
Vulkanausbruch auf La Palma "Nichts hält die Lavamassen auf"
Unaufhaltsam fließen die Lavamassen seit dem Vulkanausbruch auf La Palma Richtung Meer, einige Häuser wurden bereits zerstört. Der Vulkan scheint noch keine Ruhe geben zu wollen - er speit weiter Feuerfontänen aus.
Die Menschen im Südwesten La Palmas können nur zuschauen, während der Vulkan macht, was er will. Wobei er nicht mal zu wissen scheint, was er will. Aus den acht Schloten spritzt es mal mehr, mal weniger. Die Lava floss erst bis zu 700 Meter pro Stunde, dann hat sich der Lavastrom aufgefächert, ist langsamer geworden.
"Nichts hält sie auf", sagt Feuerwehrmann Esteban. Lava ist lebendiges Feuer: "Klar versuchen sie, Häuser zu schützen und bringen Menschen in Sicherheit - aber wirklich aufhalten kann man die Lava nicht."
Besonders aktiver Vulkanschlot bei Tacande
Die Lage ist schwierig, so der Feuerwehrmann. In der Ortschaft Todoque sind schon Häuser abgebrannt: Ein bisschen desaströs sei das alles, sagt Esteban. Auf den Kanaren benutzen sie die Verkleinerungsform gewohnheitsmäßig und für alles.
Besonders aktiv ist seit gestern ein Vulkanschlot in der Nähe von Tacande. Am Abend kamen ein paar Dutzend Schaulustige an die Straßensperre, an der Polizisten der Guardia Civil kontrollieren, dass niemand ins unmittelbare Gefahrengebiet fährt. Vor allem Einheimische kommen - sie schauen mit einer Mischung aus Faszination und Angst nach Süden, wo ein frischer Vulkankegel wächst.

Seit Sonntag hält ein Vulkan die Menschen auf La Palma in Atem: Er stößt Feuerfontänen aus, Lavaflüsse bahnen sich ihren Weg gen Küste.
"Leuten wird nichts bleiben"
Eineinhalb Kilometer ist der feuerspeiende Schlot weg, aber er ist nicht zu überhören. Er klingt, wie ein überdimensionaler Gasbrenner für einen Heißluftballon.
Isidro hat etwas weiter oben am Berg eine Finca, seine Hunde hätten bereits am vergangenen Freitag gewusst, dass es bald los geht: "Als er zum Wässern bei den Feldern war, wollten die Hündchen ums Verrecken nicht aus dem Wagen." Das kann Tage dauern, sagt er, und wenn die Lava Richtung Meer weiterfließt, ist das schlimm: "Den Leuten da wird nichts bleiben."
Faszination und zugleich Sorge
Vielen Leuten gehe es so, sagt Marike aus Deutschland, die seit vielen Jahren mit ihrer Familie auf der Insel lebt. Von ihrer kleinen Veranda aus hat sie einen tollen Blick auf den rauschenden Vulkan: "Meine Gefühle sind sehr gemischt. Also, zum einen finde ich es total faszinierend, aber ich schwanke zwischen Faszination und Sorge. Es sind viele Menschen betroffen."
Sie erzählt, dass sie erfahren habe, dass der Lavastrom in Toroque angekommen sei. "Und eine Bekannte konnte gerade noch schnell ihr Haus räumen und ihre Katze mitnehmen, der Lavastrom war 30 Meter weg. Die weiß, die wird ihr Haus nicht wieder sehen. Und es wird morgen nicht vorbei sein", sagt Marike weiter.
Ungewisse Lage
Michael, der auf Teneriffa lebt, ist mit spanischen Freunden einer Stiftung für Geologie auf die Nachbarinsel gekommen, um den Ausbruch zu studieren. Die Zukunft des Vulkans? Gebt mir eine Kristallkugel, sagt er - aber eine Idee hat er doch: "Es ist noch nicht ganz klar, wie viel Magma da ist, im Moment ist der Druck sehr hoch, noch nicht explosiv, aber man hört ja selbst, wie intensiv das arbeitet. Erfahrungsgemäß dauern solche Ausbrüche, zwei, drei, vier Wochen - es ist selten länger."
Vier Wochen, die sich - wenn es dabei bleibt - für die Menschen im Südwesten von La Palma ziemlich lang anfühlen könnten.