ist zwar schlüsselfertig, geht zunächst aber nicht in Betrieb, da durch die Corona-Pandemie der Flugverkehr zusammenbrach und vorerst nur ein Bruchteil der Fluggäste erwartet wird.

Weitere Terminals 3 und 4 waren einmal für Ende der 2020er beziehungsweise die 2030er-Jahre mitgeplant worden, diese Planungen sind aber erstmal gestoppt.

Der neue Flughafencode BER ersetzt das alte Schönefelder Kürzel SXF und auch TXL gehört nach der Schließung des Flughafens Tegel am 8. November der Vergangenheit an. Der neue Flughafen Berlin Brandenburg trägt den Beinamen "Willy Brandt".

Ein Passagierflugzeug der britischen Fluggesellschaft Easyjet wird über das Vorfeld am Terminal 1 vom Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg ''Willy Brandt'' gezogen.

Terminal 1 ist das Herzstück des BER.

Sechsmal wurde der Eröffnungstermin ...

... verschoben, und zwar vom ursprünglich anvisierten Termin am 30. Oktober 2011 auf den 3. Juni 2012, dann auf den 17. März 2013 und weiter auf den 27. Oktober 2013. Bei der Absage dieses vierten Termins traut man sich zunächst nicht einmal mehr, sich auf ein neues Datum festzulegen. Hartmut Mehdorn, der ehemalige Bahn- und Air-Berlin-Chef, der die Airportgesellschaft in der Zwischenzeit übernommen hat, kündigt schließlich eine Inbetriebnahme für 2017 an. Daraus wird dann - einen weiteren Flughafenchef später - 2018 und schließlich und endlich der 31.Oktober 2020.

14 Jahre Bauzeit ...

... benötigte der BER seit dem ersten Spatenstich 2006. Mit neun Jahren Verspätung geht er an den Start. Zum Vergleich: Das Kolosseum in Rom wurde um das Jahr 80 nach Christus in nur acht Jahren fertiggestellt. Die gesamte - auf dem Reißbrett entworfene - brasilianische Hauptstadt Brasilia brauchte nur vier Jahre - inklusive Planung.

Und wenn man genauer hinschaut, müsste man beim BER von den Anfängen der Planung bis zur Fertigstellung vielmehr 20 Jahre veranschlagen. Denn schon im Januar 1992 gründete sich die damalige Berlin Brandenburg Flughafen Holding und begann mit den Planungen des neuen Flughafens.

1470 Hektar Gesamtfläche …

… hat der neue Flughafen, das entspricht rund 2000 Fußballfeldern. Mittelfristig könnte es trotzdem eng werden. Jährlich kann der Airport zu Beginn 27 Millionen Passagiere abfertigen. Im Dezember 2019 reisten bereits mehr als 35 Millionen Fluggäste in die Hauptstadt oder stiegen dort um.

Wegen der Corona-Pandemie gab es aber im August 2020 nur noch rund sieben Millionen Fluggäste in Berlin, ein Minus von fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Betreibergesellschaft gibt sich zuversichtlich: Sollten die Passagierzahlen wieder steigen, könne die Kapazität auf bis zu 45 Millionen Passagiere erweitert werden.

Etwa 1,3 Millionen Kubikmeter Beton …

… wurden am BER verbaut. Allein 1,1 Millionen Kubikmeter Beton wurden für die fast 1,7 Millionen Quadratmeter Start- und Landebahnen, Rollwege und Vorfelder gebraucht. Zwei parallele Start- und Landebahnen stehen zur Verfügung. Überwacht wird der Flugbetrieb aus einem 72 Meter hohen Tower. Hinzu kamen 160.000 Kubikmeter Beton für das Terminalgebäude, das außerdem noch 33.000 Quadratmeter Glasfassade hat. Und auch für die rund 10.000 Auto-Parkplätze und 85 Flugzeugparkplätze musste weiterer Beton fließen.

Zum Vergleich: Für den Burj Khalifa in Dubai, das mit Abstand höchste Gebäude der Welt, brauchte es lediglich 330.000 Kubikmeter Beton.

14.750 bauliche Brandschutzmängel

… ergibt eine Prüfung im Jahr 2013, die langsam die Dimension des Desasters am BER erkennen lässt. Die Entrauchungsanlage, später auch "das Monster" genannt, war die Hauptursache für das Scheitern der Eröffnung 2012. Der im Brandfall entstehende Rauch sollte nicht einfach nach oben abgesaugt werden, sondern auch durch die Wände in unterirdische Luftschächte. Doch die Kapazität reichte vorne und hinten nicht und auch die Steuerung der Anlage kollabierte. Erst im April 2019 war sie schließlich fertiggestellt und vom TÜV abgenommen.

Rund 1300 falsche Raumnummern …

… gab es 2014 am BER. Weil die Passagierzahlen in Berlin deutlich stiegen, wurde während der Bauphase umgeplant und erweitert: Mehr Check-in-Schalter und ein zusätzliches Zwischengeschoss mit mehr Geschäften führten allerdings zu Chaos bei dem Raumnummern. Etwa ein Drittel der 4000 Räume waren falsch nummeriert, einige von ihnen waren in den Plänen gar nicht verzeichnet. Bei einem Notfall wäre das ein ernsthaftes Problem: Sicherheits- und Rettungskräfte würden im Gebäude umherirren. Inzwischen gibt es neue und verlässliche Raumpläne.

Etwa 170.000 Kilometer Kabel …

… sind am BER verlegt. Wegen der Umplanungen und Erweiterung kamen mehr und mehr Steckdosen, und Anschlüsse dazu - und damit eben auch weitere Kabel. Die Kabeltrassen wurden immer voller, Starkstromkabel wurden neben Computerleitungen verlegt. Das alles führte zu neuen Brandrisiken wegen Überhitzung. 70 Prozent der Kabel bemängelte der TÜV 2013. Der Kabelsalat wurde inzwischen entwirrt und mehr als 90 Kilometer neu verlegt.

450 neue Mülleimer …

… mussten kurz vor Eröffnung neu besorgt werden. Denn erst im Probebetrieb am BER mit etwa 10.000 Komparsen fiel auf, dass die Öffnungen der Abfallbehälter zu klein sind. Bei der Planung vor mehr als zehn Jahren hatte man die heute omnipräsenten Kaffeebecher noch nicht berücksichtigt, die in den alten Mülleimern schlicht stecken blieben. Die 300 Mülleimer am Terminal 1 wurden deshalb ausgetauscht, 150 weitere wurden eingelagert und werden in der Zukunft in den anderen Terminals zum Einsatz kommen.

Rund sechs Milliarden Euro …

… wird das Prestigeprojekt Stand heute wohl kosten. Geld von dem schätzungsweise 240.000 Kitaplätze geschaffen werden könnten. Ursprünglich waren einmal knapp zwei Milliarden Euro veranschlagt. Vier Milliarden mehr sind es inzwischen geworden als Folge von Fehlplanungen und Missmanagement. Die Hauptlast dieser Kostenexplosion wird der Steuerzahler tragen müssen. Denn der Flughafen gehört der öffentlichen Hand. 26 Prozent hält der Bund, Berlin und Brandenburg haben jeweils 37 Prozent.