Ramsan Kadyrow spricht vor etwa 10.000 Soldaten in der tschetschenischen Regionalhauptstadt Grosny.

Kampfeinheit "Achmat" Russland nimmt erste Privatarmee unter Vertrag

Stand: 12.06.2023 11:12 Uhr

Vor dem Hintergrund des Streits mit der Söldnertruppe Wagner hat Moskau die "Achmat"-Einheit des tschetschenischen Machthabers Kadyrow als erste Privatarmee unter Vertrag genommen. Wagner-Chef Prigoschin hatte Russlands Kriegsführung scharf kritisiert.

Das russische Verteidigungsministerium hat eine erste Privatarmee unter Vertrag genommen. Das Dokument sei zwischen dem Ministerium und der Spezialeinheit "Achmat" unterzeichnet worden, heißt es in einer Pressemitteilung. "Achmat" ist die Kampfeinheit des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow.

"Achmat"-Kommandeur Apty Alaudinow, der an der Vertragsunterzeichnung teilnahm, sagte laut Nachrichtenagentur Reuters, die Einheit habe in den vergangenen 15 Monaten Zehntausende Freiwillige vorbereitet und in die Ukraine geschickt. "Ich halte das für eine sehr gute Sache", wurde Alaudinow auf der Website des Verteidigungsministeriums nach der Unterzeichnung des Abkommens zitiert. Moskau hatte am Freitag mitgeteilt, dass die "Achmat"-Kräfte eine Offensive in der Nähe der Stadt Maryinka in der ostukrainischen Region Donezk durchführen.

Wagner-Gruppe will Macht nicht abgeben

Am Wochenende hatte Verteidigungsminister Sergej Schoigu angekündigt, alle auf Moskauer Seite kämpfenden Privatarmeen unter seine Befehlsgewalt nehmen zu wollen. Dazu sollen die Freiwilligenverbände bis zum 1. Juli Verträge mit seinem Ministerium unterzeichnen. Die Organisationen erhielten dann einen rechtlichen Status und die gleichen staatlichen Leistungen wie die regulären Einheiten der Streitkräfte, hieß es aus dem Ministerium. Ziel sei es, die militärischen Möglichkeiten und den effektiven Einsatz der Kämpfer zu verbessern und die Truppen besser auszurüsten. Auch erhielten die Familien von verletzten oder getöteten Kämpfern finanzielle Unterstützung, hieß es weiter.

Der Chef der Wagner-Truppe, der Oligarch Jewgeni Prigoschin, teilte bereits mit, seine Gruppe werde solche Verträge nicht unterzeichnen. Er begründete seinen Schritt damit, dass Minister Schoigu kaum in der Lage sei, die regulären Truppen ordentlich zu führen. Es könne sein, dass Wagner wegen der Nichtunterzeichnung keine Waffen und Munition erhalte - doch nur so lange, bis das Ministerium die Hilfe der Privatarmee brauche, teilte Prigoschin auf Telegram mit.

Prigoschin und Kadyrow streiten öffentlich

Seit Monaten streitet die Wagner-Gruppe, die für Moskau im Raum der ostukrainischen Stadt Bachmut aktiv war, mit dem russischen Verteidigungsministerium um Kompetenzen. Prigoschin warf Schoigu immer wieder fehlende Waffenlieferungen vor. Im Tandem mit Prigoschin kritisierte auch Tschetschenenführer Kadyrow lange Zeit den russischen Generalstab und das Verteidigungsministerium wegen der ihrer Ansicht nach falschen Taktik und eines zu weichen Vorgehens. Zuletzt hielt sich Kadyrow mit öffentlicher Kritik an der Kriegsführung aber zurück.

Inzwischen machen sich der Oligarch und der Tschetschenenführer öffentlich Vorwürfe. Prigoschin warf den Tschetschenen vor, sie seien auf dem Schlachtfeld nicht zu sehen, sondern drehten hauptsächlich Videos für den Social-Media-Kanal TikTok. Kadyrow machte dagegen die Wagner-Gruppe für die hohen russischen Verluste vor Bachmut verantwortlich.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Juni 2023 um 23:06 Uhr.