Ermittlungen im polnischen Grenzgebiet

Ermittlungen nach Raketeneinschlag Polen will ukrainische Experten einbeziehen

Stand: 17.11.2022 12:34 Uhr

Die Regierung in Kiew bezweifelt nach dem Raketeneinschlag in Polen weiterhin, dass es sich um ein eigenes Abwehrgeschoss handelte. Nun hat sich die polnische Regierung bereit gezeigt, ukrainische Experten in die Ermittlungen einzubeziehen.

Bei den Ermittlungen nach dem Raketeneinschlag im Grenzgebiet zur Ukraine hat die polnische Regierung Bereitschaft signalisiert, ukrainischen Spezialisten den Zugang zum Untersuchungsort zu gewähren. Dort arbeite derzeit ein Team aus polnischen und amerikanischen Ermittlern, sagte der außenpolitische Berater von Präsident Andrzej Duda, Jakub Kumoch, dem Sender TVN24. Wenn beide Seiten einverstanden seien, "kann dieser Zugang bald gewährt werden". Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gefordert, Fachleute aus seinem Land zu beteiligen.

Im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine war am Dienstag eine Rakete eingeschlagen. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben. Bislang gehen NATO und Polen davon aus, dass es eine ukrainische Flugabwehrrakete war, die zur Verteidigung gegen Angriffe des russischen Militärs eingesetzt wurde. Verantwortlich sei letztlich allerdings Moskau wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine.

"Niemand wirft der Ukraine vor, dass sie wissentlich polnisches Territorium bombardiert hat", betonte Kumoch. Vieles deute darauf hin, dass eine der Flugabwehrraketen, die zum Abschuss einer russischen Rakete gestartet wurden, ihr Ziel verfehlt habe und anschließend der Selbstzerstörungsmechanismus nicht funktioniert habe. Dies habe dann zu einem Unfall geführt.

Raketentrümmer als Beleg

Auf die Frage, welche Beweise Polen habe, sagte Kumoch, dies seien die Trümmer der Rakete und die Tiefe des Trichters, den sie bei ihrem Aufprall verursacht habe. "Die Experten berechnen die Richtung, aus der die Rakete kam, sogar die Menge des verbrauchten Treibstoffs und damit das Gebiet, aus dem sie gestartet worden sein könnte", sagte der Präsidentenberater.

Die ukrainische Regierung geht weiterhin davon aus, dass es sich um ein russisches Geschoss handelte. Selenskyj berief sich dabei auf Berichte des ukrainischen Militärs. "Wir teilen die Ansicht, dass Russland die volle Verantwortung trägt für den Raketenterror und dessen Folgen auf dem Gebiet der Ukraine, Polens und Moldaus", schrieb Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. Der Kreml wiederum erklärte, Russland habe mit der Sache "nichts zu tun".

Martin Adam, Martin Adam, ARD Warschau, 17.11.2022 12:44 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. November 2022 um 12:00 Uhr.