Eine Krankenschwester führt im Krankenhaus "Ramon y Cajal" in Madrid einen PCR-Test zur Erkennung des Affenpockenvirus durch.

Affenpocken Erste Todesfälle außerhalb Afrikas

Stand: 29.07.2022 22:25 Uhr

Aus Spanien und Brasilien sind die ersten Todesfälle im Zusammenhang mit Affenpocken außerhalb Afrikas gemeldet worden. Wegen steigender Infektionszahlen hat San Francisco inzwischen den Notstand ausgerufen.

In Spanien ist ein Mensch an den Affenpocken gestorben. Es ist der erste bekannte Todesfall durch die Krankheit in Europa. Das Gesundheitsministerium in Madrid bestätigte den Tod, ohne Details zu nennen. Im jüngsten Bericht zu den Affenpocken hieß es zudem, es gebe 4208 bestätigte Fälle in Spanien. Darunter seien 3750 Patienten, zu denen man nähere Informationen habe. 120 von ihnen würden in Kliniken behandelt.

Todesfall auch in Brasilien

Zuvor hatte bereits Brasilien über einen Todesfall im Zusammenhang mit Affenpocken berichtet. Es war der erste Fall, der außerhalb Afrikas gemeldet wurde. Es handelt sich um einen 41-jährigen Mann, der nach Angaben des Gesundheitsministeriums auch an Lymphomen und einem geschwächten Immunsystem litt. "Die Komorbiditäten verschlimmerten seinen Zustand", so das Ministerium. Der Patient wurde in der südöstlichen Stadt Belo Horizonte ins Krankenhaus eingeliefert und starb an einem septischen Schock, nachdem er auf die Intensivstation gebracht worden war.

Brasilien gehört neben den Vereinigten Staaten und Kanada zu den am stärksten von den Affenpocken betroffenen Ländern in Nord- und Südamerika, wo nach Angaben der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) bisher mehr als 5000 Fälle gemeldet wurden.

In einer Pressekonferenz in dieser Woche erklärte die PAHO, dass fast alle Fälle von Männern im Alter zwischen 25 und 45 Jahren gemeldet wurden, die Sex mit Männern haben. Gleichzeitig wies die Organisation jedoch darauf hin, dass sich jeder unabhängig von seinem Geschlecht oder seiner sexuellen Orientierung mit der Krankheit anstecken könne.

Die Erkrankung mit Affenpocken

Affenpocken gelten verglichen mit den seit 1980 ausgerotteten Pocken als weniger schwere Erkrankung. Die Inkubationszeit beträgt laut RKI fünf bis 21 Tage. Die Symptome (darunter zum Beispiel Fieber und Hautausschlag) verschwinden gewöhnlich innerhalb weniger Wochen von selbst, können bei einigen Menschen aber zu medizinischen Komplikationen und in sehr seltenen Fällen auch zum Tod führen. Affenpocken treten hauptsächlich in West- und Zentralafrika auf und verbreiten sich nur sehr selten in anderen Ländern, was die gegenwärtige Entwicklung ungewöhnlich macht.

Notstand in San Francisco

Wegen zunehmender Fälle von Affenpocken hat San Francisco den Notstand ausgerufen. Der Schritt von Bürgermeisterin London Breed erlaube es, mehr Personal und Ressourcen bereitzustellen sowie bürokratische Hürden im Kampf gegen die Krankheit abzubauen, verlautete aus Verwaltungskreisen der Stadt im US-Staat Kalifornien. Demnach tritt der Notstand am kommenden Montag in Kraft.

In dieser Woche hatte die Stadt ihr Hauptimpfzentrum für Affenpocken geschlossen, nachdem die Vakzindosen ausgegangen waren. Von 35.000 angeforderten Dosen seien nur 7800 eingetroffen, hieß es. Der nationale Engpass bei Impfstoffen gegen Affenpocken führt dazu, dass Impfwillige in den USA stundenlang anstehen müssen, nur um dann weggeschickt zu werden. Nach wochenlangen Verzögerungen sollen in Kürze 800.000 Dosen des dort schon gegen Affenpocken zugelassenen Pockenimpfstoffs des deutsch-dänischen Herstellers Bavarian Nordic verfügbar gemacht werden.

Ausbreitung auch in Deutschland

In Deutschland hatte das Robert-Koch-Institut Mitte der Woche 2410 Fälle von Affenpocken verzeichnet. In den allermeisten Fällen sind laut RKI nach derzeitigen Erkenntnissen Männer erkrankt, die sexuelle Kontakte zu anderen Männern hatten. In nur fünf Fällen seien Frauen betroffen, bei Kindern seien keine Fälle bekannt geworden.

Die Deutsche Aidshilfe (DAH) forderte eine Million Impfdosen gegen die Affenpocken gefordert. "Ziel muss sein, die Zahl der Infektionen so schnell wie möglich zu senken und die Epidemie dauerhaft in den Griff zu bekommen", erklärte Ulf Kristal vom DAH-Vorstand am Freitag in Berlin. Das sei nur möglich, wenn möglichst viele Menschen mit Infektionsrisiko geimpft würden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuletzt erklärt, die rasche Ausbreitung der Krankheit könne gestoppt werden. Dies sei mit den richtigen Strategien in den richtigen Gruppen möglich. Am Samstag hatte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus den weltweiten Gesundheitsnotstand erklärt, die höchste Alarmstufe der WHO. Bislang hatte die Organisation der Vereinten Nationen (UN) nur die Corona-Pandemie und Polio als internationalen Gesundheitsnotstand eingestuft.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. Juli 2022 um 23:00 Uhr.