Der Sprecher des US-Pentagons, Kirby.

Ukraine-Krieg USA lehnen polnisches Kampfjet-Angebot ab

Stand: 09.03.2022 01:35 Uhr

Polen wollte den USA seine Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 übergeben. Über diesen Umweg hätten sie der Ukraine zur Verfügung gestellt werden können. Das US-Pentagon lehnte den Vorschlag aber als "nicht haltbar" ab.

Das US-Verteidigungsministerium hat einen Vorschlag Polens zur Überlassung von MiG-29-Kampfjets an die Ukraine mit einem Zwischenstopp auf einem Stützpunkt in Deutschland als "nicht haltbar" bezeichnet. Der Vorschlag bringe "schwierige logistische Herausforderungen" mit sich, zudem gebe es angesichts der geopolitischen Dimension "ernsthafte Bedenken", erklärte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Abend (Ortszeit).

Victoria Nuland, Top-Diplomatin des Außenministeriums, bezeichnete das zuvor offenbar nicht mit Washington abgestimmte Angebot Polens in einer Anhörung im Senat als "überraschenden Schritt."

Kampfflugzeuge zur Unterstützung der Ukraine gedacht

Das polnische Außenministerium hatte am Abend erklärt, die Regierung sei bereit, alle Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 unverzüglich und kostenlos auf den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz zu verlegen und die Maschinen den USA zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig ersuche man die USA, dem Land gebrauchte Flugzeuge mit entsprechender Einsatzfähigkeit zu überlassen, hieß es.

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Kirby erklärte, das Pentagon sei nach der polnischen Erklärung im Kontakt mit Warschau. Die Entscheidung, der Ukraine polnische Kampfflugzeuge zu überlassen, sei letztlich Sache der polnischen Regierung. Der Vorschlag unterstreiche aber "die Komplexität dieses Themas", sagte Kirby.

Die Vorstellung, dass Kampfflugzeuge, die dem US-Militär übergeben worden seien, im Krieg mit Russland von einem US- beziehungsweise NATO-Stützpunkt in Deutschland in den umkämpften ukrainischen Luftraum flögen, werfe "ernsthafte Bedenken für das gesamte NATO-Bündnis auf."

Selenskyj bittet um Kampfflugzeuge

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Vereinigten Staaten eindringlich gebeten, Kiew bei der Beschaffung von mehr Kampfflugzeugen zu unterstützen. Sie sollen helfen, die russische Invasion abzuwehren und die Kontrolle über den ukrainischen Luftraum zu behalten. Die polnische Regierung rief andere Staaten mit MiG-29-Flugzeugen auf, es Polen gleichzutun. Auch die Nato-Mitglieder Bulgarien und Slowakei haben noch derartige Maschinen sowjetischer Bauart. Polen verfügt über 28 MiG-29.

US-Außenminister Antony Blinken hatte zuvor erklärt, Washington prüfe einen Vorschlag, wonach Polen die Ukraine mit sowjetischen Kampfflugzeugen beliefern und im Gegenzug amerikanische F-16 erhalten würde, um deren Verlust zu kompensieren.

Morawiecki: "Nicht bereit, eigenständig Schritte zu unternehmen"

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte, jede Entscheidung über die Lieferung von Offensivwaffen müsse von den NATO-Mitgliedern einstimmig getroffen werden. Deshalb könne die gesamte Flotte nach Ramstein übergeben werden, "aber wir sind nicht bereit, eigenständig Schritte zu unternehmen, denn wir sind keine Kriegspartei", sagte er.

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Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sagte am Dienstag, sein Land würde Polen beistehen, sollte es die Flugzeuge übergeben. Denn Polen drohten dann "direkte Konsequenzen" dieser Entscheidung. "Wir würden Polen schützen, wir werden ihnen mit allem helfen, was sie brauchen", sagte Wallace im Sender Sky News.

Eine direkte Überstellung der Maschinen an die Ukraine ist von den USA offenbar nicht geplant. Als ein mögliches Szenario gilt, dass die Jets in Ramstein umlackiert und in ein Land geflogen werden könnten, das weder der NATO noch der EU angehört. Ukrainische Piloten könnten sie von dort in die Ukraine fliegen. Als Transitland wurde kein Land öffentlich genannt, der Kosovo gilt als eine der möglichen Optionen.

Ob der Einsatz der MiG-29 durch die Ukraine militärisch eine Wende einleiten könnte, ist fraglich, da ihre Zahl überschaubar ist und die Maschinen technisch höher entwickelten russischen Jets unterlegen sind.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 09. März 2022 um 02:39 Uhr.