Ein ukrainischer Soldat im Einsatz in Awdijiwka.

Krieg gegen die Ukraine Russland verstärkt Angriffe auf Awdijiwka

Stand: 24.10.2023 09:14 Uhr

Schon seit 2014 ist die Stadt Awdijiwka in der Ostukraine umkämpft. Nun nehmen die Kampfhandlungen offenbar zu. Die Ukraine wehrte nach eigenen Angaben russische Angriffe ab, doch Russland ziehe immer mehr Reserven heran.

Die russischen Streitkräfte verschärfen nach Angaben aus Kiew die Angriffe auf die Front in der Ostukraine. Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte erklärte, seine Truppen hätten erneut russische Angriffe auf die Stadt Awdijiwka zurückgeschlagen. Das Stadtzentrum und die einzige Versorgungsroute in die zerstörte Stadt stünden rund um die Uhr unter Beschuss, sagte der Leiter der Militärverwaltung, Witali Barabasch, dem US-finanzierten Sender Radio Liberty.

"Die Versorgungslage ist sehr schwierig, weil die 22 Kilometer lange Straße Tag und Nacht unter Dauerbeschuss steht." Das erschwere Evakuierungen und Hilfslieferungen. "Jede Bewegung ist ein Signal, das Feuer zu eröffnen." Zu Toten oder Verletzten gibt es bisher keine Angaben.

Vassili Golod, ARD Kiew, zu den Gründen für wirtschaftliche Investitionen in der Ukraine

tagesschau, 24.10.2023 12:00 Uhr

General: Lage entlang der gesamten Front "schwierig"

General Oleksandr Syrskyj, Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, bezeichnete die Bedingungen entlang der gesamten 1.000 Kilometer langen Front als "schwierig". Besonders schwer sei die Lage in Bachmut, das im Mai nach monatelangen Kämpfen von Russland eingenommen wurde, und in der Schlüsselstadt Kupiansk, beide nordöstlich von Awdijiwka. "Der Feind hat große Verluste erlitten, vor allem an Menschen, aber er füllt seine Truppen ständig auf, indem er Reserven heranzieht, auch aus Russland", sagte Syrskyj der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian.

In russischen Berichten wurden die Kämpfe um die Stadt den dritten Tag in Folge nicht erwähnt. Es hieß, die russischen Streitkräfte hätten drei Angriffe außerhalb von Kupiansk und zehn weitere in der Nähe von Bachmut abgewehrt. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Symbol des ukrainischen Widerstands

Awdijiwka ist nach den monatelangen Angriffen zu einem Symbol des ukrainischen Widerstands geworden. Die Stadt ist schon seit Beginn des Konflikts mit von Russland unterstützten Separatisten in der Ostukraine im Jahr 2014 umkämpft. In der Industriestadt mit einer großen Kokerei leben der Stadtverwaltung zufolge derzeit noch rund 1.600 Einwohner, vor dem russischen Angriffskrieg waren es mehr als 30.000.

Awdijiwka liegt 13 Kilometer nördlich von Donezk. Die Hauptstadt der gleichnamigen Region, die Russlands Präsident Wladimir Putin vor einem Jahr für annektiert erklärt hatte, wird von Russland kontrolliert.

Selenskyj: "Jeden Tag vorwärts"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zollte den Verteidigern von Awdijiwka in seiner abendlichen Videobotschaft Respekt: "Ihr Durchhaltevermögen ist jetzt die Stärke der ganzen Ukraine". Er betonte die Bedeutung der fortlaufenden Befreiung von russisch besetzten Gebiete seines Landes.

Die Ukraine brauche täglich Ergebnisse - daher sei ein stetes Vorrücken an der Front wichtig. "Ob nur um einen Kilometer, ob um 500 Meter, aber jeden Tag vorwärts, um die ukrainischen Positionen zu verbessern, um Druck auf die Besatzer auszuüben", sagte Selenskyj. Demnach seien die Kämpfe um Awdijiwka und Marjinka aktuell besonders hart.

Selenskyj berichtete zudem von seiner Unterhaltung mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani. In ihrem Telefonat ging es laut Selenskyj unter anderem um die Vermittlerrolle Katars bei der Freilassung durch Russland gefangengehaltener Ukrainer. Anfang der Woche waren vier ukrainische Kinder und Jugendliche nach Vermittlungsbemühungen durch Katar aus Russland in die Ukraine zurückgekehrt.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. Oktober 2023 um 09:00 Uhr.