Ein Polizist steht hinter einer Absperrung in einer Straße in Paris.
FAQ

Angriff nahe Kurdenzentrum Was über die Schüsse in Paris bekannt ist

Stand: 25.12.2022 14:31 Uhr

Mehrere Schüsse, drei Tote und viele offene Fragen: Nach dem Angriff auf Kurden in Paris laufen die Ermittlungen. Der mutmaßliche Täter hatte laut Behörden einen "pathologischen Hass auf Ausländer". Ein Überblick.

Was ist passiert?

In Paris hat ein Mann am Freitag um sich geschossen und drei Menschen tödlich verletzt und drei weitere verwundet. Die tödlichen Schüsse wurden unter anderem in einem kurdischen Gemeindezentrum abgefeuert. Wie die Stadtteilbürgermeisterin des zehnten Pariser Arrondissements, Alexandra Cordebard, sagte, feuerte der Angreifer auch in einem Restaurant und einem Friseursalon gegenüber des Zentrums in der Nähe des Bahnhofs Gare de l'Est Schüsse ab.

Ein Augenzeuge berichtete später, was er beobachtete. "Wir sind die Straße entlang spaziert, da haben wir Schüsse gehört und uns umgedreht." Die Menschen seien dann nach rechts und links ausgewichen. Wenige Minuten später habe der Augenzeuge gesehen, wie ein "älterer großer Mann im Friseursalon verhaftet worden ist" - auch drei Verletzte habe er gesehen.

Rassistisches Motiv bestätigt

Der mutmaßliche Täter wurde direkt nach der Tat festgenommen. Laut einem Bericht der Staatsanwaltschaft bekannte er sich nun zu einem "pathologisch gewordenen Hass auf Ausländer". Der Mann habe demnach seit einem Einbruch vor sechs Jahren "immer Lust gehabt, Migranten beziehungsweise Ausländer zu töten". Bereits an Heiligabend war ein rassistisches Motiv in die Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt mit aufgenommen worden.

Der Tatort - die kleine Rue d'Enghien im 10. Pariser Arrondissement - ist normalerweise eine belebte Straße mit Gemüseladen, Apotheke, Cafés, aber auch mit dem kurdischem Kulturzentrum, Barbiershop und kurdischem Restaurant.

Nach Angriff mit drei Toten in Paris - So ist die aktuelle Lage

S.Markert, ARD Paris, B.Buck, tagesschau, tagesschau24 09:00 Uhr

Wer waren die Opfer?

Der Anwalt des kurdischen Gemeindezentrums gab bekannt, bei allen drei Todesopfern habe es sich um Mitglieder der kurdischen Gemeinde gehandelt.

Was ist über den mutmaßlichen Täter bekannt?

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 69 Jahre alten Franzosen, ein früherer Lokführer aus dem Pariser Umland. Laut Staatsanwältin Beccuau ist der Mann wegen zwei Vorfällen polizeibekannt.

Der Verdächtige war laut Staatsanwaltschaft erst vor Kurzem unter Justizaufsicht aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr habe er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt. Medienberichten zufolge griff er mit einem Säbel an. 2016 soll er einen Menschen mit einem Messer attackiert haben.

Wie reagieren die Sicherheitsbehörden?

Auch wenn noch nicht klar ist, ob der Angriff sich explizit gegen die kurdische Gemeinde gerichtet hat, will Frankreich kurdische Treffpunkte nun schützen. Landesweit sollten durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden. Darmanin wollte zudem prüfen, ob es weitere Bedrohungen gegen Kurdinnen und Kurden in Frankreich gebe. Der Innenminister kündigte weiter an, auch türkische diplomatische Vertretungen im Land zu schützen, um Gegenangriffe zu verhindern.

Emmanuel Grégoire, der für die Pariser Bürgermeisterin arbeitet, schrieb auf Twitter von einer medizinisch-psychologischen Notaufnahme, die im Rathaus eingerichtet worden sei. Sie sei für Menschen gedacht, die den Vorfall beobachtet haben oder anderweitig betroffen seien.

Wie reagiert die kurdische Gemeinschaft?

Noch am Freitagnachmittag versammelten sich in der Nähe des Angriffsorts zahlreiche Kurdinnen und Kurden. Kurz nach dem Besuch von Innenminister Darmanin vor Ort kam es zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Medien berichteten, Demonstranten hätten die Polizei beworfen. Diese habe Tränengas eingesetzt. Der Sender France Info schrieb von einer Festnahme und fünf verletzten Polizisten.

Der Demokratische Kurdische Rat in Frankreich (CDK-F) als Dachverband von 24 kurdischen Vereinen wertete den Angriff des mutmaßlichen Täters als "terroristische Attacke", zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Die Toten und Verletzten seien kurdische Aktivisten. Die Türkei bekämpft seit langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und weiteren kurdischen Organisationen vorangetrieben werden.

Auch am Samstag versammelten sich Kurdinnen und Kurden in Paris zu einer Demonstration. Dem kurdischen Dachverband Demokratischer Kurdischer Rat zufolge sollen sich Tausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Place de la République versammelt haben. Die Polizei machte zunächst keine Angaben zur Teilnehmerzahl.

Im Zuge der Demonstration kam es erneut zu Zusammenstößen mit der Polizei. Auf Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur AP ist zu sehen, wie Gegenstände in Richtung der Einsatzkräfte geworfen wurden. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 24. Dezember 2022 um 09:00 Uhr.