Sicherheitspersonal steht vor einem Getreidelagerterminal im Seehafen von Odessa in der Ukraine.

Russischer Angriffskrieg Donauhäfen in der Ukraine rücken in den Fokus

Stand: 24.07.2023 17:52 Uhr

Nach dem Stopp des Getreideabkommens und der Blockade des Schwarzen Meers gewinnen die ukrainischen Donauhäfen für den Export an Bedeutung. Das weiß auch Russland und nimmt diese ins Visier. Dabei schlagen Raketen auch nahe der rumänischen Grenze ein.

Nach der Aufkündigung des Getreideabkommens durch Russland sucht die Ukraine andere Wege, um ihr Getreide und Ölsaaten zu exportieren. Dabei gewinnen die kleinen Donauhäfen an Bedeutung. Im Hafen von Reni, der gegenüber dem rumänischen Donau-Ufer liegt, sind nach Angaben örtlicher Behörden drei Getreidesilos bei russischen Drohnenangriffen zerstört worden.

Damit rücken die Kampfhandlungen in die unmittelbare Nachbarschaft eines NATO-Mitglieds. "Diese jüngste Eskalation stellt ein ernstes Risiko für die Sicherheit im Schwarzen Meer dar", twitterte der rumänische Präsident Klaus Iohannis.

Die Donau ist zu einem der wichtigsten Transportwege für das Getreide geworden, seitdem die Passage durch das Schwarze Meer zu gefährlich geworden ist. Nach dem Angriff auf Reni stoppten rund 30 Frachter nach Daten von MarineTraffic vor dem weiter flussabwärts liegenden ukrainischen Hafen Ismail ihre Fahrt. Zunächst war jedoch unklar, ob dies auf russische Angriffe zurückzuführen war. Ukrainische Nachrichtenagenturen hatten über nächtliche Explosionen in der Gegend von Ismail berichtet.

Ukraine will Export steigern

Derzeit werden etwa zwei Millionen Tonnen über die Donauhäfen exportiert. Der Rest per Eisenbahn und Straßentransport. Doch die Ukraine will die Ausfuhr um eine Million Tonnen pro Monat steigern. "Heute können wir bereits etwa 3,5 Millionen Tonnen im Monat ausführen und in der nahen Zukunft wird es Verbesserungen auf bis zu 4,5 Millionen Tonnen geben", sagte der Chef des ukrainischen Getreideverbands, Mykola Horbatschow, wie die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine unter Verweis auf Voice of America berichtete.

Vor dem Krieg wurden laut Horbatschow über die Schwarzmeerhäfen sieben Millionen Tonnen monatlich ausgeführt. Während des Krieges waren über den sogenannten Getreidekorridor innerhalb von knapp zwölf Monaten etwa 33 Millionen Tonnen an Agrargütern ausgeführt worden. Moskau war allerdings vor einer Woche aus dem Getreideabkommen ausgestiegen und hat begonnen, Hafenanlagen am Schwarzen Meer und der Donau mit Raketen und Drohnen anzugreifen.

Auswirkungen der Angriffe auf Preise

Die Angriffe zeigten laut Experten Auswirkungen an den Agrarbörsen: Dort stiegen die Preise für Terminkontrakte stark an. Weizen verteuerte sich um etwa sieben Prozent, Mais um fünf Prozent. Befürchtet wird, dass die Exporte und der Schiffsverkehr gefährdet sein könnten.

"Russland hat in den vergangenen Monaten die ukrainische Getreide-Infrastruktur auf dem Landweg und in der Binnenschifffahrt nicht angegriffen", sagte ein europäischer Händler. "Jede Unterbrechung dieses Verkehrs könnte sich schnell auf die internationalen Getreidelieferungen auswirken." Ein französischer Händler sprach von einem schweren Schlag. "Ohne den Schwarzmeerkorridor und jetzt mit Angriffen auf alternative Routen wird es schwer, ukrainisches Getreide aus dem Land zu bringen."

Putin will afrikanische Staaten mit russischem Getreide versorgen

Unter Russlands Krieg gegen die Ukraine leiden viele afrikanische Staaten, weil sie auf Getreide und Dünger aus beiden Ländern angewiesen sind.

Der russische Präsident Wladimir Putin versprach den afrikanischen Staaten, sie nach dem Auslaufen des Getreideabkommens mit russischem Getreide und Düngemitteln zu beliefern. Russland rechne mit einer "Rekordernte", versicherte er auf der Website des Kreml mit Blick auf den bevorstehenden Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. Juli 2023 um 17:53 Uhr.