
Besetztes Gebiet in Südukraine Vorbereitungen für Abstimmung in Cherson gestoppt
Die Menschen in Cherson sollten nach dem Willen der russischen Besatzer über eine Eingliederung in russisches Staatsgebiet abstimmen. Nun wurden die Vorbereitungen vorerst gestoppt. Grund dafür ist nach russischen Angaben die Sicherheitslage.
In der von Russland besetzten ukrainischen Region Cherson wurden die Vorbereitungen für ein Referendum zur Eingliederung in russisches Staatsgebiet gestoppt. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur Tass.
Hintergrund sei die Sicherheitslage in dem Gebiet. Die Zufahrt über die wichtige Antoniwskyj-Brücke sei mit dem Auto nicht mehr möglich, nachdem ukrainische Truppen diese bombardiert hatten, zitierte die Nachrichtenagentur Tass den von Russland eingesetzten Vizechef der Stadt Cherson, Kirill Stremoussow.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Fast vollständig unter russischer Kontrolle
Die Antoniwskyj-Brücke führt nahe der Stadt Cherson über den Fluss Dnjepr. Die gleichnamige Region hatten russische Truppen schon im März fast vollständig unter Kontrolle gebracht.
Für das geplante Referendum gab es noch kein festes Datum. Stremoussow hatte aber Ende Juni angekündigt, es werde im kommenden Halbjahr stattfinden. Die Vorbereitungen dafür hätten bereits begonnen.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert. Bild: ISW/04.09.2022
Ukraine startet Gegenoffensive
Nach der Annexion der südlich der Region Cherson liegenden Halbinsel Krim im Jahr 2014 hatte Russland dort ebenfalls ein Referendum zur Eingliederung in russisches Staatsgebiet abgehalten. Die Mehrheit stimmte dafür. International ist das aber nicht anerkannt.
Vor einer Woche hat die Ukraine nach eigenen Angaben eine Gegenoffensive im Süden des Landes gestartet. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in seiner Videobotschaft am Sonntagabend davon, dass zwei Ortschaften im Süden des Landes und eine im Osten des Landes zurückerobert wurden.
US-Institut: "Nachweislich Fortschritte"
Das Südkommando der ukrainischen Armee teilte in der Nacht zum Montag mit, nahe der Stadt Cherson ein Munitionsdepot, eine Pontonbrücke und ein Kontrollzentrum der russischen Truppen zerstört zu haben.
Auch das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien schreibt in einem Bericht, die ukrainische Offensive im Süden des Landes mache "nachweislich Fortschritte".