Kevin Spacey mit seinem Anwalt vor Gericht

Vorwurf der sexuellen Nötigung Anklage gegen Kevin Spacey verworfen

Stand: 18.07.2019 08:37 Uhr

Das Strafverfahren gegen US-Schauspieler Kevin Spacey wegen sexueller Nötigung wird eingestellt. Laut Staatsanwaltschaft verweigert das mutmaßliche Opfer die Aussage. Es geht um ein Handy mit Beweismaterial.

Von Mit Informationen von Arthur Landwehr, ARD-Studio Washington, und Katharina Wilhelm, ARD-Studio Los Angeles

Die Anklage gegen US-Schauspieler Kevin Spacey wegen eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs ist fallen gelassen worden. Die Staatsanwaltschaft im Bundesstaat Massachusetts teilte mit, sie habe den Fall eingestellt, in dem Spacey wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung angeklagt war. Das mutmaßliche Opfer wollte nicht mehr vor Gericht aussagen.

Der Sohn einer Fernsehmoderatorin hatte Spacey vorgeworfen, ihn 2016 auf der Insel Nantucket vor der US-Ostküste betrunken gemacht und in einem Restaurant begrapscht zu haben. Dort hatte der damals 18-Jährige gearbeitet. Der zweifache Oscar-Preisträger Spacey wies die Vorwürfe zurück.

Kevin Spacey auf dem Weg zum Gericht

Weil das mutmaßliche Opfer von Spaceys Übergriffen nicht mehr aussagen will, wird das Verfahren nun eingestellt.

Handy angeblich verschwunden

Bei einem Gerichtstermin in der vergangenen Woche hatte das mutmaßliche Opfer dann aber die Aussage verweigert. Hintergrund ist das Verschwinden des Handys des jungen Mannes. Es spielt bei der Anklage eine Rolle, weil damit Textnachrichten und ein Video des Übergriffs verschickt worden sein sollen. Das alles wurde ausgewertet und das Handy dem Besitzer zurückgegeben.

Spaceys Verteidiger wollten es allerdings noch einmal untersuchen, um gelöschte SMS-Nachrichten wiederherzustellen, die die Unschuld ihres Mandanten belegen könnten. Die vorhandenen Daten und Screenshots hätten darauf hingedeutet, dass etwas Wichtiges gelöscht wurde. Doch das Handy war nicht nicht mehr auffindbar.

Aussage verweigert

Der Ankläger stritt ab, Handynachrichten gelöscht oder Screenshots mit SMS-Kommunikation manipuliert zu haben, die er Ermittlern zur Verfügung gestellt hatte. Die Mutter dagegen soll vor dem Verfahren Dinge gelöscht haben, die sie für peinlich hielt.

Da das Löschen von Beweismaterial in den USA eine Straftat ist, befürchtete der junge Mann, sich selbst belasten zu können. Deshalb machte er von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. Der Richter erkannte dies an und strich im Gegenzug alle bisherigen Aussagen.

Der Fall war dadurch ins Wanken geraten. Der zuständige Richter meldete bereits Anfang des Monats Bedenken an, dass der Prozess ohne Kooperation des Zeugen "eine ganz schön schwierige Sache" sei. Kurz zuvor hatte der 21-Jährige zudem eine Zivilklage gleichen Inhalts gegen Spacey schnell wieder fallen gelassen. Sein Klient befinde sich auf einer "emotionalen Achterbahn", sagte der Anwalt des jungen Mannes kürzlich.

Mehr als 30 Vorwürfe gegen Spacey

Die Vorwürfe gegen Spacey waren im Zuge der "MeToo"-Bewegung laut geworden. Mehrere Männer werfen dem Schauspieler sexuelle Übergriffe vor. Unter anderem hatte ihn der Schauspieler Anthony Rapp beschuldigt, ihn als 14-Jährigen bei einer Party im Jahr 1986 missbraucht zu haben. Insgesamt sind mehr als 30 Fälle öffentlich, in denen Spacey mit sexuellem Missbrauch in Verbindung gebracht wird. Der nun eingestellte Fall war bisher der einzige, der vor Gericht kam. In einigen anderen Fällen wird noch ermittelt.

Nachdem die Vorwürfe laut wurden, erlebte Spacey einen Karriereabsturz und verlor unter anderem seine Hauptrolle in der Netflix-Kultserie "House of Cards".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. Juli 2019 um 00:00 Uhr.