Jewgeni Prigoschin (Archivbild 8.4.2023)

Konflikt mit Verteidigungsministerium Wagner-Chef will Befehlsgewalt nicht abgeben

Stand: 11.06.2023 21:49 Uhr

Russlands Verteidigungsministerium will alle russischen Freiwilligenverbände per Anordnung unter seine Befehlsgewalt bringen. Militärunternehmer Prigoschin möchte seine Söldner aber nicht der offiziellen Führung unterwerfen.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat alle russischen Freiwilligenverbände aufgefordert, bis zum 1. Juli Verträge mit seinem Ministerium zu unterzeichnen. Wie sein Stellvertreter Nikolai Pankow mitteilte, erhalten diese Organisationen damit einen rechtlichen Status und dieselben staatlichen Leistungen wie die regulären Einheiten der Streitkräfte.

Beobachter zufolge zielt diese Maßnahme womöglich auf das private Militärunternehmen Wagner des Oligarchen Jewgeni Prigoschin ab. Er ist ein scharfer Kritiker Schoigus und erklärte bereits, Wagner werde solche Kontrakte nicht unterzeichnen.

Prigoschin hält Schoigu für unfähig

Verteidigungsminister Schoigu könne über das Ministerium und die Soldaten bestimmen, sagte Prigoschin in einer über seinen Telegram-Kanal veröffentlichten Sprachnachricht. Der Minister sei aber schon bisher nicht in der Lage, seine eigenen Truppen zu führen. Es könne sein, dass Wagner wegen der Nichtunterzeichnung keine Waffen und Munition erhalte - doch nur so lange, bis das Ministerium die Hilfe der Privatarmee brauche.

Putin als Oberbefehlshaber anerkannt

Prigoschin betonte zugleich mit Blick auf die Befehlsgewalt, dass er sich Präsident Wladimir Putin als Oberbefehlshaber und den Interessen Russlands unterordne. Dagegen hatte er Schoigu und den russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow angesichts einer Vielzahl an Niederlagen in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits zuvor Unfähigkeit vorgeworfen.

Prigoschin sagte, dass seine Söldnerarmee in Abstimmung mit Gerassimows Stellvertreter Sergej Surowikin Kampfeinsätze festlege. Surowikin sei klug, erfahren und stehe für ein hohes Maß an Effektivität und Erfolg. Eine Reaktion von offizieller Seite in Moskau auf Prigoschins Weigerung gab es bisher nicht. Prigoschin gilt als enger Vertrauter Putins in Russland als unantastbar.

Schoigus Stellvertreter Pankow hatte erklärt, mit der Eingliederung der Einheiten in das Ministerium sollten die militärischen Möglichkeiten und der effektive Einsatz der Kämpfer verbessert werden. Die Truppen könnten dann auch besser ausgerüstet werden, hieß es. Allerdings gibt es schon jetzt immer wieder Klagen russischer Soldaten über eine mangelhafte Ausstattung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Juni 2023 um 23:06 Uhr.