Dürre in Uruguay Gefährlicher Wassermangel
Uruguay erlebt eine der schlimmsten Dürren in seiner Geschichte. Es gibt kaum noch Trinkwasser. Das übrige Süßwasser wird mit salzigem Meerwasser gemischt - ein Risiko für die Gesundheit. Der Unmut in der Bevölkerung wächst.
Lärm im Park. Wo sonst Kinder spielen, Familien picknicken und Bälle fliegen, steht schweres Gerät. Mitten in der Hauptstadt Montevideo wird nach Wasser gebohrt. Die Not ist groß, seitdem Präsident Luis Alberto Lacalle Pou Mitte Juni den Wassernotstand für den Großraum Montevideo ausgerufen hat.
Uruguay erlebt eine der schlimmsten Dürren seit Menschengedenken. Seit Monaten hat es in weiten Teilen des Landes nicht mehr in nennenswerten Mengen geregnet. Die Folge: Es fehlt an Trinkwasser.
Trinkwasser ist rar - und ungesund
Die Qualität des Wassers, mit dem 60 Prozent der Bevölkerung versorgt werden, entspreche nicht mehr den gewünschten Parametern für Trinkwasser, erklärt der ehemalige Umweltminister von Uruguay, Carlos Colacce. "Deshalb kann das Wasser nicht mehr als Trinkwasser bezeichnet werden."
Betroffen sind vor allem die gut 1,3 Millionen Menschen im Großraum Montevideo. Aus ihren Wasserhähnen kommt jetzt eine trübe Brühe mit hohem Natrium- und Chloridgehalt. Dem wenigen noch vorhandenen Süßwasser wird salziges Meerwasser aus dem Rio de la Plata beigemischt. Dieses Wasser auf Dauer zu trinken, stellt ein hohes Gesundheitsrisiko dar - vor allem für Menschen mit Nierenproblemen und Bluthochdruck.
Der Unmut wächst
Die Mutter von Gustavo Dominzain ist 85 Jahre alt und ihr Gesundheitszustand ist ziemlich kritisch. "Sie wohnt im dritten Stock, da muss man Treppen steigen. Das Wasser aus dem Hahn kann sie nicht trinken," sagt ihr Sohn. Wer es sich leisten kann, kauft Trinkwasser in Flaschen. Der Staat hat die Steuern dafür ausgesetzt.
Die Lage ist schwierig, der Unmut in der Bevölkerung wächst. "Es ist keine Dürre, wir werden beklaut", rufen Demonstranten auf der Straße. Sie glauben, dass Missmanagement für den Wassernotstand verantwortlich ist. Der Verkäufer Marcelo Fernandez ist überzeugt, "dass es viele Unternehmen gibt, die das Trinkwasser industriell nutzen und uns ohne Wasser zurücklassen".
Warten auf Regen
Valeria Arballo leitet im Auftrag der nationalen Wasserbehörde die Bohrarbeiten im Stadtpark. Sie schaut auf die Wasser führenden Schichten im Untergrund von Montevideo. Aber ihr Blick geht auch oft nach oben zum wolkenlosen Himmel. "Wenn es regnet, ist das natürlich eine Erleichterung für alle, nicht nur für den Grundwassersektor. Aber man muss immer einen Plan B haben. Und da stehen wir nun, mit Plan B und warten darauf, dass es regnet."
Regen ist auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Die Lage droht sich noch zuzuspitzen, warnt Ex-Umweltminister Carlos Colacce. Die Stauseen mit Süßwasser sind nahezu leer und die Flüsse des Landes führen auch immer weniger Wasser. Bleibt nur der Rio de la Plata mit seinem hohen Salzgehalt.