Ein Mann betet vor dem ausgebrannten Animationsstudio

Brandanschlag in Kyoto Tat aus Rache für Ideenklau?

Stand: 19.07.2019 09:25 Uhr

Nach dem Brandanschlag auf ein Filmstudio im japanischen Kyoto trauern Fans und Anwohner um die 33 Opfer. Offenbar wirft der mutmaßliche Brandstifter dem Studio Betrug vor.

Von Mit Informationen von Kathrin Erdmann, ARD-Studio Tokio

Der mutmaßliche Brandstifter, der einen Anschlag auf ein Animationsfilmstudio in Kyoto verübte, hat sich Medienberichten zufolge durch die Produktionsfirma betrogen gefühlt. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtete, sagte der Festgenommene der Polizei, das Studio habe seine Idee für ein Werk gestohlen.

Studioleiter Hideaki Hatta sagte, der Verdächtige habe nie für Kyoto Animation gearbeitet. "Wir haben aber seit einiger Zeit anonyme Morddrohungen erhalten. Die E-Mails wurden an unser Büro und die Marketingabteilung geschickt." Ob diese von dem mutmaßlichen Täter stammten, ist nicht bekannt.

Brandstiftung wird in Japan hart bestraft. Bei einer Verurteilung droht dem Täter die Todesstrafe.

Feuerwehrkräfte stehen im japanischen Kyoto an einem brennenden, mehrstöckigen Animationsstudio.

Feuerwehrkräfte im Einsatz am brennenden Animationsstudio in Kyoto.

Entsetzen und Trauer weltweit

Der Täter hatte am Donnerstag das Studiogebäude betreten und eine brennbare Flüssigkeit vergossen. Daraufhin zündete er das Gebäude an und rief dabei: "Sterbt!". 33 Menschen starben bei dem Anschlag - fast die Hälfte der Mitarbeiter, die sich zu dem Zeitpunkt im Gebäude befanden. 36 Menschen wurden verletzt. Auch der 41-jährige mutmaßliche Täter erlitt Verletzungen und wurde ins Krankenhaus gebracht. Kurz darauf gestand er den Berichten zufolge die Tat.

Der Brandanschlag sorgte weltweit für Entsetzen und Trauer unter Fans japanischer Anime-Filme. Auch Kyotos Bewohner haben Mühe, das Geschehene zu verarbeiten. "Ich hätte nie gedacht, dass so etwas in meiner Nachbarschaft passiert," sagt ein Lehrer. "So viele Menschen haben ihr Leben verloren oder wurden verletzt. Ich bin in Gedanken bei ihnen. Egal, warum jemand das gemacht hat, es ist abscheulich. Ich empfinde nur Verachtung für den Täter."

So geht es vielen in der Stadt. "Dass so ein Unglück in Kyoto und dann noch in dieser Gegend möglich ist, hätte ich nie für möglich gehalten. Ich frage mich, was der Auslöser für die Tat war", sagt eine Frau der Nachrichtenagentur AP.

Beliebt vor allem bei den Jüngeren

Die 1981 gegründete Produktionsfirma Kyoto Animation, auch KyoAni genannt, hat vor allem in den 2000er-Jahren einige beliebte Fernseh-Zeichentrickserien wie "K-On!", "Free!" und "Suzumiya Haruhi no Yuutsu" produziert. Viele Fans in Japan haben Orte aufgesucht, die in den Filmen eine Rolle spielen.

Das Studio genießt innerhalb der Fangemeinde aus mehreren Gründen einen guten Ruf. Die Trickfilme greifen oft die Probleme junger Menschen wie Mobbing auf, eine der mutigsten Figuren ist ein Mädchen. Und: Anders als viele andere in der Branche soll das Unternehmen seine Mitarbeiter korrekt bezahlt und behandelt haben, berichten japanische Medien.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 19. Juli 2019 um 07:15 Uhr in den Nachrichten.