Das Rettungsschiff "Sea Watch 3" vor der Küste Lampedusas (Archivbild).

Lampedusa "Sea Watch 3" legt an - Kapitänin verhaftet

Stand: 29.06.2019 04:09 Uhr

Das Flüchtlingsschiff "Sea Watch 3" hat im Hafen von Lampedusa angelegt. Die deutsche Kapitänin wurde daraufhin umgehend festgenommen. Die Flüchtlinge sollen weiterhin an Bord sein.

Von Mit Informationen von Tassilo Forchheimer, ARD-Studio Rom

Das Flüchtlings-Rettungsschiffs "Sea-Watch 3" ist in den Hafen der italienischen Insel Lampedusa eingelaufen. Die Hilfsorganisation Sea Watch teilte mit, das Schiff mit 40 Flüchtlingen an Bord habe ohne Erlaubnis im Hafen festgemacht. Die Flüchtlinge seien weiterhin an Bord.

Die Flüchtlinge waren Mitte Juni aus einem Schlauchboot vor der Küste Libyens gerettet worden. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete sei von der italienischen Polizei verhaftet worden, so ein Sprecher. "Wir sind nicht erleichtert, wir sind wütend", sagte Rackete einer Mitteilung zufolge. "Diese Landung hätte vor mehr als zwei Wochen stattfinden sollen, und sie hätte von den Behörden koordiniert statt behindert werden sollen".

Gegen die Kapitänin wird in Italien wegen des Verdachts der Unterstützung von Menschenhändlern ermittelt. Innenminister Matteo Salvini hatte Rackete und ihre Mannschaft als "Piraten" bezeichnet, die kriminellen Banden den Schmuggel von Afrikanern nach Europa ermöglichten.

Politische Verhandlungen im Hintergrund

Hinter den Kulissen wurde zuvor über eine politische Lösung unter Beteiligung mehrerer europäischer Länder verhandelt - darunter auch Deutschland. Außenminister Enzo Moavero teilte mit, es würden Zusagen aus Finnland, Luxemburg, Portugal, Frankreich und Deutschland vorliegen, Migranten aufzunehmen. Man warte aber auf gesicherte Garantien, hieß es im italienischen Innenministerium dazu. Diese müssten in "Zahlen, Zeiten und Mittel" übersetzt werden.

"Sea-Watch"-Kapitänin Rackete auf einem von der Hilfsorganisation verbreiteten Bild

"Sea-Watch"-Kapitänin Rackete.

Italienische Abgeordnete solidarisieren sich

Als Solidaritätsbekundung mit den Rettern übernachteten fünf italienische Abgeordnete auf dem Schiff, unter ihnen der frühere Verkehrsminister Graziano Delrio vom sozialdemokratischen Partito Democratico. Die Parlamentarier sprachen von unerträglichen Bedingungen an Bord.

Die italienische Regierung gibt sich unterdessen weiter hart und will die Flüchtlinge nur von Bord gehen lassen, wenn sich andere europäische Staaten bereiterklären, diese ohne vorherige Registrierung in Italien aufzunehmen. Die Mannschaft solle festgenommen und das Rettungsschiff beschlagnahmt werden, heißt es weiter. Die deutsche Rettungsorganisation bewege sich außerhalb des Gesetzes, so Innenminister Salvini.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. Juni 2019 um 06:00 Uhr.