Touristen auf La Palma | AP

Kanareninsel La Palma Vulkantouristen bestaunen Ascheinsel

Stand: 02.11.2021 03:27 Uhr

Der Vulkan auf La Palma fasziniert viele Urlauber. Tausende sind auf die Kanareninsel gereist, um den Ausbruch zu verfolgen. Die Unterkünfte sind nahezu ausgebucht. Die Einheimischen sorgen sich indes um ihre Friedhöfe.

Von Oliver Neuroth, ARD-Studio Madrid

Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen auf La Palma haben zusammen etwa 12.500 Plätze für Urlauber. Rund 10.000 davon waren in den vergangenen Tagen gebucht - eine Auslastung von 80 Prozent. Wer kurzfristig Tickets für Flüge oder Fähren nach La Palma suchte, ging leer aus. Vor allem Spanierinnen und Spanier vom Festland oder von anderen Kanareninseln sind aktuell Vulkantouristen.

Oliver Neuroth ARD-Studio Madrid

Faszinierende Rauchwolken und Lavafontänen

Ein spanischer Urlauber freut sich über die Möglichkeit, den Ausbruch aus nächster Nähe beobachten zu können. Pendelbusse sind im Einsatz und bringen Touristen im 20-Minuten-Takt vom östlichen Teil der Insel, auf der der Flughafen und die Hauptstadt Santa Cruz liegen, zu Aussichtspunkten im Westen von La Palma. Von dort können sie bestens beobachten, wie der Vulkan Rauchwolken und Lavafontänen ausstößt.

Sie habe noch nie einen solchen Vulkan gesehen, sagt eine Touristin. Sie staune über die dunklen Aschewolken. Experten halten diese aktuell aber für eines der größten Probleme: Die Asche sorgt dafür, dass sich die Luftqualität von Tag zu Tag verschlechtert. Die Behörden messen in der Luft zu viel Schwefeldioxid, ein giftiges Gas, das die menschlichen Schleimhäute reizen kann.

Anwohner von fünf Ortschaften sind aufgerufen, nur im Notfall ihre Wohnungen zu verlassen. Wer vor die Tür muss, soll eine FFP2-Maske und eine Schutzbrille tragen, so der Appell.

Auch Friedhöfe sind von Asche bedeckt

Die Asche bedecke inzwischen das ganze Aridane-Tal auf der westlichen Seite von La Palma, sagte Stavlos Meletlidis vom Nationalen Geografischen Institut im Sender TVE. Luftaufnahmen zeigen, wie Teile einer Mondlandschaft ähneln. Asche hat sich meterhoch über ganze Landstriche gelegt, hier und da schauen Dächer von Häusern oder Autos heraus.

Besonders dramatisch für viele Bewohner der Insel: Auch Friedhöfe sind von Asche bedeckt, einige zudem von Lavamassen eingeschlossen. Und das ausgerechnet zu Allerheiligen, dem Tag, an dem viele gläubige Spanierinnen und Spanier die Gräber der Verstorbenen besuchen. "Ich möchte, dass meine Schwester und mein Vater ausgegraben werden. Nicht, dass bald vielleicht Tonnen von Lava über ihnen liegen", sagt eine Frau.

Ein Mann aus dem Ort Tazacorte sagt vor laufenden Kameras, dass er die Überreste notfalls auf eigene Faust bergen wolle. Auch wenn das strafbar ist. "Ich werde handeln, bevor die Lava den Friedhof erreicht. Und ich dann nicht mehr an die sterblichen Überreste meiner Tochter komme", sagt er.

Faszination und Leid

Für alle Inselbewohner, die ihre verstorbenen Verwandten nicht besuchen konnten, ist das spanische Militär mit einem Hubschrauber über den Friedhof geflogen und hat Blumen abgeworfen. Allerheiligen der anderen Art - noch schmerzhafter.

Es sei ein Drama, sagt einer Vulkantourist. Aber gleichzeitig sei es auch ein Spektakel. Faszination und Leid. Nur selten lag beides so nah beieinander wie bei diesem Vulkanausbruch auf La Palma.

Die Karte zeigt die Insel La Palma mit dem Lavastrom aus einem Vulkan des Cumbre Vieja, Kanarische Inseln.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 02. November 2021 um 05:40 Uhr.