Kampf gegen den "Islamischen Staat" Türkei startet Militär-Offensive an Grenze

Stand: 24.08.2016 11:25 Uhr

Artilleriebeschuss, Bombenexplosionen, Panzer-Vormarsch: Die Türkei hat gemeinsam mit der internationalen Anti-IS-Allianz eine Offensive an der türkisch-syrischen Grenze gestartet. Ziel ist es, die Terrormiliz "Islamischer Staat" aus der Stadt Dscharablus zu vertreiben.

Gestern wurde der türkisch-syrische Grenzort Karkamis geräumt, heute wird klar, warum: Die Türkei und die internationale Koalition haben eine Offensive zur Rückeroberung des angrenzenden Ortes Dscharablus in Nordsyrien begonnen, der von der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) beherrscht wird.

Die Offensive habe um 4:00 Uhr Ortszeit mit Artilleriebeschuss auf die Stadt begonnen, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Im Anschluss hätten türkische Kampfjets dort IS-Ziele bombardiert. Türkische Panzer rückten laut Staatsfernsehen auf syrischem Gebiet ein. Keine Bestätigung gibt es bislang für Berichte, dass auch türkische Spezialeinheiten die Grenze überschritten hätten.

Internationale Anti-IS-Allianz im Einsatz

In einer Erklärung der türkischen Regierung hieß es, die türkische Armee arbeite bei der Offensive mit Luftverbänden der internationalen Anti-IS-Allianz zusammen. Der Einsatz der Armee ist laut türkischem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan "gegen Bedrohungen gerichtet", die für die Türkei von Terrororganisationen wie dem IS oder der syrischen Kurdenmiliz YPG ausgingen. "Hinter diese Angriffe muss jetzt ein Schlusspunkt gesetzt werden", sagte er in einer Rede in Ankara. "Das müssen wir lösen."

Dscharablus ist eine der letzten größeren Bastionen des "Islamischen Staates" an der Grenze zur Türkei. Der Ort liegt rund 35 Kilometer nördlich der Stadt Manbidsch, die erst kürzlich von einem Bündnis unter Führung der syrischen Kurden-Miliz YPG zurückerorbert worden war. Die kurdischen Volksschutzeinheiten YPG, die von den USA unterstützt werden, haben vom IS in Syrien bereits mehrere Gebiete erobert und kontrollieren mittlerweile den größten Teil der Grenze zur Türkei. Das missfällt der Türkei.

Rebellen formieren sich

Auch vor Dscharablus formieren sich nun Hunderte syrische Rebellen - sie wollen die Stadt ebenfalls vom IS befreien. Laut Medienberichten und Aktivisten werden die Rebellen von der Türkei unterstützt. Zugleich rücken auch kurdische Einheiten immer weiter auf Dscharablus vor.

Türkischen Medienberichten zufolge hatte die Regierung am Dienstagabend die Evakuierung des türkischen Grenzorts Karkamis angeordnet, der gegenüber von Dscharablus auf der anderen Grenzseite liegt. Die Stadt an der türkischen Grenze war zuvor von IS-Gebiet in Syrien aus mit Mörsergranaten beschossen worden. Die türkische Artillerie feuerte daraufhin rund 60 Geschosse auf IS-Stellungen in Dscharablus ab.

"Säuberung" der Grenzregion

Der stellvertretende Regierungschef Numan Kurtulmus erklärte Dscharablus gestern zu einer "Angelegenheit der nationalen Sicherheit". Es sei "inakzeptabel", dass Dscharablus oder irgend eine andere Stadt unter der Kontrolle des IS stehe, sagte er dem Sender NTV.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hatte am Wochenende bereits angekündigt, dass sich die Türkei "aktiver" in eine Lösung des Syrienkonfliktes einbringen werde. Nach dem Attentat in Gaziantep legte Außenminister Mevlüt Cavusoglu nach und forderte, die Grenzeregion zu Syrien müsse vollständig vom IS "gesäubert" werden.

Die Offensive startete wenige Stunden vor dem Besuch des US-Vizepräsidenten Joe Biden. Am Nachmittag kommt er mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zusammen. Zuvor will er dem Parlament in Ankara einen Besuch abstatten.