Krieg in der Ukraine Viele Tote bei russischen Raketenangriffen
Mindestens 31 Menschen sind bei russischem Raketenbeschuss in der Ukraine getötet worden. In Kiew wurde ein Kinderkrankenhaus getroffen. Bürgermeister Klitschko sprach von einem der schwersten Angriffe seit Beginn der Invasion.
Bei russischen Raketenangriffen auf mehrere Städte in der Ukraine sind laut Angaben des ukrainischen Innenministeriums mindestens 31 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 120 Personen wurden den Angaben zufolge verletzt. Die Angriffe ereigneten sich diesmal am helllichten Tag und nicht wie meist in der Nacht.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte mit, Russland habe mit mehr als 40 Raketen verschiedenen Typs die Städte Kiew, Dnipro, Krywyj Rih, Slowjansk und Kramatorsk ins Visier genommen. Die ukrainische Luftwaffe meldete später, sie habe 30 von 38 russischen Raketen abgefangen.
Raketenangriff auf Kiewer Kinderklinik
In Kiew waren Explosionen zu spüren und hören. Gebäude gerieten ins Wanken. Die Stadtverwaltung berichtete, in mehreren Bezirken seien Trümmer vom Himmel gefallen, mutmaßlich von abgefangenen Raketen. Das habe Brände ausgelöst. Über mehreren Vierteln stieg dichter Rauch auf. Das ukrainische Präsidentenbüro teilte mit, Russland habe zu einer Zeit angegriffen, zu der sich viele Menschen in den Straßen von Kiew aufgehalten hätten.
Im Zentrum von Kiew wurde die Kinderklinik Ochmatdyt bei den Raketenangriffen getroffen. Es ist die größte Einrichtung dieser Art in der Ukraine. Ob es bei dem Angriff dort Opfer gab und, wenn ja, wie viele, steht noch nicht fest. Eltern, die ihre Babys im Arm hielten, gingen benommen und schluchzend aus dem Schutzraum auf die Straße. "Wir hörten eine Explosion, dann wurden wir mit Trümmern überschüttet", sagte die 33-jährige Switlaka Krawtschenko. Ihr zwei Monate altes Baby war unverletzt geblieben, doch die Frau hat Schnittwunden erlitten.
In der Hauptstadt Kiew wurden nach Behördenangaben mindestens 20 Menschen getötet und mehr als 60 weitere verletzt. Der Angriff auf Kiew sei einer der schwersten in den zwei Jahren des Krieges gewesen, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko der Nachrichtenagentur Reuters.
Nach den schweren russischen Angriffen steigt über mehreren Vierteln Kiews dichter Rauch auf.
Tote auch in Krywyj Rih und Dnipro
Aus den Industriestädten Krywyj Rih und Dnipro im Süden der Ukraine wurden bislang elf Tote und gut 60 Verletzte gemeldet. Die Angriffe ereigneten sich kurz vor dem NATO-Gipfel in Washington, bei dem es auch um die Unterstützung für die Ukraine gegen die russischen Angriffstruppen gehen wird.
Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, die Streitkräfte hätten lediglich ukrainische Luftwaffenstützpunkte angegriffen. Im Visier seien auch Einrichtungen der Rüstungsindustrie gewesen. "Die Ziele des Angriffs wurden erreicht. Die vorgesehenen Objekte wurden getroffen", teilte das Ministerium mit. Russland hat wiederholt erklärt, seine Truppen griffen keine zivilen Ziele an.
Vergeltungsdrohungen Selenskyjs
Der ukrainische Präsident Selenskyj kündigte inzwischen Vergeltung für den massiven Angriff Russlands an. Sein Land werde auch ein Treffen des UN-Sicherheitsrates beantragen, sagt Selenskyj bei einem Besuch in Warschau.
Die Regierungen von Partnerländern der Ukraine reagierten bestürzt auf das russische Vorgehen: Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin teilte mit, man verurteile die schweren Angriffe auf die Ukraine scharf und fordere Putin auf, "diesen Angriffskrieg auf so viele unschuldige Menschen unverzüglich zu beenden". Die Lage der Zivilisten und besonders der Kinder in der Ukraine sei "in großen Teilen dramatisch", die Angriffe "durch nichts zu rechtfertigen".
Italiens Außenminister Antonio Tajani wertete den russischen Angriff auf das Kiewer Kinderkrankenhaus als Kriegsverbrechen, das von der gesamten Welt verurteilt werden müsse. Auf der Plattform X schrieb er: "Ich bin erschüttert von den Bildern des Bombardements von Kiew." Die italienische Regierung werde weiterhin die Souveränität der Ukraine und ihres Volkes verteidigen.