Dieses vom britischen Verteidigungsministerium herausgegeben Foto zeigt das Kriegsschiff "HMS Diamond", das Flugabwehrraketen abfeuert

Drohnen und Raketen abgefangen Huthi-Großangriff im Roten Meer

Stand: 10.01.2024 16:46 Uhr

Es soll der bislang größte Angriff der Huthi im Roten Meer gewesen sein: 18 Drohnen und drei Raketen seien abgefangen worden, melden die USA. Den Rebellen zufolge galt die Attacke einem US-Schiff.

Die vom Iran unterstützten Huthi-Milizen haben offenbar einen Großangriff im Roten Meer verübt. Eine "große Anzahl" von Raketen und Drohnen habe ein US-Schiff ins Visier genommen, das Israel in seinem Krieg gegen die Terrororganisation Hamas "unterstützt" habe, erklärte ein Militärsprecher im Onlinedienst X. Die Attacke sei auch eine Vergeltungsaktion für die Tötung mehrerer Mitglieder der Gruppe durch das US-Militär Ende Dezember.

Das US-Regionalkommando hatte bereits am Dienstagabend über den Angriff berichtet und von einer "komplexen Attacke" der Huthi gesprochen. 18 Drohnen und drei Raketen seien von Einheiten der USA und Großbritanniens abgefangen worden, hieß es. Die Geschosse seien aus den von den Rebellen kontrollierten jemenitischen Gebieten in das südliche Rote Meer in Richtung internationaler Schifffahrtswege mit Dutzenden Handelsschiffen abgefeuert worden. Verletzte habe es nicht gegeben.

Ramin Sina, ARD Kairo, zum Jemen-Konflikt und dem anhaltenden Beschuss durch Huthi-Rebellen

tagesthemen, 10.01.2024 22:15 Uhr

Ins Visier gerieten nach Angaben der privaten Sicherheitsfirma Ambrey Handelsschiffe vor den jemenitischen Hafenstädten Hudaida und Mokka. Über Funk hätten sie Raketen und Drohnen gemeldet. Mit den USA verbündete Kriegsschiffe in der Gegend hätten die Schiffe aufgefordert, mit höchster Geschwindigkeit zu fahren.

"Bislang größter Angriff"

Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps sagte, es sei "der bislang größte Angriff der vom Iran unterstützten Huthi im Roten Meer". Die Angriffe seien illegal und "absolut inakzeptabel" und müssten gestoppt werden. "Genug ist genug", sagte Shapps dem Sender Sky News. "Wir müssen den Huthi klarmachen, dass dies aufhören muss, und meine einfache Botschaft an sie heute ist: Macht euch auf was gefasst." Er betonte zudem, es gebe "keinen Zweifel" daran, dass der Iran die Angriffe unterstütze, indem er Waffen und Geheimdienstinformationen zur Verfügung stelle.

Auch die Bundesregierung verurteilte den Angriff. "Die Attacke stellte nach jetziger Kenntnis den umfangreichsten Angriff der Huthi auf den internationalen Schiffsverkehr seit Mitte Oktober dar", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. "Dieser Angriff und die anderen Angriffe, die anhaltenden Angriffe, zeigen, dass die Huthis klar auf Eskalation gegenüber der internationalen Handelsschifffahrt sowie gegenüber den Schiffen unserer Partner und Verbündeten in der Region setzen."

Der Sprecher verwies weiter auf eine gemeinsam mit anderen Staaten am 3. Januar abgegebene Erklärung, in der die Angriffe der Huthi als illegal, inakzeptabel und zutiefst destabilisierend bezeichnet worden seien. Er bekräftigte: "Die Angriffe müssen sofort aufhören." Die Bundesregierung sei zu einer Beteiligung an einer europäischen Marinemission im Roten Meer bereit. Geplant sei in der kommenden Woche eine "eine erste Befassung der Mitgliedstaaten für einen solchen neuen europäischen Einsatz".

Immer wieder Attacken im Roten Meer

Seit Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas greifen die Huthi immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden zunehmend die Route. Die Huthi greifen auch Israel direkt mit Drohnen und Raketen an.

Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.

Die schiitischen Huthi-Rebellen haben im Jemen in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile im Landesnorden eingenommen und kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt. Der Jemen leidet, vor allem bedingt durch die Folgen des Bürgerkriegs, unter einer der schwersten humanitären Katastrophen weltweit.