Pierre Soulages

Pierre Soulages gestorben Der Meister des Schwarz

Stand: 26.10.2022 20:11 Uhr

Pierre Soulages' Markenzeichen war das Schwarz. Typisch für seine Kompositionen: breite, schwarze Balkenformen vor hellem Grund. Er gehörte zu den einflussreichsten abstrakten Malern des 20. Jahrhunderts. Nun ist er im Alter von 102 Jahren gestorben.

Von Sabine Wachs, SR und Martin Bohne, ARD Berlin

Der Meister des Schwarz - so wurde der französische Maler Pierre Soulages genannt. Geboren 1919 im südfranzösischen Rodez stand Soulages auch noch mit 100 Jahren fast täglich hinter der Staffelei.

In einem Interview mit dem französischen Radio erklärte er das Geheimnis seiner Schaffenskraft: "Es ist die Malerei, sie ermöglicht mir ein Leben zu führen, das mich interessiert."

Eine seltene Ehre im Louvre

Mehr als 80 Jahre malte Pierre Soulages. Mehr als 1700 Werke hat er geschaffen. Zu Soulages' bekanntesten Werken zählen die Glasfenster der Klosterkirche Sainte-Foy in Conques. Durchzogen von Bleibändern - natürlich in Schwarz.

2019 ehrte Frankreich seinen bedeutendsten abstrakten Maler noch zu seinem 100. Geburtstag mit einer ganzen Reihe an Ausstellungen.

Eine Soulages-Ausstellung im Centre Pompidou in Paris.

Eine Soulages-Ausstellung im Centre Pompidou in Paris

Der Louvre widmet ihm eine Retrospektive - eine Werkausstellung schon zu Lebzeiten, diese Ehre erwies der Louvre zuvor nur Pablo Picasso und Marc Chagall. Soulages hatte für die Louvre-Ausstellung extra noch ein Triptychon gemalt - mit den für ihn typischen Balkenformen vor hellem Grund, und natürlich mit Schwarz, das ihn schon seit seiner Kindheit faszinierte:

Seit meiner Kindheit habe ich mit Schwarz gearbeitet, es stimmt schon, das hat alle überrascht. Schon in der Schule habe ich meinen Pinsel lieber ins Tintenfass getaucht als in die Farben, die man mir angeboten hatte.

"Ich male mit dem Licht"

Schon seine ersten Bilder hatten viel Schwarzes in sich. Ab 1979 begann Pierre Soulages dann die Leinwand ganz mit dicker schwarzer Acrylfarbe zu bedecken und diese mit teils ungewöhnlichen Werkzeugen zu bearbeiten: mit Bürsten, Besen, Holzstangen oder auch Gummistücken. Er modulierte so die Reflexe des natürlichen Lichts, wenn es auf die bearbeitete schwarze Oberfläche trifft.

Ich male mit dem Licht, das sich im Schwarzen spiegelt, durch das Schwarze modifiziert wird.

Outrenoir wird dieser eigenwillige Stil genannt: jenseits von Schwarz. Soulages erklärte seine Vorliebe für Schwarz mit den Anfängen der Kunst und dem Beginn des Lebens:

Vor Hunderten von Jahrhunderten sind sie in die dunkelsten Orte herabgestiegen, in die Höhlen, in die absolute Dunkelheit der Grotten, um ihre Bilder zu malen. Und sie haben mit schwarzer Farbe gemalt. Das ist doch überraschend. Und ich frage mich, ob Schwarz nicht auch die Farbe unserer Ursprünge ist. Wenn ein Kind geboren wird, sagen wir, es hat das Licht der Welt erblickt. Das will doch sagen, vorher war es im Schwarzen.

Pierre Soulages habe das Schwarz neu erfunden, in dem er das Licht im Schwarz zum Strahlen brachte, twitterte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zum Tod des Malers. Soulages' Werke seien lebendige Metaphern, in denen jeder Hoffnung finden könne.

Sabine Wachs, Sabine Wachs, ARD Paris, 26.10.2022 19:18 Uhr