wayback-machine von archiv.org

Tutorial Gelöschte Tweets und alte Websites finden

Stand: 01.03.2022 07:06 Uhr

Das Netz vergisst nichts - oder? Wer Behauptungen aus dem Internet prüft, sollte deren Ursprung unter die Lupe nehmen. Das ist manchmal leichter gesagt als getan. Wenn der Link auf eine alte Internetseite ins Leere führt oder ein Politiker einen umstrittenen Tweet flugs wieder gelöscht hat, können Tricks helfen, sie trotzdem zu finden.

Von Von Fiete Stegers, NDR

Wichtigste Anlaufstelle für vermisste Seiten, die vor ihrem Verschwinden schon länger im Netz waren, ist das Internet Archive (archive.org): Die Organisation aus San Francisco sieht ihre Mission als kulturelles Gedächtnis des Netzes und bewahrt auf ihren Servern Kopien ganzer Websites auf. Wer den Namen einer Website oder die Adresse einer ganz bestimmten Seite (URL) in das Suchfeld ("Wayback Machine") eingibt, bekommt angezeigt, welche historischen Versionen davon gespeichert sind. Allerdings ist das Archiv lückenhaft: Manche Websites sind besser dokumentiert, andere gar nicht. Unterseiten oder Bilder sind nur teilweise erfasst, viele besondere Seitenelemente funktionieren in der Archiv-Version nicht.

Während man auf archive.org versucht, möglichst viele Websites zu erfassen, werden bei einem anderen Dienst Archive.is Seiten erst gespeichert, wenn ein Nutzer dort manuell eine Kopie einer bestimmten Seite veranlässt. Die gespeicherten Seiten können dann aber von jedermann angesehen werden.

Googles Kurzzeitspeicher ist öffentlich

Internetseiten, die sich erst kürzlich verändert haben, sind möglicherweise noch im Google Cache abrufbar. Das ist ein Zwischenspeicher, in dem sich Google eine Internetseiten und deren Inhalte beim Indizieren für die Suche merkt. Ob eine zwischengespeicherte Version vorhanden ist, zeigt der kleine Pfeil hinter der Adresszeile in den Suchergebnissen an. Mit einem Klick darauf lässt sich die Seite "im Cache" abrufen.

Faustregel: Seiten, auf denen sich normalerweise selten etwas ändert, sind hier länger zwischengespeichert, Seiten von Online-Nachrichtenmedien mit hoher Aktualität dagegen nicht. Über die Eingabe von "cache:seitenname.de" in das Suchfeld lässt sich die alte Version auch direkt anzeigen.

Gelöschte Tweets, geänderte Facebook-Posts

Eine Twitter-Mitteilung ist schnell geschrieben und lässt sich noch schneller löschen - sei es, weil man einen Rechtschreibfehler gemacht hat oder seine Mitteilung im Nachhinein doch nicht für so mitteilenswert hielt. Die Transparenz-Initiative Politwoops bietet ein Archiv von gelöschten Politiker-Tweets an. Erfasst werden ausgewählte Profile aus unterschiedlichen Ländern.

Für Facebook-Inhalte gibt es noch keinen vergleichbaren Dienst. Dort haben Politiker und andere Nutzer die Möglichkeit, statt ein Posting komplett zu löschen, es nur zu verbergen oder den Text nachträglich zu ändern. Diese Änderungen lassen sich allerdings nachvollziehen: Mit einem Klick auf den kleinen Pfeil rechts oben und die Option "Bearbeitungsverlauf" anzeigen.

Was sonst noch helfen kann

Wenn diese Methoden nicht weiterhelfen, kann man in eine Suchmaschine markante Textstellen, Bilder oder die Adresse (URL) der gesuchten Seite eingeben. Möglicherweise führen diese zu anderen Internet-Seiten, auf denen der gesuchte Inhalte zitiert oder gleich ganz kopiert wurde. Solche Fundstellen sind dann allerdings kein Beweis für die Echtheit, sondern müssen besonders sorgfältig geprüft werden.

Umgekehrt kann es passieren, dass eine scheinbar verschwundene Seite gar nicht gelöscht ist, sondern sich nur der Link geändert und sie deshalb von externen Suchmaschinen nicht gefunden wird. In solchen Fällen kann es helfen, über die Startseite der entsprechenden Website/des Profils zu gehen und - wenn vorhanden - deren interne Suchfunktion zu nutzen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Nachtmagazin am 08. August 2017 um 00:15 Uhr.