Leo Pieter Stoel
interview

Ameland und der Frachterbrand "Wir sind noch immer besorgt"

Stand: 28.07.2023 19:08 Uhr

Auf der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland beobachtet man den Brand auf der Autofähre Fremantle Highway mit Sorge. Bürgermeister Stoel spricht im Interview über mögliche Folgen für die Insel - und das, was ihm Hoffnung macht.

ARD: Wir hören von der Küstenwache, dass der Brand auf dem Frachter kleiner geworden sein soll. Die Lage soll stabil sein. Wie geht es Ihnen gerade im Augenblick?

Stoel: Wir sind noch immer besorgt, was geschehen könnte. Ich bin froh, dass es stabiler wird, dass die Feuerlage weniger wird. Und ich höre auch, dass eine zweite Schlepplinie ausgebracht wird. Das ist auch etwas, das beruhigt. Sie bekommen mehr und mehr Kontrolle über das Schiff.

Zur Person

Leo Pieter Stoel ist Bürgermeister der niederländischen Gemeinde Ameland.

ARD: Was sind Ihre Befürchtungen für die Insel Ameland?

Stoel: Die Sorge, die wir haben, ist, dass doch etwas schiefgeht mit dem Schiff. Jetzt ist es stabil. Und so lange es am Treiben bleibt, machen wir uns keine großen Sorgen. Aber wenn es sinken würde oder bricht, dann haben wir doch große Sorgen darüber, was aus dem Schiff herauskommen könnte.

ARD: Und da reden wir ja über 1600 Tonnen Schweröl, die noch an Bord des Schiffes sind und die im schlimmsten Fall austreten könnten. Wie bereiten Sie sich hier auf Ameland auf diese mögliche Katastrophe vor?

Stoel: Das tun wir zusammen mit Rijkswaterstaat, der Organisation, die für den Seeverkehr und die Küstenwache zuständig ist. Sind schon Maßnahmen nötig? Es ist auch ein Ölräumschiff nah ans brennende Schiff gebracht worden, damit so schnell wie möglich Maßnahmen unternommen werden können, wenn etwas Öl auslaufen sollte. Aber bis jetzt geht es gut. Das Schiff treibt noch immer. Es gibt kein Öl.

Karte: Ort der Havarie der "Fremantle Highway" vor Ameland, Niederlande

"Öl sollte nicht am Strand sein"

ARD: Falls das Öl ins Meer kommen sollte, wäre das für die Natur natürlich verheerend. Darüber hinaus: Welche wirtschaftlichen Folgen hätte so eine Ölkatastrophe für die Insel Ameland?

Stoel: Erstens ist die Gegend Weltnaturerbe. Und: alle Wattinseln sind sehr abhängig vom Tourismus. Es sind viele Gäste heutzutage auf der Insel. Und es wäre sehr schade, wenn der Strand mit Öl beschmutzt wird. Das sollte nicht am Strand, in der Natur, im Wattenmeer sein.

"Froh, dass sie aufgehört haben, Wasser auf das Schiff zu pumpen"

ARD: Schon jetzt aber läuft das Löschwasser ins Meer - und mit dem Löschwasser auch Brandrückstände von den verbrannten Chemikalien, die an Bord des Frachters waren. Was glauben Sie - wie gefährlich ist das jetzt schon für die Natur?

Stoel: Das könnte gefährlich sein. Aber ich bin froh, dass sie aufgehört haben, Wasser auf das Schiff zu pumpen, weil das auch große Sorgen bezüglich der Instabilität des Schiffes ausgelöst hat.

ARD: Wie gut werden Sie von den Behörden über die aktuelle Lage informiert?

Stoel: Ich habe regelmäßig Kontakt mit den Behörden, mit Rijkswaterstaat, die mich informieren über alles, was rund um das Schiff geschieht. Wir fühlen uns gut informiert.

"Glaube nicht, dass viele Leute Ameland verlassen"

ARD: Wissen Sie, ob schon Touristen aufgrund des Vorfalls abgereist sind? Oder läuft die Urlaubssaison weiter wie geplant bei Ihnen?

Stoel: Bis jetzt ist nichts am Strand zu bemerken. Der Strand ist noch immer sauber. Es ist ganz schön auf der Insel. Das Wetter wird gut. Also: Ich glaube nicht, dass jetzt viele Leute Ameland verlassen. Das Schiff sollte am Treiben bleiben. Es sollte nicht sinken oder brechen. Dann mache ich mir nicht so viel Sorgen.

Das Gespräch führte Tobias Reckmann, ARD Brüssel. Für die schriftliche Fassung wurde es redigiert und leicht angepasst.