US-Wahl 2024
US-Wahlkampf Harris attackiert Republikaner wegen Abtreibungspolitik
Das Thema Abtreibung spielt im US-Wahlkampf ohnehin eine große Rolle - nun wurde der Fall einer Frau bekannt, die wegen strenger Regeln zu spät Hilfe erhalten haben soll und starb. Bei zwei Auftritten kritisierte Harris die Republikaner scharf.
Knapp sieben Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl hat die Vizepräsidentin und demokratische Kandidatin Kamala Harris ihren republikanischen Rivalen Donald Trump und dessen Partei wegen deren restriktiven Abtreibungspolitik erneut scharf angegriffen. "Diese Heuchler wollen jetzt darüber reden, dass dies im besten Interesse der Frauen und Kinder ist", sagte Harris auf einer Wahlkampfkundgebung in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, in dem ein strenges Abtreibungsgesetz gilt. "Wie können sie es wagen?"
Eine von drei Frauen in den USA lebten in einem Bundesstaat mit "Trumps Abtreibungsverbot", so Harris weiter. Man wisse von mindestens zwei Frauen, die deswegen gestorben seien - und das allein in Georgia.
Später griff Harris das Thema auch bei einer Kundgebung in der liberal geprägten Stadt Madison im Swing State Wisconsin auf und bezeichnete das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen als "unmoralisch". "Dies ist eine Krise im Gesundheitswesen, und Donald Trump ist der Architekt", sagte sie.
28-Jährige erhielt zu spät Hilfe
Konkret erwähnte Harris in beiden Ansprachen den Fall der 28-jährigen Amber Nicole Thurman. Im August 2022 erhielt diese einem Bericht zufolge nach Komplikationen durch Abtreibungspillen aufgrund der Rechtslage in Georgia zu spät medizinische Hilfe und starb. Nach Angaben der Rechercheplattform Propublica handelte es sich in dem Bundesstaat um den ersten offiziell als "vermeidbar" eingestuften Todesfall im Zusammenhang mit einer Abtreibung in den USA. Die Plattform berief sich auf Angaben eines Ausschusses des südöstlichen Bundesstaates, der den Fall untersucht hatte.
Thurman hatte nach der Einnahme einer Abtreibungspille eine seltene Komplikation entwickelt. Sie starb während einer Notoperation. Nach Einschätzung des Ausschusses nahmen die Ärzte zu spät einen vermutlich lebensrettenden Eingriff vor, hieß es in dem Bericht. In Georgia war kurz zuvor ein Gesetz verabschiedet worden, das die Ausschabung der Gebärmutter unter Strafe stellte und nur wenige Ausnahmen vorsah. Ärzte warnen, dass die Vorgaben vage und schwer zu interpretieren seien.
"Wir werden dafür sorgen, dass Amber nicht nur als eine Statistik in Erinnerung bleibt", sagte Harris in Atlanta. Es war eine der bisher eindringlichsten Reden der Demokratin, wofür sie vom überwiegend weiblichen Publikum großen Beifall erntete. Am Vortag hatte Harris Thurmans Familie bei einer von der Talkshow-Ikone Oprah Winfrey ausgerichteten Wahlkampfveranstaltung getroffen.
Restriktive Regeln seit Supreme-Court-Entscheidung 2022
In Georgia und 21 weiteren US-Bundesstaaten waren restriktive Abtreibungsregelungen in Kraft getreten, nachdem der Supreme Court im Juni 2022 das seit fast 50 Jahren geltende landesweite Recht auf Abtreibung abgeschafft und die Zuständigkeit für das Abtreibungsrecht in die Hände der Bundesstaaten gelegt hatte. Trump hatte in seiner Amtszeit drei konservative Richter für den Supreme Court nominiert, was das Kräfteverhältnis am Obersten Gericht deutlich zugunsten der Konservativen veränderte.
Trump hatte sich häufig damit gerühmt, durch seine Entscheidungen für den Obersten Gerichtshof den Weg für die Aufhebung des landesweiten Rechts auf Abtreibung geebnet zu haben. Seit sie vor zwei Monaten Präsident Joe Biden als Kandidat der Demokraten abgelöst hat, kritisiert Harris Trump und seine Partei wegen dieses Vorgehens regelmäßig.
In drei Bundesstaaten haben indes Wähler mit der vorzeitigen persönlichen Stimmabgabe begonnen. In Virginia, Minnesota und South Dakota sind seit Freitag Wahllokale geöffnet, in denen Wählerinnen und Wähler bereits vor dem 5. November ihre Stimmzettel in die Urnen werfen können.