Dieses mit einer Drohne aufgenommene Foto zeigt Teile eines Güterzugs in Flammen.

Umweltkatastrophe in Ohio Zugunglück wird zum politischen Spielball

Stand: 24.02.2023 15:17 Uhr

Anfang Februar war im Dorf East Palestine im US-Staat Ohio ein Güterzug entgleist. Er hatte giftige, krebserregende Chemikalien geladen. Ex-Präsident Trump besuchte jetzt den Ort und nutzte das Unglück für seinen Wahlkampf.

Die riesige pechschwarze Rauchwolke über ihren Häusern werden die Bewohnerinnen und Bewohner von East Palestine im Bundesstaat Ohio vermutlich nicht so schnell vergessen. Behörden hatten ausgelaufene Chemikalien kontrolliert abgefackelt, um eine Explosion zu vermeiden.

38 Waggons waren bei dem Güterzug-Unglück entgleist. Viele waren mit giftigen Chemikalien beladen, unter anderem mit dem krebserregenden Stoff Vinylchlorid. Drei Wochen später stehen die Bewohnerinnen und Bewohner von East Palestine immer noch unter Schock.

Der Ort werde nie wieder der gleiche sein, beklagt die 52-jährige Einheimische Barb Kugler im Fernsehsender PBS. Tatsächlich sind bis heute viele Menschen nach der Evakuierung nicht in ihre Häuser zurückgekehrt. Einige Anwohnerinnen und Anwohner klagen infolge des Chemieunfalls über Hautausschläge, Übelkeit und Kopfschmerzen. Die Angst ist groß, dass das Trinkwasser verseucht ist.

Einheimische fühlen sich im Stich gelassen

"Man hat die Leute in East Palestine nicht mit Informationen versorgt, man hat sie im Ungewissen gelassen und ihnen nicht gesagt, was man tun kann oder an wen man sich wenden kann. Ihre Angst ist immer noch da", sagt Erin Brockovich, Amerikas wohl berühmteste Umweltaktivistin. Sie war nicht die Einzige, die sich persönlich ein Bild von der Unglücksstelle gemacht hat.

Auch Verkehrsminister Pete Buttigieg kam gestern nach East Palestine - drei Wochen zu spät, wie ihm von allen Seiten vorgeworfen wurde. Buttigieg sagte, er wollte der Verkehrssicherheitsbehörde Zeit geben für eine unabhängige Untersuchung.

"Ich habe versucht, eine Balance zu finden. Zwischen meinem Wunsch, hier vor Ort zu sein und meinem Wunsch, meine Pflichten als Verkehrsminister zu erfüllen. Das bedeutet, der Verkehrssicherheitsbehörde den Vortritt zu lassen", sagt Buttigieg.

Trump greift Nachfolger Biden scharf an

Der Zugunfall mit den giftigen Chemikalien wird immer mehr zum politischen Spielball zwischen Demokraten und Republikanern. Nur einen Tag zuvor hatte Ex-Präsident Donald Trump den Unglücksort besucht und die Biden-Regierung heftig für ihr Krisenmanagement kritisiert.

Ich hoffe ernsthaft, dass alle Volksvertreter und Politiker inklusive Biden hier herkommen. Wenn er von seiner Tour aus der Ukraine wieder zurück ist, hoffe ich, dass er dann noch etwas Geld übrig hat. Dieses Unglück war eine Tragödie, fast eine unglaubliche Tragödie, die richtig schlimm hätte enden können.

Im kürzlich veröffentlichten Untersuchungsbericht der Verkehrssicherheitsbehörde hieß es, ein überhitztes Radlager sei schuld gewesen, und: die Katastrophe hätte zu 100 Prozent vermieden werden können. Schluss mit den politischen Streitereien, so die Chefin der Verkehrssicherheitsbehörde, Jennifer Homendy. Hier gehe es um eine Gemeinde, die leidet.

Die Eisenbahngesellschaft Norfolk Southern wurde angewiesen, für die Säuberung von Luft, Erdreich und Wasser aufzukommen. Die Aufräumarbeiten in East Palestine werden sich vermutlich noch viele Monate hinziehen.

Claudia Sarre, Claudia Sarre, ARD Washington, 24.02.2023 13:42 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. Februar 2023 um 05:51 Uhr.