Jewgeni Prigoschin steht vor Wagner-Söldnern an einem ungenannten Ort (Screenshot Video)

Streit mit Moskau beigelegt Wagner-Truppe kämpft nun doch weiter in Bachmut

Stand: 07.05.2023 16:43 Uhr

Der Machtkampf zwischen Moskau und der Söldnergruppe Wagner scheint vorerst beigelegt. Wagner-Chef Prigoschin will seine Männer nun doch nicht aus Bachmut abziehen - man habe ihm Munitionslieferungen versprochen.

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, zieht seine Einheiten wohl doch nicht aus der umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut ab. Ihm seien die notwendigen Waffen und Munition versprochen worden, teilte er mit.

Machtkampf in der russischen Militärführung

Mathea Schülke, WDR, tagesschau, 07.05.2023 17:45 Uhr

"Sie haben uns versprochen, uns all die Munition und Ausrüstung zu geben, die wir brauchen, um die Aktionen fortsetzen zu können", sagte Prigoschin in einer Audio-Botschaft. Ihm sei versichert worden, "dass alles Notwendige zur Verfügung gestellt wird", fügte der Söldneranführer hinzu.

Zudem sei ihm Flankenschutz zugesichert worden, damit seine Einheiten nicht Gefahr liefen, eingekesselt zu werden, sagte Prigoschin. Moskau äußerte sich zunächst nicht dazu.

Ziel von besonderer Bedeutung

Die Stadt ist das Epizentrum des ukrainischen Kampfs gegen Moskaus Streitkräfte. Die Gruppe Wagner führt den seit Monaten andauernden russischen Angriff auf Bachmut an und hat die Stadt beinahe eingenommen. Am Freitag hatte Prigoschin mit dem Abzug seiner Söldner aus Bachmut gedroht und dies mit mangelndem Nachschub seitens der Militärführung begründet. 

Den Wagner-Kämpfern drohe "mangels Munition" ein "sinnloser Tod", erklärte Prigoschin. "Am 10. Mai 2023 werden wir unsere Stellungen in Bachmut an Einheiten des Verteidigungsministeriums übergeben und Wagner-Einheiten zurückziehen müssen, um unsere Wunden zu lecken." 

Zwischenzeitlich hatte deshalb der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow angeboten, seine eigene Truppe "Achmat" nach Bachmut zu schicken, sollten sich Prigoschin und seine Leute aus dem Ort zurückziehen. "Ja, wenn der ältere Bruder Prigoschin und "Wagner" gehen sollten, dann verliert der Generalstab eine erfahrene Einheit und an ihre Stelle könnten dann der kleine Bruder Kadyrow und "Achmat" treten", schrieb Kadyrow am Freitag auf Telegram.

Prigoschin gilt wie Kadyrow als Hardliner in Russlands Angriffskrieg. Internationale Militärexperten hatten Prigoschins Klagen über fehlende Munition auch als Ablenkungsmanöver aufgefasst, um von eigenen Misserfolgen abzulenken. Der zeitweise geplante Tausch mit Kadyrow spiegele einerseits Prigoschins Misstrauen gegenüber der russischen Militärführung wider, gebe ihm aber auch die Möglichkeit, sein Gesicht zu wahren, falls die Wagner-Truppen Bachmut nicht einnehmen können, urteilte das US-Institut für Kriegsstudien.

Rückzug vom Rückzug

Der angekündigte Rückzug am 10. Mai wäre zudem einen Tag nach der Militärparade in Moskau erfolgt, mit der der Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland gefeiert wird. Die Ukraine geht davon aus, dass Russland Bachmut bis zu diesem Datum einnehmen will. In den vergangenen Wochen wurden ukrainische Truppen im Kampf um Bachmut zurückgedrängt. Sie harren aber weiter in der Stadt aus. 

Mit Blick in die Zukunft sagte Prigoschin nun, General Sergej Surowikin werde ab jetzt "alle Entscheidungen bezüglich Wagners Militäraktionen in Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsminister" treffen. Dieser sei "die einzige Person mit Generalssternen in der Armee, die zu kämpfen weiß", behauptete Prigoschin. 

Surowikin war von Oktober 2022 bis Januar 2023 Kommandeur der russischen Streitkräfte in der Ukraine gewesen. Nach dem Rückzug der russischen Armee aus Cherson war er durch Waleri Gerassimow ersetzt worden. Letzterer wurde in der Vergangenheit häufig von Prigoschin kritisiert. 

 

Stephan Laack, ARD Moskau, tagesschau, 08.05.2023 07:09 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. Mai 2023 um 16:00 Uhr.