Der französische Präsident Emmanuel Macron spricht mit der Presse bei der Ankunft auf dem internationalen Flughafen Noumea ñ La Tontouta in Noumea, Neukaledonien.

Nach Krawallen im Überseegebiet Macron will im Neukaledonien-Konflikt schlichten

Stand: 23.05.2024 07:25 Uhr

Seit rund zehn Tagen wird Frankreichs Überseegebiet Neukaledonien von schweren Unruhen erschüttert. Jetzt ist Staatspräsident Macron auf der Inselgruppe eingetroffen, wo er für die Rückkehr von "Frieden, Ruhe und Sicherheit" sorgen will.

Frankreich Staatspräsident Emmanuel Macron ist zu einem Besuch in Neukaledonien eingetroffen, um in dem von Unruhen erschütterten Überseegebiet zu schlichten. Dazu nahm er Gespräche mit verschiedenen politischen Kräften auf. Begleitet wird der Präsident unter anderem von Innenminister Gérald Darmanin und Verteidigungsminister Sébastien Lecornu.

"Ich stehe an der Seite der Bevölkerung für die Rückkehr zu Frieden, Ruhe und Sicherheit", sagte Macron nach seiner Landung auf dem Flughafen der 1.500 Kilometer östlich von Australien gelegenen Inselgruppe. "Mein Ziel hier ist es, zusammen mit den Ministern und der gesamten Regierung den Menschen beizustehen." Er wolle mit allen Gruppen die Zukunft Neukaledoniens diskutieren.

Mindestens sechs Tote bei Protesten

Die Krawalle entzündeten sich an einer von der Regierung in Paris geplanten Verfassungsreform. Diese soll Tausenden französischstämmigen Bürgern das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen. Dagegen wehren sich Befürworter einer Unabhängigkeit der Inselgruppe. Sie befürchten, dass durch die Reform der Einfluss der indigenen Kanaken, die 40 Prozent der 270.000 Einwohner der Insel ausmachen, schwindet.

Bei gewaltsamen Protesten waren in der vergangenen Woche mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, es kam zu Plünderungen und Brandanschlägen auf Autos. Die französische Regierung hat 3.000 zusätzliche Polizisten entsandt, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen.

Millionenschaden für die Wirtschaft

Die Verstärkung der Polizei in Neukaledonien werde so lange wie nötig im Land bleiben, sagte Macron. "In den kommenden Stunden und Tagen werden bei Bedarf weitere massive Einsätze geplant, um die republikanische Ordnung vollständig wiederherzustellen, denn es gibt keine andere Wahl."

Tausende Touristen sitzen wegen der Unruhen fest. Frankreich, Australien und Neuseeland haben Sonderflüge zu ihrer Evakuierung organisiert. Neukaledonien ist für Frankreich vor allem militärisch und geopolitisch sowie wegen großer Nickelvorkommen von Bedeutung.

Bei seinen Gesprächen soll es laut Macron auch um die Versorgungsengpässe infolge der Krawalle sowie um den wirtschaftlichen Wiederaufbau gehen. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Industrie- und Handelskammer den Schaden für die Wirtschaft Neukaledoniens auf mindestens 150 Millionen Euro geschätzt.